Mit einer Anmerkung von Jean Pütz
Meine persönliche Bemerkung:
Diese Initiative begrüße ich sehr. Möchte auch bemerken, dass ich seit ca. 10 Jahre fast klimaneutral lebe. Trotzdem muss ich Wasser in den Wein gießen und nachfragen, ob diese Initiative in ihrer Außenwirkung auf die Bürger, insbesondere auf die Jugendlichen, falsch verstanden werden kann? Der Mainstream – was an sich positiv zu beurteilen ist – heißt Umweltschutz. Selbstverständlich brauchen wir in unserer unmittelbaren Umgebung saubere Luft, sauberes Wasser, saubere Natur mit ihrer Artenvielfalt, ökologische Landwirtschaft, wir müssen die Meere vor Unrat insbesondere vor Mikroplastik und Plasitkfolien schützen und natürlich vor radioaktiven und giftigen Abwässern.
Dass der KLimawandel von Menschen gemacht ist, kann auch nicht in Abrede gestellt werden. Ob allerdings wir in Deutschland mit einer CO2-Erzeugung von 2% weltweit und Europa mit 10% bei strikter Einhaltung der geschlossenen Grenzwerte das Klima retten können, möchte ich inständig bezweifeln.
Was Deutschland anbelangt, so sind wir auf gutem Wege. Noch nie waren jedenfalls die Gewässer, die Luft so sauber wie heute. Auch die Müllentsorgung inkl. Recycling und Müllerverbrennung kann kaum mehr gesteigert werden. Dieser Aufwand hat sich gelohnt und am Anfang brachte das auch einen großen Ertrag. Aber das Problem ist, Aufwand und Ertrag entwickeln sich nicht linear. Wie bei allen Grenzwert-Betrachtungen verhält sich das entlang einer Parabel. Am Scheitelpunkt bringt noch so viel Aufwand keine Verbesserung, der Grenzwert ist gleich Null. Danach geht es – ähnlich wie von Paracelsus beschrieben – in den Schadensbereich. Mehr hilft eben nicht mehr und schadet sogar. Auf die lokalen Umweltinitiativen bezogen bedeutet das: Wenn es nicht gelingt, einen Großteil der Staaten von der Notwendigkeit z. B. der CO2-Reduzierung zu überzeugen, wird das Problem nicht gelöst – ganz nach dem Prinzip Ursache und Wirkung. Deutschland ist stets mit positivem Beispiel vorausgegangen, die löblichen Umweltaktivisten glaubten, das Beispiel würde Schule machen, doch leider konnte am Deutschen Wesen die Welt nicht genesen. Nicht einmal in Europa ist ein Konsens möglich.
Was die mit Steinkohle oder Öl befeuerten Kraftwerke anbelangt, so würde unser Verzicht lokal eher eine Steigerung z. B. der Stromproduktion durch diese Kraftwerke in Polen zur Folge haben. Gleiches gilt für die Kernenergie und der im Moment im Bau und in der Planung befindlichen Tausenden von Kraftwerken in der Welt, z. B. in China, Indien und USA, die schon heute für 50% der globalen CO2-Erzeugung verantwortlich sind. Auch die Kernkraftwerke scheinen eine neue Renaissance zu erleben. Frankreich hat mit der Erzeugung keine Probleme, denn über 100 Kernkraftzentralen sorgen dort für elektrische Energie. Sie haben dazu geführt, dass sie sogar die Gebäude mit elektrischer Energie beheizen und den ganzen Wärmemarkt beherrschen. Was ein Frevel ist, denn besser wäre es, diese Wärme unmittelbar zu erzeugen, entweder in großen oder kleinen Heizkraftwerken, die gleichzeitig dann auch noch Strom erzeugen.
