Abbau von Arbeitsplätzen in der Automobil-Industrie

(Focus) – Nach Recherchen des „Business Insider“ hat eine interne E-Mail das Vertrauen von Aufsichtsrat und Betriebsrat in VW-Chef Diess nachhaltig zerstört. Das Schreiben wurde demnach vom Top-Management an die Arbeitnehmervertretung durchgestochen.

VW: In geleakter Mail ging es um den Abbau zehntausender Stellen

Dem Bericht zufolge begann die Aufregung mit einem E-Mail-Chat zwischen Diess und seiner Strategie-Truppe Mitte September. Für die „People Transformation“ erkundigte sich der Vorstandschef nach einem „Zielbild 2030“ zum Auf-, Ab- und Umbau beim Personal in der VW AG. Es folgten zahlreiche Mails, es ging hin und her, und in eine Nachricht schrieb Diess etwas hinein, nur ein paar Zeichen, die den Abbau von 30.000 oder 35.000 Arbeitsplätzen in Wolfsburg kryptisch zur Disposition stellte. Der Brisanz bewusst, baten die VW-Strategen um einen Auftrag, das „Zielbild“ zu erarbeiten. Auftrag erteilt, lautete die Antwort von Diess.

Im Verteiler der internen E-Mails findet sich kein Mitglied der Betriebsrats. Dennoch dauerte es nur ein paar Tage, bis die entscheidende Mail des Vorstandsvorsitzenden an einen Arbeitnehmervertreter durchgestochen wurde. Die Betriebsräte konnten so sehen, dass der VW-Chef heimlich daran arbeitet, jede zweite Stelle im Wolfsburger Stammwerk zu streichen.

 

Aufsichtsrat zwang Diess, seinen erteilten Auftrag zurückzunehmen

Wie „Business Insider“ weiter berichtet, trug Betriebsratschefin Daniela Cavallo die Nachricht in das Präsidium des Aufsichtsrats. Die acht Mitglieder zögerten nicht lang, bestellten Diess am 23. September zum Rapport ein. Die Eigentümer-Familien Porsche und Piëch, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Cavallo erklärten gegenüber Diess, sein Verhalten sei inakzeptabel. Er könne solch weitreichenden Planungen nicht ohne den Betriebsrat durchführen. Dieser Kulturbruch werde nicht toleriert. Schließlich zwang das Präsidium den VW-Chef dazu, den Auftrag aus der E-Mail zurückzuziehen.

Dennoch ließ Diess nicht locker und pochte weiter auf die Notwendigkeit, rasch etwas zu verändern. Gerade einmal 24 Stunden nach seinem Tadel meldete sich der VW-Chef in der Aufsichtsratssitzung unter dem Punkt „Verschiedenes“ und sprach nochmals den Personalabbau an. Er verglich die Situation mit dem BMW-Werk in Birmingham, das er einst jahrelang geleitet hatte. Dort habe das Management zu lange zögerlich agiert, bis es zu spät war. Dieses Schicksal wolle er Wolfsburg ersparen.

„Er hätte nach der Präsidiumssitzung einfach schweigen sollen“, sagt ein Aufsichtsratsmitglied. Das oberste Gremium fühlt sich von Diess getäuscht und hintergangen.

Wie aus Aufsichtsratskreisen zu vernehmen ist, liegt es jetzt nicht bei Diess, ob er weitermachen darf. Darüber werden in Vermittlungsgremien Mitglieder des Aufsichtsrats in den kommenden Wochen beraten.