Forscher machen Stimulationspunkt mit Ultraschall sichtbar
Washington/L’Aquila/Wien (pte/23.02.2008/06:30) – Der mysteriöse G-Punkt, der Frauen zum sicheren Höhepunkt verhilft, hat es wieder einmal in die aktuellen Wissenschaftsmagazine geschafft: Italienische Forscher haben bei 20 Frauen den Stimulationspunkt mit Hilfe von Ultraschall sichtbar gemacht, berichten sie im Journal of Sexual Medicine und in der Online Ausgabe von New Scientist. Bisher war die Existenz des G-Punkts wissenschaftlich äußerst umstritten, weil es keinen Hinweis darauf gab, wo er sich tatsächlich befindet.
Mit Hilfe von Ultraschall ist es Emmanuele Jannini von der Universität in L’Aquila http://www.univaq.it/ gelungen, im Gewebe an der vorderen Vaginawand etwas zu finden: Bei den neun Probandinnen, die über heftige vaginale Orgasmen berichteten, die sich aus einer Stimulation dieser Region ergab, zeigte sich zwischen der Harnröhre und der Vagina ein dickeres Gewebe, als bei den elf Probandinnen, die noch nie einen vaginalen Orgasmus hatten. "Es ist das erste Mal, dass wir mit Hilfe einer einfachen, schnellen und günstigen Methode bestimmen können, ob eine Frau einen G-Punkt hat oder nicht", schreibt Jannini. Das bedeute auch, dass Frauen ohne sichtbaren Beweis eines G-Punkts keinen vaginalen Orgasmus haben können.
Als sehr interessant und aufschlussreich empfindet die Urologin und Sexualmedizinerin Elia Bragagna http://www.eliabragagna.at/ die Untersuchungsergebnisse. "Eigentlich müsste ich froh über das Ergebnis sein, denn damit wird vielen Frauen der enorme Druck über den vaginalen Orgasmus genommen", so die Medizinerin gegenüber pressetext. Es wäre gut, wenn man diesen Frauen, die einen solchen Höhepunkt nicht erreichen können, mitteilen würde, dass es strukturell eben nur bei manchen möglich sei, einen solchen vaginalen Orgasmus zu bekommen. "Es wäre viel klüger sich auf die Stimulation jener Regionen zu konzentrieren, die tatsächlich Lust erzeugen und die sich leicht stimulieren lassen", so die Forscherin. Das gelte auch im Austausch mit dem Partner.
Experten sind mit den Bildern von Jannini noch nicht vollständig zufrieden, erklärt auch Bragagna. Es könne sich bei den abgebildeten Regionen auch um die Paraurethraldrüse – auch Skene-Drüse genannt – handeln, meint die Wissenschaftlerin. "Diese wird auch als weibliche Prostata bezeichnet. Ihr Sekret ähnelt in Zusammensetzung und Enzymmustern dem aus der Prostata des Mannes. Wenn man davon ausgeht, dass im Embryonalstadium beide Geschlechter gleich aussehen und sich ähnlich entwickeln, ist das nachvollziehbar", so die Urologin. Experten bezeichnen die Prostata als männlichen G-Punkt. "Durch sexuelle Stimulation kann ein Orgasmus herbeigeführt werden, der sich von einem phallisch generierten Orgasmus deutlich unterscheidet", führt die Sexualmedizinerin an. Unter homosexuellen Männern ist die Prostatamassage weiter verbreitet als unter heterosexuellen", erklärt die Forscherin abschließend.