Test findet richtiges Antibiotikum in nur 30 Minuten

Test findet richtiges Antibiotikum in nur 30 Minuten

Trial-and-Error war gestern – Resistente Bakterien werden identifiziert

Schnelltest: Patienten erhalten so das beste Antibiotikum (Grafik: caltech.edu)
Schnelltest: Patienten erhalten so das beste Antibiotikum (Grafik: caltech.edu)

Pasadena (pte016/06.10.2017/11:25) –

In nur 30 Minuten können Mediziner des California Institute of Technology http://caltech.edu mit einem neuartigen Test herausfinden, ob ein Patient von Bakterien
befallen ist, die gegen ein bestimmtes Antibiotikum resistent sind.
Bisher ist es üblich, auf Verdacht ein Präparat zu verabreichen. Wenn es
nicht hilft, bekommt der Patient ein stärkeres. Ein solcher Prozess des
Trial-and-Error kann Tage dauern.

Ein Arztbesuch reicht

"Wir können die Welt mit einem schnellen Test
verändern", sagt Rustem Ismagilov, Professor für Chemie und
Chemieingenieurswesen. "Wir können die Art, wie Antibiotika verschrieben
werden, verändern. Ziel von Ismagilov und seinem Team war es, einen
Test zu entwickeln, mit dem sich während eines einzigen Arztbesuchs das
richtige Antibiotikum ermitteln lässt.

Die Forscher konzentrierten sich auf die Erreger von
Harnweginfektionen, an dem 50 Prozent aller Frauen irgendwann in ihrem
Leben erkranken. Allein in den USA ist diese Erkrankung der Grund für
acht Mio. Arztbesuche und eine Mio. Hausbesuche pro Jahr. Und so
funktioniert der Test: Eine Urinprobe, die bei einer Harnweginfektion
die auslösenden Bakterien enthält, wird in zwei Portionen geteilt. Die
eine Hälfte wird mit einem Antibiotikum versetzt, die andere Hälfte
bleibt unbehandelt. Nach 15 Minuten werden die Bakterien herausgefischt.

Fluoreszierende Punkte

Die Zellwände werden zerstört, sodass die "Innereien"
freiliegen. Diese werden mit einer Kombination aus einer chemischen
Erkennungstechnik und einer Untersuchung per SlipChip, einer früheren
Erfindung des Ismagilov-Teams, identifiziert. Dahinter verbirgt sich
eine kleine Karte mit Vertiefungen, in denen Reagenzien sind, die auf
DNA reagieren. Findet sich in der behandelten Probe weniger DNA als in
der unbehandelten, hat das Antibiotikum gewirkt und kann weiter
verabreicht werden. Sichtbar wird das durch fluoreszierende Punkte.

Das Team hat sich den Urin von 54 Frauen mit einer
Infektion durch Escherichia coli genauestens angesehen. In 95 Prozent
der Fälle stimmte das Ergebnis mit bisher üblichen Tests überein, die
tagelang dauern. Jetzt wollen die US-amerikanischen Wissenschaftler den
Schnelltest auf andere Bakterien und den von ihnen ausgelösten
Erkrankungen ausdehnen.