Yahoo überwachte User-Mails für US-Regierung

Yahoo überwachte User-Mails für US-Regierung

Geheimes Programm bereitwillig implementiert, das Daten abgreift

Yahoo: Ließ auch Geheimdienste mitlesen (Foto: flickr.com/Christian Barmala)
Yahoo: Ließ auch Geheimdienste mitlesen (Foto: flickr.com/Christian Barmala)

Sunnyvale (pte010/05.10.2016/10:52) –

Das Internetunternehmen Yahoo http://yahoo.com soll mit amerikanischen Geheimdiensten zusammengearbeitet haben.
Sämtliche Accounts wurden in Echtzeit Suchanfragen für bestimmte Wörter
und Sätze unterzogen – interessante E-Mails wurden dann online für FBI http://fbi.gov und/oder NSA http://nsa.gov gespeichert – noch dazu so schlecht, dass diese leicht gehackt hätten werden können.

Programm durchsuchte Mails

Yahoo-CEO Marissa Mayer soll einem "Reuters"-Bericht
gemeinsam mit dem rechtlichen Leiter Ron Bell ohne Widerstand einer
geheimen Regierungsanweisung gefolgt sein. Im ersten Halbjahr 2015 soll
ein Programm kreiert worden sein, das sämtliche ein- und ausgehende
E-Mails nach Schlüsselworten durchsuchte. Davon wusste nicht einmal das
hauseigene Sicherheitsteam, dass das im Mai 2015 entdeckte Programm
zuerst für einen Hacker-Angriff hielt. Der damalige Verantwortliche für
Informationssicherheit, Alex Stamos, zog im Juni desselben Jahres den
Hut und arbeitet nun bei Facebook.

Facebook, Twitter, Microsoft und Google nutzten den
Skandal gleich, um sich abzuputzen: "Wir haben noch nie so eine
Anweisung bekommen, aber wenn es so wäre, wäre unsere Antwort ein
einfaches ‚keinesfalls’", verlautete ein Google-Sprecher gegenüber
"TechCrunch". Auch Facebook will nie so eine Regierungsanfrage erhalten
haben, hätte aber mit Sicherheit dagegen gekämpft. Twitter lässt
ausrichten, dass sie vor Gericht gegangen wären. Microsoft hat bereits
im April das US-Justizministerium verklagt, weil das Abgreifen von
User-Daten gesetzlich geschützt ist.

Transparenzberichte kritisiert

Yahoo gibt zwar Transparenzberichte http://transparency.yahoo.com heraus, diese hinterlassen aber einen schalen Nachgeschmack – dort ist
für das Jahr 2015 von weltweit 23.540 durch die Regierung veranlassten
Zugriffen auf Konten die Rede, in den USA kommen noch null bis 499
National Security Letters hinzu (die vom FBI bewilligt wurden), durch
die kein Content abgegriffen werden darf. Weltweit kommen zu diesen
Zahlen noch 100 Anfragen in Notfällen hinzu, die schlagend werden, wenn
die abgefragte Information ein Leben retten oder schwere körperliche
Verletzungen vermeiden kann. Von der Massenüberwachung von Millionen
Accounts ist im Transparenzbericht natürlich keine Rede.

Kurz nach dem Bekanntwerden des Skandals meldete sich
auch Whistleblower Edward Snowden auf Twitter zu Wort: "Du verwendest
Yahoo? Sie haben im Geheimen alles überwacht, was du jemals geschrieben
hast, weit darüber hinausgehend, was das Gesetz verlangt. Schließe heute
dein Konto."