Schlafqualität überwachbar dank KI

Smartwatch-Algorithmen beurteilen Schlaf

Sensoren handelsüblicher Modelle können Probleme aufzeigen, ersetzen aber nicht den Arzt

Smartwatch: Gadget taugt als Schlafmonitor (Foto: Artur Łuczka, unsplash.com)
Smartwatch: Gadget taugt als Schlafmonitor (Foto: Artur Łuczka, unsplash.com)

Lancaster
(pte004/17.10.2018/06:15) – Ein britisch-chinesisches Forscher-Team hat
Algorithmen entwickelt, mit denen eine handelsübliche Smartwatch quasi
zum Schlafmonitor wird. Denn die Software "SleepGuard" nutzt die in das
Gadget verbauten Sensoren, um Infos über Bewegungen, Geräusche und
Lichtverhältnisse beim Schlaf zu sammeln. Das könnte es für Nutzer
leicht und günstig machen, besser zu verstehen, warum sie schlecht
schlafen.

Sensoren voll ausreizen

"Unser Projekt will das volle Potenzial handelsüblicher
Consumer-Smartwatches erschließen, indem es ihre hochentwickelten
Sensoren nutzt, um ein umfassenderes Verständnis für die Schlafmuster
eines Nutzers zu gewinnen", erklärt Petteri Nurmi, Lektor an der
Lancaster University http://lancaster.ac.uk . Denn die relativ kostengünstigen Gadgets enthalten meist
Bewegungssensoren, Mikrofon sowie einen Umgebungslichtsensor. Alle drei
sind geeignet, während des Schlafes Daten zu sammeln, die mit der
Schlafqualität zusammenhängen. Sie können also helfen, etwaige Probleme
aufzuzeigen.

Mit dem Mikrofon misst SleepGuard Schnarchen und Brabbeln sowie
Umgebungsgeräusche, mit dem Lichtsensor die Helligkeit der
Schlafumgebung. Die Bewegungssensoren wiederum erlauben der Software zu
erkennen, ob der Träger auf Rücken, Bauch oder Seite liegt und wie oft
er sich im Schlaf umdreht – also, ob er sich unruhig herumwälzt.
Außerdem erkennt das System so drei typische Handhaltungen, die
potenziell Probleme machen. Denn die Hand am Bauch kann auf Unwohlsein
hindeuten, die Hand auf der Brust durch Druck auf das Herz Alpträume
auslösen und die Hand auf dem Kopf Nerven in der Schulter belasten sowie
die Blutzufuhr des Arms einschränken.

Gut für den Hausgebrauch

In Tests an 15 Probanden hat sich SleepGuard bewährt. Es beurteilt die
Schlafqualität ähnlich genau wie handelsübliche Endanwender-Gadgets. "Im
Vergleich zu existierenden Schlafmonitoren auf dem Markt kann
SleepGuard ein breiteres Spektrum an Schlafereignissen erfassen und
Trägern ein besseres Verständnis für die Gründe ihrer Schlafprobleme
liefern", meint Mitentwickler Liqiong Chang, Professor an der Northwest
University http://english.nwu.edu.cn .

Freilich bleibt SleepGuard eine Lösung für den Hausgebrauch. Denn es
sammelt letztlich nur Infos über die physische Aktivität im Schlaf und
keine tatsächlichen biomedizinischen Daten. Mit der Genauigkeit
professioneller medizinischer Geräte ist die Lösung also nicht
vergleichbar. Doch ist eine Smartwatch aber auch ungleich günstiger. Für
Endkunden, die ihren Schlaf besser in den Griff bekommen wollen, könnte
der Ansatz also durchaus interessant sein.