fzm – Das in verschiedenen Ländern eingeführte Rauchverbot am Arbeitsplatz und in öffentlichen Räumen zeigt Wirkung. Schon nach kurzer Zeit kommt es zu einem messbaren Rückgang von Herzinfarkten. Dies belegen eine Reihe von Studien, deren Ergebnisse Umweltmediziner in der Fachzeitschrift "Das Gesundheitswesen" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2009) zusammenfasst.
In den USA gibt es Rauchverbote am Arbeitsplatz oder in Restaurants schon seit Längerem, wenn auch nicht in allen Bundesstaaten oder Städten. In Europa machte Irland mit einem umfassenden landesweiten Rauchverbot im März 2004 den Anfang, nach und nach folgten andere Länder wie Italien und Frankreich. Auch in Deutschland haben seit 2007 alle Bundesländer Rauchverbote angeordnet, die jedoch hierzulande weiter die Gemüter erregen. Zwar ist unbestritten, dass die Schadstoffbelastung in Büros und Gastwirtschaften sinkt, auch scheint das Verbot viele Menschen zu motivieren, das Rauchen ganz aufzugeben. Doch gerade vonseiten der Tabakindustrie wird immer wieder behauptet, eine positive Auswirkung auf die Gesundheit sei nicht belegt. Dem treten Privatdozentin Dr. Gabriele Bolte und ihre Kollegen vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Oberschleißheim jetzt durch einen Überblick zu acht bereits veröffentlichten Studien entgegen. Hinzu kommen fünf weitere Studien, deren Ergebnisse in den letzten Monaten zunächst in Pressemitteilungen vorgestellt wurden. Dr. Bolte: "Alle Studien zeigen, dass nach der Einführung von Rauchverboten weniger Menschen mit Herzinfarkten oder anderen Folgen verengter Herzkranzgefäße in Krankenhäusern behandelt werden müssen."
Herzinfarkte sind eine bekannte Folge des Passivrauchens. Über die Lungen gelangen die Schadstoffe ins Blut, wo sie einen unmittelbaren Einfluss auf die Gefäßfunktion haben, was einen plötzlichen Verschluss der Herzkranzgefäße begünstigt. Deshalb sind die Ergebnisse der Studien nach Ansicht der Umweltmediziner auch aus biologischer Sicht plausibel. Das Ausmaß schwanke von Studie zu Studie und es sei möglich, dass einzelne Untersuchungen das Risiko überschätzten, berichten Dr. Bolte und ihre Co-Autoren. Insgesamt könne aber mit einem Rückgang der Herzinfarktrate um acht bis 19 Prozent gerechnet werden, schreiben die Experten. Dies entspricht auch den Erfahrungen früherer Studien zum Passivrauchen, in denen ein um 25–30 Prozent erhöhtes Risiko für Erkrankungen der Herzkranzgefäße ermittelt wurde. Passivrauchen sei in Deutschland jedes Jahr für 3800 Neuerkrankungen und 2100 Todesfälle verantwortlich, berichten die Autoren. Rauchverbote könnten deshalb eine sehr effektive Maßnahme zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung sein.
G. Bolte et al.:
Rauchverbote in öffentlichen Räumen: Aktuelle epidemiologische Evidenz für kardiovaskuläre Gesundheitseffekte auf Bevölkerungsebene.
Das Gesundheitswesen 2009; 71 (3):
S. 140-151