Genschere, Risiken und Nebenwirkungen bei Patentanwendungen

Immer mehr Patentanträge auf CRISPR-Pflanzen und Tiere
DowDuPont und ‚Baysanto‘ führend im Bereich neuer Gentechnikverfahren 29. Juni 2018 / Mit 50 internationalen Patentanmeldungen auf
neue Gentechnikverfahren im Bereich Nutzpflanzen ist derzeit der
DowDuPont-Konzern führend. Auf Platz 2 folgt ‚Baysanto‘ mit 30
Anmeldungen. Die US-Firma Cellectis (und ihr Ableger Calyxt), die mit
Bayer kooperiert und schon bald CRISPR-Pflanzen vermarkten will, kommt
auf über 20 Anträge. Auch Syngenta und BASF sind auf dem Gebiet aktiv.
Dagegen meldeten klassische Züchtungsunternehmen bisher nur wenigen
Patente in diesem Bereich an. Das ist das Ergebnis einer aktuellen
Patentrecherche, die Testbiotech jetzt ausgewertet hat.
In der Regel erstrecken sich die
Patente auf die Methoden, aber auch das Saatgut, die Pflanzen und deren
Ernte. Dabei werden mit Hilfe der neuen Gentechnikverfahren auch alte
Ideen wieder zu
innovativen Erfindungen: Bayer, Monsanto und
DowDuPont haben Patente auf glyphosatresistente Pflanzen angemeldet, die
mit dem CRISPR-Verfahren hergestellt werden. So kann das Kerngeschäft
der Unternehmen – die Vermarktung von herbizidresistenten Pflanzen wie
Soja, Mais, Raps und Baumwolle und passender Herbizide – auch in Zukunft
durch neue Patentmonopole geschützt werden.

Es gibt auch Patente, die sich auf Anwendungen beziehen, die für die
neuen Gentechnikverfahren spezifisch sind: So haben DowDuPont und
Monsanto Patente auf natürlicherweise vorkommende DNA-Sequenzen im
Erbgut von Pflanzen angemeldet, die besonders für den Einsatz von
Nukleasen geeignet sein sollen. Andere Patentanmeldungen, bei denen neue
und alte Gentechnik zum Einsatz kommen, beziehen sich auf Pflanzen mit
verändertem Wachstum und Ertrag, veränderten Inhaltsstoffen, Resistenzen
gegen Krankheiten oder technischen Veränderungen an den Nukleasen.

Die
Entwicklung erfasst auch die Tierzucht: Der Konzern Genus, einer der
größten im Bereich der Zucht landwirtschaftlicher Nutztiere, hat bereits
angekündigt, Tiere nutzen zu wollen, die aus Genome Editing
hervorgehen, und kooperiert dabei insbesondere mit der Firma
Recombinetics, die bereits rund ein Dutzend Patente auf Schweine und
Rinder angemeldet hat.

„In der Diskussion um die neuen Gentechnikverfahren wird immer wieder
das Argument vorgebracht, dass die neue Technologien billiger seien als
die bisherige Gentechnik und deswegen auch von kleineren Unternehmen
eingesetzt werden könnten. Dabei wird übersehen, dass die neuen
Verfahren, bei denen u.a. Nukleasen wie CRISPR-Cas9 eingesetzt werden,
ebenso patentiert werden wie die damit manipulierten Pflanzen und
Tiere“, sagt Christoph Then für Testbiotech. „Die Erfahrung zeigt, dass
sich kleine und mittelständische Züchter in einer von Patenten geprägten
Züchtungslandschaft langfristig nicht durchsetzen können.“

Über die Patente wird der Einfluss der großen Saatgutkonzerne weiter
wachsen und der Konzentrationsprozess in der Branche weiter
vorangetrieben. Schon jetzt verfügen nur drei Unternehmen, ‚Baysanto‘,
DowDuPont und Syngenta, über einen Anteil von rund 50 % am
internationalen Saatgutmarkt.

Diese Entwicklung kann auch erhebliche Auswirkungen auf die herkömmliche
Züchtung haben: Patentiert werden nicht nur technische Verfahren,
sondern auch die jeweiligen Pflanzen und Tiere mit ihren Eigenschaften.
Dabei gilt der sogenannte ‚absolute Stoffschutz‘: Die Patente umfassen
alle Pflanzen und Tiere, die die beschriebenen Eigenschaften haben,
unabhängig davon, wie sie gezüchtet oder gentechnisch verändert wurden.
Ist also ein Salat z.B. resistent gegen Blattläuse, gilt ein
entsprechendes Patent sowohl für mit CRISPR veränderte als auch für
konventionell gezüchtete Pflanzen mit ähnlichen Merkmalen. So werden die
Patentmonopole systematisch auf die gesamte Züchtung ausgeweitet.