Selektives Schlagen zerstört Fähigkeit der CO2-Aufnahme
Stanford/New York (pte/21.10.2005/11:26) – Die Lage im Amazonas ist
nicht nur angesichts der extremen Trockenheit (pte berichtete
http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=051017023 ) dramatisch: Jüngsten
Studien zufolge verschwindet der Wald doppelt so schnell wie bisher
angenommen. Als weiteres Bedrohung kommt, so Wissenschaftler des
Carnegie Institute of Washington in Stanford/Kalifornien
http://globalecology.stanford.edu hinzu, dass selektives Schlagen dazu
beiträgt die Kohlendioxidmenge, die der Wald aufnehmen kann, drastisch
zu verringern. Das berichtet das Wissenschaftsmagazin Science
http://www.sciencemag.org in der jüngsten Ausgabe. Die Schäden durch
Abholzen werden um mindestens 60 Prozent unterschätzt. Die
brasilianische Regierung hat die Studie willkommen geheißen, aber
zugleich eingeräumt, dass die Zahlen weit überzogen sind.
Durch selektives Schlagen gingen bis zu 50 Mio. Kubikmeter Holz in den
Jahren von 1999 bis 2002 pro Jahr verloren. Insgesamt ist eine Fläche
von 19.800 Quadratkilometer allein im Jahr 1999 durch selektives
Schlagen verloren gegangen. Hinzu kamen weitere 16.100 Quadratkilometer
durch Kahlschlag, wie der Wissenschaftler Gregory Asner berichtete.
Betroffen vom selektiven Holzschlag sind auch Regionen, die eigentlich
als Naturschutzgebiete ausgewiesen sind. Als besonders dramatisch kommt
hinzu, dass diese Art des Holzschlags nur sehr schwer auszumachen ist,
betonen die Wissenschaftler.
Das Forscherteam hatte Satellitenaufnahmen und -daten miteinander
verglichen und dabei festgestellt, dass es vielerorts zu einer
Ausdünnung der Vegetation gekommen war. Zusätzlich dazu hinterlassen
Holzarbeiter eine Schneise zerstörter Pflanzen, wenn die Baumstämme
abtransportiert werden. Obwohl diese Methode des selektiven Schlagens
weit weniger gefährlich für den Regenwald ist, als Kahlschlag, ist
dennoch der Schaden beachtlich: Meist sind es gerade dichte
Regenwälder, die große Mengen von CO2 aufnehmen, in denen solche
Methoden angewendet werden. Dies führt dazu, dass die Wälder danach
weit weniger CO2 aufnehmen können als vorher.
http://asnerlab.stanford.edu/projects/amazon_logging2/amazon_logging.shtml
Eine andere Studie, die ebenfalls im Wissenschaftsmagazin Science
veröffentlicht wurde, untersuchte die Folgen des Einschlages für die
CO2-Aufnahme. Das Team um Daniel Bunker von der Columbia University in
New York http://www.columbia.edu hat festgestellt, dass es durch den
Einschlag zu weniger Niederschlägen im Regenwald komme. Das verhindere
das Wachstum der Pflanzen, die viel Feuchtigkeit brauchen und bevorzuge
Spezies, die auch unter trockenen Bedingungen gedeihen können. Diese
Pflanzen können Kohlenstoff effektiver in ihrem Gewebe aufnehmen.
Allerdings gebe es auch einige weniger positive Effekte. Dazu gehöre
etwa die Fähigkeit vor Überschwemmungen zu schützen, die Wasserqualität
zu halten und anderen Risiken im komplexen Lebensraum standzuhalten.
"Die beste Strategie wäre, so viele Arten wie möglich zu schützen",
erklärt der Forscher. "Wenn zahlreiche verschiedene Lebewesen in einem
Ökosystem vorhanden sind, gibt es auch mehrere Möglichkeiten auf
Veränderungen der Umwelt zu reagieren. Und das wird in Zukunft
wesentlich sein", erklärt der Forscher. Die Tatsache, dass Holzfäller
einige Baumarten gezielt entfernen, sei keine positive Lösung.