Vergewaltiger suchen Aufmerksamkeit im Netz

Vergewaltiger suchen Aufmerksamkeit im Netz
Immer mehr sexuelle Straftäter offenbaren sich auf Plattform Reddit
 
Missbrauchte Frau: Opferschutz im Web gefordert (Foto: flickr.com/nirvana328)

New York/Innsbruck (pte002/01.08.2012/06:05) – "Ich habe mehrere Mädchen mit Hilfe von Alkohol und anderen Taktiken über einen Zeitraum von drei Jahren vergewaltigt." Mit diesen Worten richtet sich ein anonymer Nutzer des Online-Portals Reddit http://reddit.com an die Leser eines Forums, das sich mit sexuellen Übergriffen beschäftigt. Die Fragestellung dazu lautet: "Es gibt hier viele Foren über Opfer von Vergewaltigungen. Aber wie sieht es mit der anderen Seite der Geschichte aus? Was ist eure Motivation? Bereut ihr es?" Die Reaktionen sind kontrovers. Experten diskutieren jetzt, ob solche Diskussionen bei der Prävention helfen können.

Opferschutz hat Vorrang

"Diese Vorgehensweise von Vergewaltigern ist exibitionistisch und hat absolut keine therapeutische Wirkung. Diese detaillierten Schilderungen der Tat sind eine Reproduktion in Worten. Vergewaltigungen ziehen schwere Traumata nach sich – auch im Internet muss man an den Opferschutz denken. Für die Täter gibt es nur den Weg zur Polizei und Männerberatung, um ihr Verhalten unter Kontrolle zu bringen", sagt Doris Staucher von der Beratungsstelle Frauen gegen Vergewaltigung http://bit.ly/Mh3Wc9 gegenüber pressetext.

Laut der Polizeistatistik werden in Deutschland jedes Jahr ungefähr 47.000 Menschen Opfer von Vergewaltigung und sexuellen Übergriffen. Die Zahl der versuchten Vergewaltigungen ist fast doppelt so hoch. Und auch die Dunkelziffer ist sehr hoch, denn viele Frauen zeigen den Täter nicht an, weil sie sich schämen, fürchten oder den Täter kennen. Eine Studie des Rape, Abuse and Incest National Network http://rainn.org besagt, dass zwei Drittel aller Vergewaltigungen im Familienkreis stattfinden. Ähnliche Untersuchungen werden im Reddit-Forum immer wieder zitiert.

Experten uneinig

Reddit ist eine von Männer dominierte Plattform – das bestätigt eine Statistik von Google DoubleClick Ad Planner http://bit.ly/ryoYo , die einen Männer-Anteil von 72 Prozent feststellt. Cyberstalking-Expertin Alexis Moore sagt gegenüber der Huffington Post, dass diese Art von Foren einen ernüchternde Auswirkung auf Opfer hat, die sich davor fürchten, dass ihr Vergewaltiger im Internet über die Tat schreibt. "Im schlimmsten Fall setzt sich die Schikanierung des Opfers dadurch fort", so Moore.

Anwältin Gloria Allred hat ihr berufliches Leben den Frauenrechten gewidmet. Nachdem sie sich das Forum durchgelesen hat, kommt sie zum Schluss, dass auch Täter bei der Thematisierung von Vergewaltigungen eine Rolle spielen sollten: "Wenn wir die Motivation von Tätern verstehen würden, könnten wir bessere Sicherheitsvorkehrungen treffen und den Vergewaltigern den Schaden, den sie angerichtet haben, vor Augen führen." Ein Vergewaltigungsopfer findet die Diskussion hingegen unangebracht und fordert von den Betreibern das Forum einzustellen.

Vergewaltiger ausforschen

Das Internet wird bei der Kriminalarbeit immer wichtiger. Harold Copus, ehemaliger FBI-Agent, empfiehlt den Behörden die IP-Adressen von Nutzern, die im Forum zugeben jemanden vergewaltigt zu haben, zu sichern und strafrechtliche Maßnahmen einzuleiten. "Wir müssen diese Diskussion zu einem logischen Ende führen. Jemand wird ins Gefängnis gehen müssen", sagt der dreifache Familienvater. Er fügt hinzu, dass er der Erste wäre, der sich auf Reddit einloggt, wenn eine seiner drei Töchter einem Vergewaltiger zum Opfer fallen würde.