Wie wirken Placebos ?

Einnahme erhöht Freisetzung von Endorphinen

Ann Arbor (pte/24.08.2005/09:15) – Es scheint doch so zu sein, dass
Placebos eine reale physische Wirkung haben und nicht nur eine
eingebildete. Eine Studie der University of Michigan
http://www.med.umich.edu hat nachgewiesen, dass durch die Einnahme im
Gehirn Chemikalien aktiviert werden, die Schmerzen lindern. Placebos
enthalten an sich nur Bestandteile, die über keine aktiven Wirkstoffe
verfügen. Wird Patienten mitgeteilt, dass es sich bei dem verabreichten
Medikament zum Beispiel um ein Schmerzmittel handelt, verspüren sie
häufig weniger Schmerzen. Für diesen Effekt werden normalerweise
psychologische Erklärungsmodelle herangezogen. Neuere Studien liefern
laut NewScientist Hinweise auf andere Phänomene. Wurde ein
Blindpräparat zum Beispiel heimlich mit einem Medikament versetzt, das
Endorphine blockierte, konnte kein Placeboeffekt nachgewiesen werden.
Damit war nachgewiesen, dass die Endorphine als natürliche
schmerzstillende Mittel des Körpers bei der normalen Reaktion auf
Placebos eine Rolle spielen. Die Ergebnisse der aktuellen Studie wurden
in dem Fachmagazin The Journal of Neuroscience http://www.jneurosci.org
veröffentlicht.

Das Team um Jon-Kar Zubieta hat jetzt gezeigt, dass Placebos durch die
Erhöhung der Freisetzung von Endorphinen tatsächlich Schmerzen lindern.
Vierzehn gesunde Männer zwischen zwanzig und dreißig Jahren nahmen ein
Medikament ein, das Schmerzen lindern sollte oder auch nicht. Zur
Auslösung eines Schmerzgefühls erhielten die Freiwilligen Infusionen in
den Kiefer. Während des Experiments mussten die Teilnehmer alle 15
Sekunden die Intensität des Schmerzes auf einer Skala von eins bis
hundert bewerten. Die meisten Testpersonen gaben dabei einen Wert von
rund 30 an. Ihnen war nicht bekannt, dass diese Messung für die
Regulierung der Menge der verabreichten Infusionen eingesetzt wurde.
Ziel dabei war es, ein konstantes Schmerzgefühl auszulösen. Dieses
Schmerzmanagement war erforderlich, da die Endorphine als körpereigene
Opioide dazu tendieren den Schmerz im Laufe der Zeit etwas zu
verringern. Die Forscher wollten sicherstellen, dass dieser Effekt
nicht mit dem von den Placebos verursachten vermischt wurde.

Alle Teilnehmer, die ein Placebo bestehend aus einer Salzlösung
erhielten, berichteten von einer Verringerung der Schmerzen. Die
Wissenschafter scannten zusätzlich mittels
Positronen-Emissions-Tomografie (PET) die Gehirne der Männer. Zuvor
waren radioaktive Marker injiziert worden, die sich an die gleichen
Rezeptoren anbinden wie Endorphine. Damit konnte die Menge der in jedem
der Gehirne gebildeten Endorphine ermittelt werden. Die jungen Männer
wurden insgesamt drei Mal gescannt. Das erste Mal vor dem Experiment,
das zweite Mal als sie bereits unter Schmerzen litten aber das Placebo
noch nicht erhalten hatten und das dritte Mal nach der Verabreichung
des Blindpräparates. Eine Hälfte der Teilnehmer machte den alleinigen
Schmerzzustand zuerst durch, die andere kam zuerst in den Genuss der
Wirkung des Blindpräparats. Die Scans zeigten, dass die Gehirne nach
der Einnahme der Placebos mehr Schmerz stillende Endorphine freisetzten
als normal. Zubieta geht davon aus, dass das körpereigen Systems zur
Bekämpfung von Schmerzen das Überleben des Organismus sicherstellen
soll. Der Placeboeffekt bediene sich der gleichen Mechanismen. "Wie das
genau geschieht, bleibt fürs Erste noch ein Geheimnis."