Milchsäurebakterien so gut wie Antibiotika
Zahl notwendiger Behandlungen bei Kühen reduzierbar – Geringere Belastung für die Umwelt
(pte017/29.01.2019/12:30) – Forscher der Hochschule Hannover http://hs-hannover.de haben einen Mix aus Milchsäurebakterien entwickelt, dessen Anwendung
bei Kühen genauso heilsam ist wie eine antibiotische Behandlung. "Mit
dieser Alternative ließe sich zukünftig die Zahl notwendiger
Antibiotika-Behandlungen reduzieren und die Gefahr verringern, dass
Antibiotika in die Umwelt gelangen und sich dort Keime bilden, die auf
diese Wirkstoffe nicht mehr anschlagen", sagt Alexander Bonde,
Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt http://dbu.de , die das Projekt unterstützt hat.
Marktreifes Produkt als Ziel
Auch wenn es derzeit noch kein marktreifes Produkt gibt, streben die
Experten aus Hannover mit den Projektpartnern der Freien Universität
Berlin und der Dr.-Windmann-Pharma-Gesellschaft (Ihrhove) die
Entwicklung eines entsprechenden Therapeutikums an. "Die entzündliche
Reaktion der Milchdrüse zählt zu den bedeutendsten Erkrankungen
hochleistender Milchkühe in Deutschland", erklärt Projektleiter Volker
Krömker von der Hochschule Hannover. Ein erster Hinweis auf die
Erkrankung könne sein, dass die Milch ausflockt.
Euterentzündungen würden aufgrund des schnellen Handlungsbedarfs derzeit
vorwiegend antibiotisch behandelt. "Milch von antibiotisch behandelten
Kühen können die Betriebe nicht an Molkereien abliefern", so Krömker.
Der wirtschaftliche Verlust für die Milchviehbetriebe sei nicht zu
unterschätzen. Zudem wirke das altbekannte Mittel Penicillin
beispielsweise auf einen der häufigsten Mastitis-Erreger, Staphylococcus
aureus, immer weniger. Der Grund: Es haben sich widerstandsfähige Keime
gebildet, die gegen das Antibiotikum resistent sind.
Wirkung auf Krankheitserreger
"Wir haben zunächst im Labor Milchsäurebakterienstämme isoliert und ihre
hemmende Wirkung auf die Krankheitserreger getestet", sagt Krömker.
"Wir untersuchten auch, wie sich die Stämme an Hautzellen des
Zitzenkanals und des Euters anlagern und ob sie einen Biofilm bilden."
Dies sei für das Verdrängen der krankmachenden Keime eine zentrale
Eigenschaft gewesen. Die anschließenden Versuche an Kühen unter
kontrollierten Bedingungen zeigten, dass der ausgewählte
Milchsäurebakterienstamm das Eindringen und das Vermehren der
"schlechten" Entzündungsbakterien in der Milchdrüse bestmöglich
verhindert.
"Unsere Tests haben gezeigt, dass an Mastitis erkrankte Kühe durch eine
derartige innovative Milchsäurebakterien-Behandlung gleichermaßen gesund
werden wie durch die herkömmliche antibiotische Methode", so Krömker.
Es seien keine Unverträglichkeiten festgestellt worden. Weitere
Untersuchungen und eine größere klinische Studie seien allerdings nötig,
um die Wirksamkeitsdaten auf eine breitere Basis zu stellen und zum
Beispiel mögliche Lager- und Anwendungsformen zu prüfen. Sollte sich ein
marktfähiges Präparat entwickeln lassen, wäre ein möglicher
gewinnbringender Nebeneffekt der Therapie, dass die Menge der Milch, die
bei Antibiotika-Behandlung nicht in die Lieferkette gelangen darf,
vermindert wird.