Leben und leben lassen, gilt das auch für die notwendige Klimarettung?
Nachdenkliches, aus eigener Lebenserfahrung.
Der folgende Vortext gilt eigentlich als Begleitung zu meiner Moderation, ähnlich wie bei der ehemaligen Kultsendung Hobbythek, wo insgesamt über 20 Millionen Hobbytipps auf Anforderung der Zuschauer versand wohnen, aber nur gegen Einsenden eine an sich selbst adressierten und vor allem frankierten Umschlaga. Hier bei Facebook ist alles kostenlos.
Liebe Facebook-Freunde,
Am Anfang meiner Karriere als Wissenschaftsjournalist 1970, also vor 51 Jahren, habe ich eine Sendung in 13 Folgen mit dem Titel ‚Energie die treibende Kraft‘ ausgestrahlt. Sie war der Auftakt zur Redaktionsgründung ‚Naturwissenschaft und Technik‘ im aufkommenden dritten Programm des WDR. Der große Erfolg hat mich ermuntert, dass die Fernseh-Zuschauer nicht nur Unterhaltung und Nachrichten wünschen, sondern auch Erklärungen über naturwissenschaftliche und technische Errungenschaften, die unser Leben erheblich erleichtert haben. Wenn wir Demokratie ernst nehmen, hat jeder Bürger das Recht, auch über solche Themen informiert zu werden, die zweifelsohne unseren Alltag bestimmen oder voraus zu sehen waren. Dazu gehörten seinerzeit z. B. die expandierende Elektronik auf Basis der Halbleiter-Technik, und vor allen Dingen die Digitaltechnik, die heute überdimensional unser Leben bestimmt. Das alles bis 1979.
Zum Lachen und Staunen habe ich auch die Hobbythek entwickelt, die für mich ein ‚Trojanisches Steckenpferd‘ war, die den Menschen den Vorteil von Wissenschaft und Technik zum Begreifen und Anfassen zu belegen. Heute erscheint alles zu selbstverständlich, keiner denkt mehr darüber nach.
Es folgten Sendereihen wie ‚Wissenschaftsshow, ‚Bilder aus der Wissenschaft‘, ‚Globus‘ und ein Umweltmagazin ‚Dschungel – Leben und Leben lassen‘. Besonderen Wert legte ich auf Glaubwürdigkeit und Recherchen-Seriosität, der heute ausufernde Populismus war mir fern.
Extrem wichtig war für mich die politische Neutralität, auf keinen Fall auf Wünsche von Regierung und Parteien einzugehen, sondern selbstständig die Themen zu bestimmen, egal, ob es irgendjemanden passte oder nicht. Nie hat sich auch der WDR in diese Bemühungen eingemischt. Pure Pressefreiheit, von Lügenpresse keine Spur. Ich konnte voll meine vorher erworbenen Kenntnisse als Handwerker, Ingenieur der Elektro- und Nachrichten-Technik und später durch Studium an der Universität zu Köln als Oberstudienrat für Physik und Mathematik die didaktischen Voraussetzungen schaffen: wie sage ich es meinen Zuschauern. Parallel zu diesem Lehrerstudium beim berühmten René König und Erwin K. Scheuch in der volkswirtschaftlichen Fakultät erwarb ich die für den Journalisten wichtigen Kenntnisse im Verhalten von Menschen in der Gesellschaft.
Im Mittelpunkt stand bei mir, Zusammenhänge von Technik, Wissenschaft und Politik zu erkennen, Widersprüche aufzudecken und stets plausibel und kritisch zu begleiten. Was meistens von Politikern und besonders von Regierungen und Parteien übersehen wird, auch Naturwissenschaft hat besondere Grenzen und die werden durch die Naturgesetze geprägt. Die Kunst besteht darin, diese unabänderlichen Tatsachen so zu nutzen, dass sie zu logischen Entscheidungen führen, die die politischen Absichten unterstützen, allerdings strikt auf Nebenwirkungen Risiken zu achten, bevor verbindliche Gesetze entstehen. Im Populismus wird dagegen immer mehr verstoßen.
