17.10.2019 App erlaubt Totalüberwachung

Der Roman 1984 von George Orwell  beschrieb die Möglichkeit der perfekten Überwachung des Individuums in der Zukunft. Ich war Redaktionsleiter für Naturwissenschaft und Technik in diesem Jahr 1984 im WDR-Fernsehen.
Aus der damaligen Sicht schien uns das als Utopie ohne realen Bezug. Das sich anbahnende Internet war nur für Wissenschaftler und Geheimdienste zugänglich. Bekanntermaßen änderte sich das rasant. Anfangs gewannen wir dem sehr viel Positives ab, ermöglichte es doch – wie niemals zuvor – an jeden Bürger ganz individuell alle möglichen  Nachrichten zukommen zu lassen.   Wir glaubten, das würde der Demokratie enorm nützen.

Aber das Gegenteil ist der Fall. Eine psychologische Tatsache hatten wir übersehen, die sogenannte ‚selektive Wahrnehmung‘. Der Bürger – sprich das Individuum – wählt aus der enormen Fülle von Informationen nur das heraus, was in sein beschränktes Gehirn hinein passt. Dadurch können sich Fakenews, also falsche und bewusst manipulierte Nachrichten, verbreiten wie niemals zuvor.  Wer hätte gedacht, dass das in eine Art postfaktisches Zeitalter mündet. Es ist nicht nur die Ära Trump, die das brutal ausnutzt, sondern mittlerweile bringt es die gesamte demokratische Welt in die Bredouille. Es ist der Nährboden für die Populisten, leider nutzen das auch schon viele Volksparteien, um ihre Anhänger hinter sich zu scharen oder neue Anhänger zu gewinnen. Datenschutzgesetze können dem leider nicht Einhalt gebieten.

Aber nicht nur das, in China wird mittlerweile die Vision von George Orwell zum Alltag, jeder überwacht jeden, bekommt Minus- oder Pluspunkte und der Einbruch in die Privatsphäre durch Apps, die scheinbar das Leben erleichtern, ist dort Realität.

Aber auch in den westlichen Demokratien nehmen die Möglichkeiten des privaten Abhörens immer mehr Raum ein, z. B. Alexa von Amazon oder Google home machen es möglich

Mit welchen Tricks z. B. die Chinesen ihre Bürger gleichschalten, darüber der folgende Artikel

Ihr Jean Pütz

(pte) – Die von der Kommunistischen Partei Chinas Anfang dieses Jahres gestartete App „Study the Great Nation“ („Lerne über die große Nation“) spioniert mehr als 100 Mio. Android-User aus. Laut einem Bericht des deutschen Cybersecurity-Unternehmens Cure53 erlaubt die Anwendung der chinesischen Regierung den kompletten Zugang zu den Smartphones der Nutzer.

Sogar Zugriff auf Handy-Lampe
Die App kann auf Fotos und Videos zugreifen und über die Front-Cam auch selbst Aktivitäten der User mitschneiden, den Standort des Nutzers ermitteln, Telefonnummern wählen und die Liste der Kontakte sowie die Internetaktivitäten sehen. „Die App hat auch Einsicht in Informationen von 960 weiteren Apps und kann sogar selbständig auf das WLAN der User und sogar die Taschenlampe des Smartphones zugreifen“, heißt es in dem Bericht. Cure53 fand all diese Überewachungsfunktionen im Code von „Study the Great Nation“ verborgen.

Die App erklärt Nutzern anhand von Artikeln und Videos die Ideologie und Aktivitäten von Staatspräsident Xi Jinping. Sie bietet auch ein Quiz über die gelernten Informationen an, bei dem die besten Spieler auf einer Liste erscheinen. Jedoch hat sich herausgestellt, dass es sich dabei nicht bloß um ein Propaganda-Tool handelt, sondern um ein Instrument der totalen Überwachung. Mit über 100 Mio. Downloads hat die App eine sehr hohe Reichweite.

Chinesische Regierung dementiert
Laut der „Washington Post“ ist Study the Great Nation auch für iOS-Systeme erhältlich. Cure53 hat von dieser Version der App allerdings noch keine Analyse gemacht. Apple zufolge kann hier aber kein „Super-User“ auf die Anwendung zugreifen. Die chinesische Regierung widerspricht dem Bericht und behauptet, es gäbe keine Überwachung über die App.