Deutschland hat bewiesen, dass auch mit regenerativen Energien durchaus zu rechnen ist, obwohl die Nebenwirkungen und Risiken häufig nicht offenbart werden, z. B. dass Insekten und Vögel extrem durch Windräder vernichtet werden und Photovoltaik in unseren Breiten wesentlich unergiebiger ist als in südlichen Breiten. Trotzdem wieder ein hohes Lob an Deutschland: Die technologische Kompetenz hat zumindest erreicht der Welt zu zeigen, dass regenerative Energien wirtschaftlich rentabel sind. Wenn wir allerdings auf Grund dieser Erfolge meinen, wir könnten den CO2-Ausstoß in Deutschland durch weitere extreme Maßnahmen, d. h. durch Abschalten sämtlicher Kernkraftanlage und jetzt auch noch aller Kohlekraftwerke die Welt retten zu können, dann möchte ich das entschieden in Abrede stellen. Es ist überhaupt nicht geklärt, ob in Zeiten der Wind- oder Sonnen-Flaute die notwendige elektrische Energie ausreicht, um einen Gau zu verhindern.
Elektrische Energie lässt sich leider nur unter großem Aufwand speichern, z. B. durch Pumpspeicherwerke mit Wasserkraft, aber sonst herrscht Ratlosigkeit. Doch das Wunschdenken führt dazu, dass man glaubt, es müsste irgendwie klappen. Leider gibt es auch viele Wissenschaftler, die das bejahen, aber das sind selten Energiefachleute. Diese warnen inständig vor dem Gau, denn der Hochspannungsnetzverbund ist besonders durch die vielen dezentralen Einspeisungen für Störungen sehr anfällig geworden. Ich glaube, den überzeugten Ökologen dürfte es nicht besonders angenehm sein, wenn wir dann in diesen Zeiten der Flaute Braunkohle-Energie-Strom aus anderen Ländern beziehen müssen.
Das Ganze wird noch verstärkt, wenn wir unsere Autos auf Elektromobilität umrüsten wollen. Der Mainstream scheint zwar dahin zu wirken, aber dass nur mit Akkumulatoren versehene reine Elektroauto ist noch völlig unausgegoren. Ich als Diplom Ingenieur sehe nur eine einzige Chance, und zwar ein modifizierter Hybrid-Antrieb, wobei ein mehr oder weniger kleiner aber auf optimalen Wirkungsgrad eingestellter Dieselmotor oder Turbine nur die Batterie ladet, und deswegen in der Kapazität wesentlich kleiner werden kann. Die eigentliche Genialität steckt im Elektromotor, denn der benötigt keinerlei Getriebe mehr, so dass auch das Gewicht des modifizierten Hybridautos wesentlich geringer werden kann. Auch das erspart enorme Energie, wobei beim Bremsen die Batterie wieder rückgeladen wird.
Das alles hätte den Vorteil, dass die Automobilindustrie nicht völlig entsorgt werden müsste. Das geniale an dem am wenigsten CO2-abgebenden Dieselkonzept bliebe erhalten. Dass die Abgase feinstaub- und stickoxidfrei sind, ist schon bewiesen und wurde nur durch verbrecherische Software-Manipulationen verhindert.
Durch dieses extreme Festhalten an den Grenzwerten der CO2-Reduktion schädigt Deutschland seine vorbildliche Industrielandschaft, die nicht nur aus Großfirmen besteht, sondern aus kleinen unglaublich aktiven mittelständische Industriebetrieben. Auf diesen beruht der enorme Exporterfolg der deutschen Wirtschaft.
Zur Information: Die Industrie trägt in Deutschland zu 21% am Bruttosozialprodukt bei. Davon träumen Engländer mit nur 10% und Franzosen mit 11%. Der Grund: Deren Politik hat zu spät den notwendigen Wandel der alten Industrielandschaft in moderne Hightech-Industrien erkannt.
Nun stehen wir in großer Konkurrenz mit fernöstlichen Volkswirtschaften, die sich weitgehend nicht an gegebene Grenzwerte halten und deshalb einen enormen wirtschaftlichen Vorteil im weltweiten Handel besitzen. Da helfen uns starre Umweltideologen nicht weiter. Die sich abzeichnende Rezession – auch dadurch verursacht – wird die soziale Stabilität in Europa enorm beeinflussen.
