Amerikaner gegen arabische Ziffern in Schulen
(pte002/20.05.2019/06:05) – 56 Prozent der US-Bürger sind dagegen, dass amerikanische Schulen arabische Ziffern nutzen. Das zeigt eine Online-Befragung, deren Ergebnis John Dick, CEO des Meinungsforschers CivicScience, via Twitter geteilt hat. 73 Prozent der Demokraten wiederum sind einer anderen Frage zufolge gegen die „Schöpfungstheorie des katholischen Priesters Georges Lemaitre“, also die Urknalltheorie, im Unterricht. Beides beweist vor allem eines: Menschen, die eine Frage nicht verstehen, lassen sich offensichtlich bei ihren Antworten leicht von Vorurteilen leiten.
Frage ohne Kontext
„Sollten Schulen in Amerika als Teil ihres Curriculums arabische Ziffern unterrichten?“ Diese vermeintlich einfache Frage haben 56 Prozent von 3.624 Respondenten mit „Nein“ beantwortet, was Dick als „traurigstes und lustigstes Zeugnis amerikanischer Bigotterie, das wir je in unseren Daten gesehen haben“ bezeichnet. Denn was diese 56 Prozent offenbar nicht wissen: Als „arabische Ziffern“ bezeichnet man genau jene Symbole, die fixer Bestandteil des Unterrichts sind, nämlich die Ziffern 0, 1, 2 und so weiter. Die einzige echte Alternative wären römische Ziffern, die aber selbst einfache Rechenaufgaben vergleichsweise klobig machen.
„Das ist Ignoranz, nicht Bigotterie“, verteidigte daher ein Poster auf Twitter das Ergebnis, worauf Dick ein weiteres Detail der Auswertung verraten hat. 72 Prozent der Republikaner, aber nur 34 Prozent der Demokraten unter den Respondenten, hatten sich gegen arabische Ziffern ausgesprochen. Das könnte man als Beleg werten, dass Republikaner im Schnitt weit ungebildeter sind – doch laut CivicScience-Daten haben 55 Prozent der Republikaner zumindest einen Bachelor und damit nur zwei Prozent weniger als bei den Demokraten. Das Ergebnis dürfte also doch eher daran liegen, dass Anhänger der Trump-Partei eher Rassisten sind, für die „arabisch“ erst einmal „böse“ bedeutet.
Vorurteile immer und überall
Um zu unterstreichen, dass sich nicht nur Rechte gerne von Vorurteilen leiten lassen, wenn sie eine Frage nicht recht verstehen, hat Dick ein anderes Beispiel bemüht, nämlich die Frage: „Sollten Schulen im Amerika die Schöpfungstheorie des katholischen Priesters Georges Lemaitre als Teil des Wissenschaftscurriculums lehren?“ Dagegen waren immerhin 53 Prozent der Amerikaner und gar fast drei Viertel der Demokraten. Es steht also zu vermuten, dass Letztere aufgrund antiklerikaler Vorurteile eine fundamentaltheologische Schöpfungstheorie wittern. Doch eigentlich ist die Urknalltheorie gemeint.
Tatsächlich war es Dick zufolge Sinn der Experimente, Vorurteile unter jenen Respondenten aufzuzeigen, die eine Frage nicht verstehen. Dabei wäre es für Probanden bei beiden Fragen so leicht gewesen, den eigentlichen Sinninhalt klarer zu erfassen. Egal, ob „arabische Ziffern“ oder „Georges Lemaitre“, eine schnelle Online-Suche hätte sofort zu aufschlussreichen Wikipedia-Einträgen geführt.