Verehrte Facebook-Freunde,
nun habe ich etwa vier Stunden versucht, die über 900 schriftlichen Kommentare von Ihnen zu beantworten. Während Sie mir mit den Emotion großen Zuspruch leisten, kommen offenbar bei den schriftlichen Antworten die Impfgegner zum Vorschein. Sie kriechen sozusagen aus ihren sonst etwas vernunftarmen Ecken heraus. Das ist ihr gutes Recht und ehrlich gesagt, ohne es zu bewerten, amüsiert mich das. Es ist unglaublich, wieso unser Bildungssystem es nicht geschafft hat, viele Menschen aus dem Denken, welches die Ursache im Mittelalter hat, zu befreien. Ich finde es toll, dass wir in unserer Demokratie jede Meinung äußern können, ohne Repressalien erwarten zu müssen. Nur, ich habe nichts anderes versucht, als Ihnen den Tatbestand der Wissenschaft vom Impfen einigermaßen zu erklären, denn ich glaube, gerade rund ums Impfen existieren sehr viel Ängste, die Corona-Pandemie ist dafür ein typisches Beispiel.
Stellen Sie sich einmal vor, wenn im Mittelalter die Pest oder die Cholera oder die Pocken grassierten, was für ein Elend das war. Dort suchte man natürlich auch einen Verantwortlichen. Das ist typisch für alles, was mit Pandemie zusammenhängt. Aber damals war die Wissenschaft nicht soweit, dass man das den Quacksalber nicht vorwerfen konnte. Dies ist nur ein Zeichen dafür, dass die Gesellschaft sich immer dann einen Sündenbock sucht, wenn sie verunsichert ist.
In meinem Text habe ich die Nanotechnologie angesprochen. Ich weiß, Mathematik und der Einstieg in den Mikrokosmos ist und muss auch nicht jedermanns Sache sein. Ein Nanometer heißt 10-9 d. h. ein Billionstel Meter. Besser vorstellbar ist es, wenn man es auf den Millimeter bezieht, also immerhin ein Millionstel Millimeter, somit unvorstellbar klein bis fast in den Bereich eines einzelnen Moleküls. Noch Anfang des 20 Jahrhunderts glaubte man, dass der Mensch niemals in diese Dimensionen eindringen könnte. Heute ist das eine Wissenschaft geworden, die es überhaupt erst ermöglicht, innerhalb kürzester Zeit z. B. einen Impfstoff zu entwickeln, der die Folgen einer Pandemie einigermaßen begrenzt.
Klar, Corona ist ein sehr heimtückisches Virus, welches nur die Alten, meist noch mit Vorerkrankungen, erwischt, deswegen glauben einige, das Recht zu haben, dieses zu verharmlosen. Doch mittlerweile ist das Durchschnittsalter auf den Intensivstationen auf 50 Jahre zurückgegangen. Aber es hat sich nun einmal durchgesetzt, dass es vorwiegend die Alten trifft. Manche denken, na ja, das ist eine Art Reinigung der Gesellschaft, was können wir heute noch mit den Alten anfangen. Vielleicht gibt es auch irgendwann einmal eine Alten-Abschussprämie. Gott sei Dank haben wir unser Grundgesetz, in dem die körperliche Unversehrtheit verankert ist, und überlässt dies eben nicht irgendwelchen Interessensgruppen. Es lebe unsere Demokratie, aber offenbar hat ich das noch nicht überall herumgesprochen. Wer Corona und seine Gefährlichkeit leugnet, nichts dagegen tut und sich nicht den empfohlenen Maßnahmen anschließt, ist offenbar mit einer Art Euthanasie – weg mit den Alten und mit unwerten Wesen – einverstanden. Natürlich denken nur wenige so, das weiß ich, aber letztlich läuft es darauf hinaus, und Deutschland hat sich da in seiner Geschichte nicht mit Ruhm bekleckert.
Also, was ich mit meiner möglichst objektiven Erklärung nach bestem Wissen und Gewissen wollte war, ist Sachlichkeit in die Diskussion bringen. Ich weiß, Impfgegner kann ich nicht überzeugen. Aber es ist schon ein interessantes Phänomen, warum finden wir in unserer heutigen, durch Technik, Vernunft und Wissen geprägten Zeit, immer noch so viele Menschen, die nicht bereit sind, die Wissenschaft zur Kenntnis zu nehmen. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir in unserer scheinbar gesicherten Welt jedes Risiko vermeiden wollen. Klar, Impfen ist mit einem minimalen Risiko verbunden, doch das Problem unserer Zeit ist, dass die Menschen gar kein Risiko mehr wollen. Leider kann man nicht beweisen, dass man auf Grund einer Impfung nicht krank geworden ist, der Erfolg der Impfmethode ist geradezu ihr Verhängnis.
Außerdem wird von einigen Kommentarschreibern behauptet, ich würde mit meinen Beiträgen von der Pharmaindustrie bezahlt. Also mit Verlaub, am Impfstoff verdient die Pharmaindustrie relativ wenig, aber an den Medikamenten, die benötigt werden zur Behandlung der Erkrankung, die nicht geimpft sind, verdient sie Millionen. Das zum Thema Logik. Als Beispiel sei das existierende Medikament auf der Basis von Antikörpern, welches Bundesgesundheitsminister Spahn für Millionen Euro geordert hat, und dessen Wirkung nur am Beginn der Erkrankung wirkt. Pro Dosis kommen da drei- bis viertausend Euro zustande, wer soll das bezahlen?
Trotzdem, ich schätze jeden, der sich bei mir äußert und versuche, ihm auch individuell zu antworten, aber vielleicht verstehen Sie, dass das bei dieser Fülle an Kommentaren nicht mehr möglich ist. Bitte entschuldigen Sie.
Herzlichst Jean Pütz