Ultraschall erkennt Krebserkrankung sicher

Ultraschall erkennt Krebserkrankung sicher

Vorsorgliche Entnahme von Schilddrüsenknoten nicht ratsam

Berlin
– Bei mehr als der Hälfte aller Menschen entwickeln sich im Laufe des
Lebens kleine Knoten in der Schilddrüse. Entdecken Ärzte sie als
Zufallsbefund bei einer Vorsorgeuntersuchung, ist dies kein Grund die
Knoten vorsorglich operativ zu entfernen. Denn in mehr als 90 Prozent
der Fälle geht davon keine Gefahr aus. Um jene zu erkennen, hinter denen
sich ein Schilddrüsenkarzinom verbirgt, untersuchen Ärzte die Knoten
mit Ultraschall und entnehmen bei Verdacht eine Gewebeprobe. Eine jüngst
im Fachmagazin „JAMA“ erschienene Studie bestätigt, dass dabei kaum
Krebsgeschwüre übersehen werden. Zur Kontrolle sollte nach einem Jahr
eine erneute Ultraschalluntersuchung erfolgen, betonen Experten der
Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM).

„Der
Ultraschall liefert uns heute entscheidende Hinweise, ob eine
Gewebeprobe entnommen und genauer untersucht werden sollte“, sagt DEGUM
Kursleiter Dr. med. Wolfgang Blank, Leitender Oberarzt der Medizinischen
Klinik I im Klinikum am Steinenberg in Reutlingen. Eine Krebserkrankung
zeige sich etwa dann, wenn der Knoten im Ultraschall echoarm sei, den
Schall also nur schwach reflektiert. „Ein erfahrener
Ultraschall-Untersucher erkennt Krebszellen in einem Knoten auch daran,
dass er unregelmäßige Ränder sowie Blutgefäße und winzige
Kalkablagerungen im Inneren aufweist“, erklärt der Experte.

Bedenken,
dass dabei Krebserkrankungen übersehen werden könnten, hat nun eine
Langzeituntersuchung weitgehend ausgeräumt. Die italienischen
Wissenschaftler beobachteten 1000 Patienten mit insgesamt 1567 Knoten
weitere fünf Jahre nach der Erstuntersuchung. Bei dieser waren die
Knoten entweder im Ultraschall als unauffällig eingestuft worden oder
das Ergebnis der Gewebeprobe war negativ. Die Ärzte stellten bei fünf
der Patienten Krebs an einem der zuvor untersuchten Knoten fest. Bei
vier dieser fünf Patienten zeigten sich bei der ersten
Ultraschalluntersuchung zwar verdächtige Veränderungen, die
Feinnadelbiopsie brachte aber keine bösartigen Zellen zutage. Der fünfte
Patient hatte in der Erstuntersuchung im Ultraschall noch keine
Krebs-typischen Merkmale gezeigt. Die Untersuchung zeige, dass
Sonografie und Biopsie sichere Ergebnisse liefern, kommentiert Blank.
„Bei 99,7 Prozent der ursprünglich entdeckten Knoten konnten die Ärzte
damit eine Krebserkrankung korrekt ausschließen.“

„Dennoch
sollten Ärzte und Patienten daran denken, die Knoten nach einem Jahr
noch einmal durch eine Ultraschalluntersuchung zu kontrollieren“, rät
der Experte. Ist das Ergebnis auch dann unauffällig, reiche eine
Kontrolle im Abstand von fünf Jahren. „Es gibt keinen Anlass, die Knoten
trotz negativem Kontroll-Ergebnis vorsorglich operativ zu entfernen“,
betont Blank. Die Risiken und Folgen einer Operation, bei der häufig mit
dem Knoten die Schilddrüse halbseitig oder komplett entfernt wird, sei
keinem Patienten zuzumuten, der im Ultraschall sowie in der Gewebeprobe
keinen Verdacht auf Krebs zeigt.
Diese
Ultraschallkompetenz wird in DEGUM-Kursen vermittelt, die durch die
Fachgesellschaft zertifiziert und von den Kursleitern nach den
Richtlinien der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) durchgeführt
werden.

Das
Schilddrüsenkarzinom gehört zu den seltenen Krebserkrankungen. Laut dem
Robert Koch-Institut sind im Jahr 2010 in ganz Deutschland 1 670 Männer
und 4 220 Frauen an einem Schilddrüsenkrebs erkrankt. Daran gestorben
sind im gleichen Jahr 275 Männer und 431 Frauen. „Die Überlebenschancen
sind bei einer rechtzeitigen Diagnose sehr gut“, so der DEGUM-Experte.
„Von zufällig entdeckten Knoten, die sorgfältig kontrolliert werden,
geht somit kaum eine Gefahr aus“.