Ursachenforschung zu Hochwasser

Massive Zunahme von Wetterextremen

Wien (pte/25.08.2005/14:24) – Nach den verheerenden Überschwemmungen in
Österreich und Süddeutschland werden Stimmen laut, die wieder einmal
von den Folgen der Klimaveränderung sprechen. Bestätigt werden diese
Untersuchungen von Berechnungen der Münchner Rückversicherung. In
diesen Statistiken wird klar, dass die wetterbedingten Katastrophen
global rasant zugenommen haben. Waren es zwischen 1950 und 1959 nur 13
Großereignisse, traten zwischen 1990 und 1999 insgesamt 74 solcher
Katastrophen auf.

Wissenschaftler sind sehr vorsichtig mit der Prognose solcher
Ableitungen auf die globale Klimaerwärmung. Internationale Klimamodelle
sind sehr komplex, meint der Klimaforscher Herbert Formayer von der
Wiener Universität für Bodenkultur http://www.wau.boku.ac.at im
Interview mit pressetext. Für die heftigen Niederschläge, die zum
Hochwasser führten, ist eine spezielle Wetterlage, namens Genua-Tief
oder 5b-Wetterlage, notwendig, erklärt der Experte, der gemeinsam mit
der Klimatologin Helga Kromp-Kolb das "Schwarzbuch Klima" editiert hat.
Eine solche 5b-Lage entsteht, wenn sich im Golf von Genua ein
Tiefdruckgebiet bildet, das vom Westen Richtung Osten über das
Mittelmeer zieht. Wenn das Wetter rundum wärmer ist, ist diese Front
dementsprechend heftiger. "Solche Wetterlagen kommen laufend vor",
meint Formayer. Problematisch sind sie allerdings im Sommer. Und dabei
sieht der Experte sehr wohl eine auffällige Zunahme.

"Das Wasserangebot entscheidet schließlich darüber, ob diese Wetterlage
ein Potenzial zu einer Katastrophe hat oder nicht", schlussfolgert der
Experte. Dass die Temperatur eine wesentliche Rolle spielt, ist nicht
von der Hand zu weisen, berichten auch Forscher wie Daniela Jacob vom
Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie. Extrem heiße Sommer,
sintflutartige Regenfälle und heftige Stürme hängen mittelbar mit der
globalen Erwärmung zusammen. "Die Niederschlagsmenge bleibt im Mittel
in Österreich gleich, hat zumindest das regionale
EU-Klimaforschungsprojekt Prudence ergeben. Allerdings wird es zu einer
Intensivierung der Niederschläge kommen", so Formayer. Das bedeute
auch, dass sich Menschen in Europa auf häufigere Extremwetterlagen
einstellen müssen.

Im aktuellen Fall war eine Verschärfung der Situation auch deshalb
gegeben, weil die Schneegrenze im August auf über 3.000 Meter lag. Der
negative Effekt ist dann in den Tälern umso heftiger. Nach den
Berichten der Münchner Rückversicherung wird die Verletzlichkeit nach
solchen Extremwetterereignissen immer höher. Das bedeutet, dass die
Zahl der Schadensfälle steigt. "Wir müssen den Menschen begreiflich
machen, nicht dort zu leben, wo sie sich dem Wasser entgegenstellen",
meint Ewald Schnug vom Institut für Ökologischen Landbau der
Bundesanstalt für Landwirtschaft http://www.pb.fal.de in Braunschweig
gegenüber pressetext.