Dass bei allem, was ich vermittelte, die Nachhaltigkeit im Vordergrund stand, habe ich schon in meiner ersten Sendereihe bewiesen, in der ich dieses damals noch unbekannte Wort geprägt habe, vor dem Club of Rome und der Gründung der Partei ‚Die Grünen‘. Mein Wahlspruch: Du darfst die Ressourcen der Erde so nutzen, dass unsere Kinder und Kindeskinder die gleichen Chancen haben – mit Schwerpunkt auf Chancen. Das heißt, es bleibt ihnen ein ganz großer Gestaltungsraum, wobei die Alten nicht immer recht haben. Daher begrüße ich ‚Fridays of Future‘, aber mit berechtigten Forderungen, auch der Gegenwart Chancen einzuräumen. Dabei bedarf es Kenntnisse, die die Jungen noch nicht haben. Es reicht nicht, CO2 als Übeltäter zu erkennen und ihn dann aus der Technik zu verbannen, inkl. Verbrennungsmotor, ohne die Konsequenzen für die Wirtschaft zu berücksichtigen.
Dieses gradlinig Denken, welches sich auch Parteien zu eigen gemacht haben, kann in eine Sackgasse führen. Wichtig ist dabei Technologie-Offenheit nach dem Motto, alles zu nutzen, was dem Ziel der Senkung der Welttemperatur dient, den Wohlstand der Bürger erhält und Revolution verhindert, denn die frisst immer ihre Kinder und erzeugt soziale Verwerfungen, die auch die Demokratie nicht mehr beherrschen kann.
In diesem Sinne werde ich mich weiterhin in die Widersprüche des Mainstreams bei der Technik-Wertung, ebenso der Wissenschaft, der Volkswirtschaft und vor allen Dingen der Politik einmischen. Das ist der Grund, weshalb ich mich hier bei Facebook nicht nur mit oberflächlichen kurzen Beiträgen, auch nicht privat, engagiere. Da die Öffentlich-Rechtlichen mich zur Zeit meiden, weil sie glauben, ich sei irrationaler Gegner der ‚Grünen‘, sozusagen von vornherein, oder noch schlimmer, ich wäre nach ‚rechts‘ abgedriftet, was ich als Beleidigung ansehe. Wenn man einmal in diese Schublade hineingerät, hat man keine Chance mehr.
So habe ich mir diesen Kanal hier bei Facebook mit dankenswert über 84.000 Followern geschaffen. Was mich begeistert, ist die engagierte Teilnahme der Facebook-Freunde. Wohl kaum ein einzelner Journalist erhält so viele Bewertungen mit diesen Emotions, aber besonders sticht die von Facebook eingerichtete Rubrik ‚Kommentare‘, in der man sich schriftlich und häufig fundiert äußern kann.
Dies ist zu einem Diskussions-Forum der Bürger sondergleichen geworden. Pro Beitrag sind es häufig mehr als 500 Bürger, die untereinander schreiben. Ich versuche – wenn möglich – zu antworten, doch wenn mit das über den Kopf wächst, ist es kein Beinbruch, denn die meisten antworten und widersprechen sich gegenseitig – so bildet sich dieses Diskussions-Forum, welches sich so mancher Politiker ansehen sollte. Es sagt jedenfalls mehr über Meinungen aus als manche nach statistischen Regeln durchgeführten Meinungsumfragen.
In mein Engagement binde ich auch schon seit über 10 Jahren meine täglich aktualisierte wissenschaftliche Homepage die nach besten Wissen und Gewissen, ähnlich wie Wikipedia, Informationen und Erklärungen beinhaltet, in strenger Trennung von Nachrichten und Kommentar. Täglich arbeite ich mit meiner Sekretärin daran mindestens drei Stunden.
Jean Pütz
Folge 193 Der Vernunft eine Chance