Vorsicht bei Fleisch aus dem Supermarkt

Kühlketten-Problem und lange Haltbarkeitsdauer

Wien (pte/30.08.2005/15:41) – Erschütternd fällt auch in diesem Jahr
wieder die Untersuchung der AK-Wien http://wien.arbeiterkammer.at in
Österreichs-Supermärkten aus. Diesmal waren es Schweinsschnitzel, die
den Unappetit erregten, denn jede zweite Probe – genau 46,7 Prozent
-war am Ablauftag nicht mehr frisch. Mehr als ein Viertel war streng
riechend und gemessen an der Keimzahl, verdorben. Dabei wurden die
beanstandeten Waren in Supermärkten gefunden, die sich als "die Besten"
bezeichnen.

"Die Mängel liegen eindeutig bei der Kühllagerung", meint Heinz Schöffl
von der Abteilung Lebensmittelrecht der AK-Wien im Interview mit
pressetext. Eine Verpackung unter einer Schutzatmosphäre, bei der
Stickstoff beigegeben wird, um den Sauerstoffgehalt zu reduzieren, hält
der Experte für besser. "Da kann man die Haltbarkeit verlängern."
Kritik übt der Fachmann an den "überzogenen Haltbarkeitsfristen".
Zusätzlich dazu kritisiert er die Kühlung der Waren. "Auch wenn die
Kühlaggregate funktionieren, ist eine Fleischprobe schneller verdorben,
wenn sie einmal auf plus zehn Grad oder mehr erwärmt wurde." Dies sei
nicht mehr rückgängig zu machen.

Dass vom Marktamt nicht derart viele Beanstandungen gemacht werden,
hänge damit zusammen, dass bei der AK-Testung die Ware nicht bis zum
Ablaufdatum aufbewahrt werde. Die AK sei jedoch daran interessiert das
tatsächliche Kundenverhalten und die Auswirkungen zu untersuchen.
Hersteller und Verpacker sollten daher realistische Haltbarkeitsdaten
angeben. "Bei Untersuchungen des Marktamtes werden etwa 20 bis 22
Prozent der gezogenen Proben beanstandet", meint Andreas Müller vom
Marktamt Wien. Die Tendenz wie sie von der AK festgestellt wurde,
entspreche allerdings der Realität, so Müller zu pressetext. Es gebe
auch immer wieder Fälle, in denen verpacktes, abgelaufenes Fleisch
umgepackt werde. Die AK forderte neben der kürzeren Haltbarkeit auch
eine genauere Kontrolle der Kühlketten. Da sei die amtliche
Lebensmittelüberwachung gefordert. Die AK sieht dies allerdings mit der
Notwendigkeit verbunden, wirkungsvolle Strafen einzuführen.

Betroffen gibt man sich beim Lebensmittelkonzern REWE, der Billa- und
Merkurmärkte betreibt. "Wir nehmen diese Kritik ernst und werden für
eine lückenlose Aufklärung sorgen", meint Unternehmenssprecherin
Corinna Tinkler im pressetext-Interview. Darüber hinaus werde daran
gearbeitet, Lösungen zu finden, um dies zu vermeiden. Zu keinem
Zeitpunkt habe jedoch eine Gesundheitsgefährdung bestanden, meinen
Müller und Schöffl übereinstimmend. Eine hohe Keimzahl sei zwar
unerwünscht, aber nicht gefährlich.

Die Untersuchungsergebnisse des Jahres 2005 an den Schweinsschnitzeln
erinnern sehr eng an jene des Vorjahres: Dabei wurden 70 Prozent der
Wurst- und Frischfleischproben beanstandet. Nur 30 Prozent erhielten
damals das Urteil "gut" und "sehr gut". Offensichtlich besteht das
Problem mit der Kühlung in heimischen Geschäften immer noch. Wesentlich
besser schneiden, so Müller, heimische Restaurants und Wirtshäuser ab.
"Durch den starken Verdrängungswettbewerb, ist die Qualität gestiegen.
Denn dort können nur die Besten überleben".