Relevant, aber kaum in den
Medien
Top Ten der Vergessenen Nachrichten: Platz eins
für das größte Freihandelsabkommen der Welt
Deutschlandfunk und
Initiative Nachrichtenaufklärung veröffentlichen Liste wichtiger Nachrichten
mit wenig Berichterstattung
Die größte Freihandelszone
der Welt entsteht, ohne dass die Öffentlichkeit davon Notiz nimmt. Viele
Senioren nehmen ungeeignete Medikamente ein – aber die Möglichkeiten, dies zu
verhindern, bleiben weithin unbekannt. So urteilt eine Jury mit Vertreterinnen und
Vertretern aus Wissenschaft, Medien und Studierenden deutscher Hochschulen, die
die Nachrichten der vergangenen zwölf Monate analysiert hat. Grundlage für die
Liste vernachlässigter Nachrichten bilden Vorschläge aus der Bevölkerung. Die
Top Ten dieser „Vergessenen Nachrichten“ wurde jetzt von der
Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks gemeinsam mit der Initiative
Nachrichtenaufklärung e.V. (INA) veröffentlicht.
Auffällig ist in diesem
Jahr, dass es neben zwei Themen aus dem Bereich Gesundheit und auch zwei Themen
aus dem Bereich des Datenschutzes auf die Liste geschafft haben. Auch die
Zusammenarbeit innerhalb der EU und andere internationale Fragen sind stark
vertreten.
Die Initiative
Nachrichtenaufklärung macht gemeinsam mit der Nachrichtenredaktion des
Deutschlandfunks mit den „Vergessenen Nachrichten“ seit 2015 auf
vernachlässigte Nachrichten und Defizite im Informationsbereich aufmerksam.
Recherchierenden Journalistinnen und Journalisten stellt die Initiative auf
Anfrage auch weitergehendes Informationsmaterial zur Verfügung.
Weitere Informationen zur
Initiative Nachrichtenaufklärung erhalten Sie unter: www.derblindefleck.de
Die Top Ten der Vergessenen
Nachrichten:
Top 1: JEFTA – Das größte
Freihandelsabkommen der Welt
Die Europäische Union und
Japan bilden seit dem 1. Februar 2019 die größte Freihandelszone der Welt. Das
Abkommen mit dem Kürzel JEFTA wurde gleichzeitig mit den viel diskutierten
Verträgen TTIP und CETA ausgehandelt, stand aber im Vergleich zu diesen sehr im
Hintergrund der öffentlichen Wahrnehmung.
Top 2: Der gläserne
Passagier – Sammlung von Fluggastdaten in der EU
Wer innerhalb Europas ein
Flugzeug besteigt, der wird seit dem vergangenen Jahr grundsätzlich
registriert. Mit dem Fluggastdatengesetz hat Deutschland 2018 eine
EU-Richtlinie mit weitreichenden Folgen umgesetzt: Bei jedem Flug werden 20
persönliche Informationen an staatliche Behörden übermittelt, fünf Jahre lang
gespeichert und gegebenenfalls auch weitergegeben. Während über die Speicherung
solcher Daten bei Flügen in die USA vor einigen Jahren noch sehr kontrovers
diskutiert wurde, gab es über die neue innereuropäische Regelung nur sehr wenig
Berichterstattung – obwohl sie die meisten EU-Bürger deutlich stärker betrifft.
Top 3: Venezuela und das
Völkerrecht – Kein Thema?
Die Bundesregierung hat
Anfang 2019, wie auch zahlreiche andere Staaten, den selbsternannten Übergangspräsidenten
Venezuelas, Juan Guaidó, als amtierenden Staatschef anerkannt. Völkerrechtlich
war dies ein Novum, wie Juristen im Auftrag des Bundestags festgestellt haben.
Während die politische Entwicklung und die humanitäre Krise in Venezuela in
Deutschland auf breites Interesse stoßen, haben Medien über die damit eng
verknüpfte rechtliche Debatte nur wenig berichtet. Und das in einer Situation,
in der das Land möglicherweise vor einem Bürgerkrieg steht und die USA bereits
offen mit einer Invasion gedroht haben.
Weitere Themen:
4. Gesünderes Wasser ist
möglich – Chemikalien meist nicht gefiltert
5. Das Stiftungs(un)wesen –
Almosen statt Sozialpolitik?
6. Kinderarbeit für das
Brautgeld – Das Sumangali-System in Indien
7. Wohlstand und Demokratie
in Afrika – Das Beispiel Botswana
8. Gefährliche Cocktails –
Falsche Medikation bei Senioren
9. Internet-Kriminalität –
Aufklärung gelingt nur selten
10. Lebenslanges Leiden –
Genitalverstümmelung in Deutschland
Deutschlandradio