Dieses sollten alle diese Wissenschaftler, die die begrüßenswerte Initiative der jungen Menschen unterstützen, berücksichtigen. Ich glaube, die Schulen sollten hier aktiv werden und zeigen, dass Umweltpolitik nicht nur emotional gesteuert werden kann.
Dies wollte ich einmal anmerken im Vorfeld des folgenden Artikels.
Jean Pütz
Erklärung der NaturwissenschaftlerInnen-Initiative „Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit“ zu Scientists for Future und Fridays for Future
Scientists for Future: Abrüstung für Klimaschutz – Frieden und Zukunftsfähigkeit gehören zusammen
NatWiss: Seit Wochen demonstrieren und streiken weltweit hunderttausende junger Menschen für ihre Zukunft, den Klimaschutz und den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.Dieses Anliegen der Initiative Fridays for Future unterstützen inzwischen mehr 14.000 WissenschaftlerInnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. In der Stellungnahme von Scientists for Future erklären sie: „Nur wenn wir rasch und konsequenthandeln, können wir die Erderwärmung begrenzen, das Massenaussterben von Tier- und Pflanzenarten aufhalten, die natürlichen Lebensgrundlagen bewahren und eine lebenswerteZukunft für derzeit lebende und kommende Generationengewinnen.“
Die NaturwissenschaftlerInnen-Initiative „Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit“ schließt sich diesen berechtigten Forderungen an. Diese sind umso dringlicher, als die Zukunftsfähigkeit unseres Planeten zunehmend mit der Frage von Krieg und Frieden verbunden ist. Die Zerstörung der Umwelt und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen unseres Planeten gefährden den Frieden und werden einem Sicherheitsrisiko, besonders für Menschen in verwundbaren und fragilen Risikozonen. So sieht auch die Scientists for Future-Erklärung die Gefahr, dass durch unzureichenden Schutz der Böden, Ozeane, Süßwasserressourcenund Artenvielfalt – bei gleichzeitiger Erderwärmung als „Risikovervielfacher” – „Trinkwasser- und Nahrungsmittelknappheitin vielen Ländern soziale und militärische Konflikte auslösen oderverschärfen und zur Migration größerer Bevölkerungsgruppenbeitragen.“ Bei Überschreiten klimatischer Kipp-Punkte des Erdsystems werden sich selbst verstärkende Prozesse in Gang gesetzt, mit weltweit katastrophalen Folgen.
Solche Umweltrisiken verbinden sich auf komplexe Weise mit anderen Krisenerscheinungen, von Armut, Hunger und Flucht über Globalisierung und Technikabhängigkeit, Nationalismus und Rechtsentwicklung bis zu Gewaltkonflikten und neuer Aufrüstung. Diese Entwicklungen sind brandgefährlich und untergraben die Grundlagen für Frieden und nachhaltige Entwicklung. So wie Umweltzerstörung den Frieden gefährdet, so stehen Gewalt und Krieg einer nachhaltigen Entwicklung im Wege. Ein nuklearer Winter durch einen Atomkrieg wäre nicht nur das Ende der menschlichen Zivilisation, sondern auch eine Bedrohung für das Leben auf der Erde.
Dem negativen Teufelskreis muss eine positive Verbindung von Nachhaltigkeit, Entwicklung und Frieden entgegengesetzt werden. Dazu braucht es präventive und kooperative Governance-Strukturen und Institutionen zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden, die Klimarisiken vermeiden und Krisenursachen angehen, durch Verteilungsgerechtigkeit, Transformation von der fossilen zu einer nachhaltigen und kohlenstoffarmen Energieversorgung sowie eine friedliche Konfliktlösung und Abrüstung.
Um die notwendigen Veränderungen zu finanzieren und zu realisieren, muss der gefährliche und kostspielige Aufrüstungskurs beendet werden. Klimaschutz braucht Abrüstung!