„Mini-Herzen“ aus Stammzellen gezüchtet

"Mini-Herzen" aus Stammzellen gezüchtet

Winzige Strukturen sollen gefahrlose Medikamententests ermöglichen

Zukunftsvision: Mini-Herzen helfen bei Operationen (Foto: flickr.com/Rocky Roe)
Zukunftsvision: Mini-Herzen helfen bei Operationen (Foto: flickr.com/Rocky Roe)

San Francisco (pte001/16.07.2015/06:00) –

Forscher der University of California http://universityofcalifornia.edu sind einer revolutionären Methode auf der Spur, um neue Herzmedikamente
in Zukunft möglichst ungefährlich testen zu können. Hierfür haben sie
aus menschlichen Stammzellen winzige Strukturen gezüchtet, die von den
Grundfunktionen her im Wesentlichen primitiven, schlagenden
"Mini-Herzen" ähneln. Diese sollen sich aufgrund der Ähnlichkeiten zum
normalen menschlichen Herzen besonders gut für Medikamententests eignen,
Forschern einen besseren Einblick in die Herzentwicklung geben und
dadurch vielleicht auch helfen, Herzdefekten vorzubeugen.

Noch viel Arbeit zu erledigen

"Mithilfe dieser Methode könnte es eines Tages
vielleicht sogar möglich sein, bestimmte Teile eines Herzens
heranzuzüchten, die bei Herzoperationen als Flickstücke fungieren
könnten", zitiert "LiveScience" Bruce Conklin, Mediziner am Gladstone
Institute of Cardiovascular Disease http://bit.ly/1K6Zae2 der University of California. Bis dahin sei aber noch viel Arbeit zu
erledigen, meint der Co-Autor der nun präsentierten Studienergebnisse.
Für die Herzforschung sind diese Mini-Herzen aber schon jetzt sehr
interessant. "Diese Strukturen können nämlich als Modell herhalten, um
die Herzentwicklung zu veranschaulichen und im Fall von Problemen die
bestmöglichen Lösungswege zu finden", so Conklin.

Im Moment sieht der Experte den größten Nutzen aber vor
allem im Bereich von Medikamententests. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass
diese Strukturen sehr hilfreich sein könnten, um neue Medikamente zu
überprüfen, die sich noch in der Testphase befinden. Mit ihrer Hilfe
könnten gefährliche Nebenwirkungen und unangenehme Tierversuche
vermieden werden", ist der Experte überzeugt.

Sicherheit für Schwangere

Zur Herstellung ihrer kleinen Mini-Herzen griffen
Conklin und sein Team auf sogenannte pluripotente Stammzellen zurück.
Diese besitzen die Fähigkeit, sich zu jedem Zelltyp eines Organismus
entwickeln zu können, da sie noch auf keinerlei bestimmten Gewebetyp
festgelegt sind. Wenn sie im Labor gezüchtet werden, wachsen sie
normalerweise in schichtenförmigem Gewebe aus. Im aktuell vorgestellten
Forschungsprojekt wurde der Wachstumsprozess derart verändert, dass sie
kleine Strukturen bilden, die innen einen Hohlraum mit Herzzellen
aufweisen.

Als die Wissenschaftler die Mini-Herzen dem bekannten
herzschädigenden Schlafmittel Thalidomid aussetzten, bemerkten sie, dass
dadurch auch die Entwicklung der Strukturen gravierend beeinträchtigt
wird. "Die am häufigsten auftretenden Defekte bei der Geburt betreffen
das Herz. Deshalb ist es auch so ungemein wichtig, dass wir gerade
während der Schwangerschaft für eine ausreichende Medikamentensicherheit
sorgen. Jedes Jahr werden rund 280.000 Frauen mit Medikamenten
konfrontiert, die ein potenzielles Risiko für ihre Sprösslinge
darstellen", erläutert Conklin die Problematik.