Interview mit Jean Pütz, 29. März 2004: EM („ERFOLG Magazin“) sprach mit Jean Pütz über Erfolg und Karriere.
1. Wie würden Sie Erfolg definieren?
Erfolg ist Wollen und Können – und Glück. Das Glück kommt immer, man muss es nur zur rechten Zeit packen.
2. Selbstorganisation und Zeitmanagement stehen für viele im Zusammenhang mit persönlichem Erfolg. Wie erfolgreich bewältigen Sie diesen Punkt in Ihrem Leben?
Ich hasse Zeitmanagement, ich möchte gerne über mich selber verfügen können. Selbstdisziplin ist viel wichtiger. Man muss die Kraft haben, seine Pläne durchzuziehen. Ich habe auch eine Rakete unterm Hintern, die mich vom Arbeitsplatz treiben würde, wenn ich nicht so viel Selbstdisziplin hätte. Aber das darf man nun auch wieder nicht so verbissen sehen!
3. Gesundheit und körperliche Fitness sind die Voraussetzung um Leistung im Berufs- und Privatleben bringen zu können. Wie sehen Sie sich selbst in Bezug auf diese Faktoren?
Körperliche Fitness ist wichtig. Man sollte aber nicht wie verrückt Sport treiben. In der Jugend Sport zu machen, vielleicht auch ein bisschen Leistungssport ist sehr gut. Der sollte aber nicht mit dem Ehrgeiz der Profi-Sportler betrieben werden, denen das manchmal auch nicht zu Gute kommt. Hier ist Selbstdisziplin wieder sehr wichtig. Sportler haben diese Selbstdisziplin – und deswegen auch Erfolg in anderen Bereichen. Im Alltag gilt: Bewegung ist das halbe Leben. Dieses Sprichwort unterstütze ich voll und ganz. Es ist bspw. gut, in ein Haus zu ziehen, das keinen Aufzug hat. Meinem Bewegungsdrang gehe ich durchaus nach.
Aktuell habe ich zusammen mit meiner (Lebensgefährtin Pina Coluccia ein Buch über den Bauchtanz ( Hobbytkekbuch : Lebenselexier orintalischer Tanz ) herausgegeben und habe dazu einmal untersuchen lassen, wie hoch die Anstrengungen dabei überhaupt sind. Prof. Froböse von der Sporthochschule Köln hat zum ersten mal dies wissenschaftlich erforscht und dabei herausgefunden , dass 30 min. Bauchtanz die selbe Anstrengung kostet wie 60 Min. Joggen – dafür aber viel gelenkschonender ist. Deswegen fange ich als Mann jetzt aber nicht an zu tanzen. Ich empfehle dem männlichen Gesclecht daher eher das Radfahren im Freien oder auf einem Heimtrainer. 3-4-mal die Woche ca. 30-45 Min. reicht jedoch aus, bei einer Leistung, die den Puls nicht über 120 kommen lässt.
Besonders wichtig sind Sport und Bewegung( z.B der Bauchtanz ) für Frauen um Osteoporose vorzubeugen. Knochen, die nicht gebraucht werden, bauen sich ab. So wie bei den Astronauten im Weltall. Die müssen auch Sport machen, um sich selbst in der Schwerelosigkeit fit zu halten.
4. Haben Sie ein persönliches Erfolgsrezept?
Mit Lust arbeiten! Und sich so beeinflussen, dass auch bei Routinearbeit noch Lust aufkommt. Deswegen ist mein Beruf so toll: da gleicht nie ein Ei dem anderen.
5. Denken Sie, dass Sie noch erfolgreicher werden können? Wenn ja: wie und in welchem Bereich?
Nein! Es reicht, die Karriere locker zu sehen. Neugier ist dabei besser als Ehrgeiz.
6. Haben Sie aktiv Einfluss auf Ihre Karriere genommen? Würden Sie sagen, dass Sie sich hochgearbeitet haben?
Ganz entschieden! Ich habe aber auch große Motivation bekommen. In meiner Handwerkslehre habe ein Jahr in einem Eisen-Hüttenwerk gearbeitet und weiß, was Handwerker leisten, die in solchen Betrieben arbeiten. Mir aber reichte es, deshalb habe ich eine Sonderbegabten-Prüfung gemacht, durch die ich auf die Ingenieurschule gehen konnte. Später habe ich das externe Abitur gemacht um auf der Uni studieren zu können, weil mir das, was ich auf der Ingenieurschule gelernt habe, auch nicht gereicht hat. Ich habe so stets gezielt Einfluss auf meine Karriere genommen, auch deshalb um nie unterfordert zu werden. Das ist wichtig.
Die andere Seite ist, dass ich mich auch nie bewerben musste. Eine „Gnade der frühen Geburt“. Die heutigen jungen Menschen haben es da leider nicht mehr so leicht. Obwohl 1956, als ich meinen Gesellenbrief gemacht habe, auch noch große Arbeitslosigkeit herrschte. Bei meinen weiteren Plänen kam ich in die Boom-Phase, das war mein Glück!
7. Gab es ein Ereignis, das Ihren Werdegang entscheidend beeinflusst hat?
Dass es mir gelungen ist, diese 2 harten Prüfungen zu bestehen: Ingenieur-Schule und externes Abitur. Das bestehen vielleicht 5-10% der Absolventen. Ich war nie auf einem Gymnasium.
8. Wie hat ihr Erfolg Sie beeinflusst?
Erfolg generiert Wiedererfolg. Mit Erfolgserlebnissen macht Arbeiten mehr Spaß und Lust an der Sache. Da beisst sich die Katze in den Schwanz: Erfolg generiert Spaß und Lust, damit macht das Arbeiten wieder Spaß.
Die Mönche sagten früher:“ Bete und arbete!“ Heute sage ich einfach: Arbeite und habe Lust!
9. Fällt Ihnen zum Thema Erfolg eine kleine Anekdote aus Ihrem Werdegang ein?
Ich habe immer das konkrete Ziel verfolgt: Wissenschaft normalen Menschen zugänglich zu machen. Das ist ein sehr demokratisches Ziel. Wie kann ein Mensch politisches Selbstbewusstsein entwickeln, wenn er nicht mal seine eigene Arbeitsumgebung versteht? Da habe ich mir konkret überlegt: Wie sollen die Menschen dieses Verständnis erreichen? Ich weiß, dass Erwachsene anders lernen als Kinder. Kinder lernen vom Einzelnen zum Allgemeinen, Erwachsene genau umgekehrt vom Allgemeinen hin zum Einzelnen. Zuerst muss man es ihnen erklären, es ihnen danach bspw. als Modell zum begreifen präsentieren und dann eine konkrete Umsetzung des Modells bringen. Praxis ist wichtig!
Das beste Beispiel ist die Methode, mit der ich meinen Zuschauern die Digitaltechnik nähergebracht habe. In 13 Folgen, die aus“ Erklären“, „Begreifen mit Hilfe eines tollen Buchs“ und der Umsetzung in “ praktischen Seminaren“ bestanden. Damit habe ich 30.000 Menschen an eine neue Technologie herangeführt, die zu der Zeit noch kaum jemand kannte und die unser Leben beherrscht. Wir leben ja bekanntlich jetzt im digitalen Zeitalter. Auf diesen Nasenfaktor bin ich u.a besonders stolz drauf. Daraus konnten jedenfalls viele Menschen großen Nutzen draus ziehen.