Umwelt- und gesundheitswirksame Grenzwerte sind oft diskussionswürdig. Ein Briefwechsel mit einem an der Praxis orientierten Mediziner

Guten Morgen Herr Jean Pütz,

Ganz lieben Dank für Ihre Antwort!!! Manchmal denke ich
schon, ich bin ganz allein mit meiner Ansicht – da tut es gut, aus Ihrem Munde
Bestätigung zu finden!

Zu Ihrer Bemerkung zu der Dieseldebatte:

Auf Grund Ihrer Bekanntheit und Anerkennung in der
Gesellschaft möchte ich Ihnen sowas wie „nationale Bedeutung“ ans Revers
heften:

Hier passiert etwas ungeheuerliches, man möchte schon fast
an Verschwörung denken.

Wenn ich im Zimmer die Adventskranzkerzen anzünde, habe ich
eine höhere Feinstaubbelastung als auf der Strasse.

Ich vermisse im Fachjournalismus eine sachliche Prüfung der
erstellten Grenzwerte. 70% der Richtlinien in Deutschland werden von der EU
vorgegeben zum Umsetzen. In Brüssel werden diese allein von den Fachministern 
– ohne Prüfung durch andere Gremien / Ministerien – in Richtlinien umgesetzt.
Hierzu hatte ich kürzlich einen sehr beeindruckenden Vortrag von Prof. Dr.
Ferdinand Kirchhof, Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts a.D. gehört und
mich mit ihm ausgetauscht.

Wie wurde zu Strauss-  / Wehner – Zeiten alles durch
kritischen Journalismus hinterfragt. Heute: Null

So wie Sie in Ihrer Rede „die Verteufelung des
effizientesten aller Motoren mit schwachsinnigen Grenzwerten“ ansprechen 
—  sind Sie auch allein???

Mit nachdenklichen aber lieben Grüßen

Ihr Christoph Wiemer

Dr. med. Christoph Wiemer

Facharzt für
Chirurgie, Visceralchirurgie

Lieber Dr. Wiemer,

überschärtzen sie nicht meinen Einfluss, aber was Sie sagen hat extreme
Relevanz. Schon lange mache ich mir Gedanken darüber, wer die Fachleute sind,
die solche Werte festlegen. Das sind nicht nur die Politiker, aber die werden
von Fachleuten, Gutachtern und Sachverständigen beraten, manchmal bleibt ihnen
nichts weiter übrig, als deren Ratschläge zu übernehmen. Deshalb fordere ich,
dass diese Personen endlich auch aus der Versenkung hervorgehoben und im
Internet benannt werden. Bei den Lobbyisten haben Transparenzy und kritische
Bürger es erreicht, dass Lobbiysten, die im Bundestag aus- und eingehen, im
Internet ausgewiesen werden müssen. Das Gleiche fordere ich für entsprechende
Berater von Ministerien sowohl in Brüssel, in Berlin als auch in den Ländern.
Doch auch solche, die die Parteien und öffentlichwirksame NGOs beraten.

Herzlichen Dank, ich fühle mich bestärkt. Besuchen Sie mich doch einmal
in meinem Landhaus in Heiligenhaus, Sie sind herzlich eingeladen.
Vernunfbegabte aller Länder vereinigt Euch

Ihr Jean Pütz