Wundmanagement: Kliniken sparen am falschen Ende

Wundmanagement: Deutsche Kliniken sparen am falschen Ende

fzm, Stuttgart, Juli 2015 – Von den rund vier
Millionen Wundpatienten in Deutschland werden nur 800.000 angemessen
behandelt, berichtet die Fachzeitschrift „kma – Das
Gesundheitswirtschaftsmagazin“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2015).
Viele Kliniken scheuen die höheren Anschaffungskosten für moderne
Wundprodukte, obwohl sich dadurch viel Leid für die Patienten vermeiden
und letztlich auch Geld sparen ließe. Die Initiative Chronische Wunden
(ICW) beklagt in diesem Zusammenhang, dass dem Krankenhauspersonal zudem
oft das notwendige Fachwissen fehle und interdisziplinäre
Zusammenarbeit nur selten stattfinde.

„Die Kosten der nicht effektiven Wundbehandlung liegen bei
rund 1,4 Millionen Euro im Jahr“, erklärt Veronika Gerber,
Vorstandsvorsitzende der ICW gegenüber der „kma“. Viel Geld, das gleich
in eine geeignete Wundbehandlung beziehungsweise deren Vorbeugung
fließen könnte, da ist sich die Expertin sicher.

Aber schon ein Blick auf die Ausbildungspläne von Ärzten und
Pflegepersonal verrät, wie es um den Stellenwert der Wundversorgung
bestellt ist: Im Medizinstudium kommt die Behandlung chronischer Wunden
überhaupt nicht vor. Pflegeschüler bekommen in den vorgesehenen 16
Unterrichtsstunden allenfalls Grundwissen vermittelt. Gerber empfiehlt
daher jenen Stationen, auf denen Wunden behandelt werden, eine bestimmte
Anzahl an Pflegekräften und Ärzten speziell zu schulen und die
interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Fachgebiete zu fördern.

Neben dem Fachwissen sorgen moderne Wundprodukte dafür, dass
die Behandlung individuell angepasst werden kann. Um das zu
gewährleisten bietet der Markt inzwischen eine breite Palette an
Verbänden und Auflagen, die auf die einzelnen Wundphasen zugeschnitten
sind. So ist ein feuchtes Wundmilieu eine Voraussetzung für die
Zellneubildung. Hydroaktive Wundverbände erhalten und regulieren die für
die Heilung notwendige Feuchtigkeit. Laut einer Analyse des Instituts
für Versorgungsforschung der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf
verbessern hydroaktive Auflagen die Heilungschancen um rund 52 Prozent.

Dass trotzdem 40 Mal mehr konventionelle Wundverbände
eingesetzt werden, liegt vor allem an den zunächst höheren
Anschaffungskosten. Auch wenn die Behandlung mit modernen Wundprodukten
laut dem Bundesverband für Medizintechnologie (BVMed) die Therapiekosten
um 25 Prozent senken würde. Gleiches gilt für Vorsorgemaßnahmen, wie
beispielsweise druckentlastende Matratzen, die dabei helfen, Wunden gar
nicht erst entstehen zu lassen.

Insgesamt raten die Experten den Kliniken langfristig in ein
besseres Wundmanagement zu investieren, um so den Patienten Leid und
sich Folgekosten zu ersparen.