Stadtluft zu schmutzig für Sport und Bewegung:

Stadtluft zu schmutzig für Sport und Bewegung:

Schadstoffe belasten Herz und Lunge bei körperlicher Aktivität

Berlin
– Wer regelmäßig spazieren geht, joggt oder mit dem Rad fährt, um sich
fit zu halten, sollte auf der Trainingsroute stark befahrene Straßen
meiden. Ein Londoner Forschungsteam fand heraus, dass geringgradige
körperliche Aktivität in der Nähe stark befahrener Straßen die positive
Wirkung der Bewegung auf Atemwege und Symptome von
Herz-Kreislauf-Erkrankungen zunichtemacht (1). Dies gilt vor allem für
Menschen, die bereits mit einer Herz- oder Lungenerkrankung vorbelastet
sind. Anlässlich ihres 59. Kongresses fordert die DGP die Regierung auf,
mehr Maßnahmen für eine bessere Luftqualität in Großstädten zu
ergreifen. Auf einer Pressekonferenz am 7. März in Berlin erklären
Experten, was Stadtbewohner tun können, um sich vor Luftschadstoffen zu
schützen.

Im
Rahmen der Studie unternahmen 120 Männer und Frauen im Abstand von drei
bis acht Wochen zwei zweistündige Spaziergänge. Einer führte Sie
entlang der stark befahrenen Oxford Street, der andere durch den Hyde
Park. Unter Probanden befanden sich sowohl gesunde Freiwillige als auch
Patienten mit chronischen Herz- und Lungenerkrankungen. Vor und nach den
Spaziergängen untersuchten die Studienautoren Herz und Lunge der
Teilnehmer. Bei allen Probanden verbesserte sich nach dem Spaziergang im
Hyde Park die Lungenfunktion. Bei den kranken Teilnehmern mehrten sich
Symptome wie Husten, Auswurf und Atemnot bei der Wanderung entlang der
mit schlechter Luft belasteten Oxford Street. „Bei körperlicher
Aktivität wird mehr und tiefer eingeatmet, sodass mehr ungefilterte
Schadstoffe aufgenommen werden“, erklärt Dr. Joachim Heinrich von der
Ludwig-Maximilians-Universität München. „Diese Schadstoffbelastung kann
die positiven Effekte der körperlichen Aktivität wieder zunichtemachen.“

Wie
schädlich Abgase für die Gesundheit sind, hat die European Study of
Cohorts for Air Pollution Effects (ESCAPE) untersucht. Mehrere
Forschungsteams analysieren dabei Daten aus 22 europäischen Kohorten.
Bei gesunden Probanden, die einer erhöhten Konzentration von
PM10-Feinstaub-Partikeln ausgesetzt waren, ergab die Auswertung nach
fast 13 Jahren Beobachtungszeit ein um 22 Prozent erhöhtes
Lungenkrebs-Risiko. Weitere Untersuchungen dieses Konsortiums zeigen
auch, dass Feinstaub und Stickoxide sich negativ auf die Lungenfunktion
auswirken. „Für gesunde Menschen schätzen wir die Schadwirkung durch
Abgase als nicht sehr hoch ein“, sagt Heinrich. „Einige
Bevölkerungsgruppen sind aber durch Luftschadstoffe besonders gefährdet.
Dazu gehören Kleinkinder und Menschen mit chronischen Erkrankungen wie
Asthma, COPD, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die eines
besonderen Schutzes bedürfen.“

Im
Vergleich zu Stickoxiden und Ozon halten Experten Feinstaub für den
gefährlicheren Luftschadstoff. Die Ergebnisse der ESCAPE-Studie erhärten
den Verdacht, dass die Partikel auch unterhalb der gesetzlich
vorgeschriebenen Grenzwerte gesundheitsschädlich sind. „Niemand kann
sich der Belastung durch Luftverschmutzung vollständig entziehen“,
betont DGP-Experte Heinrich. „Deshalb müssen Städte und Gemeinden
Maßnahmen ergreifen, die die Luftqualität in Ballungsräumen verbessern.“
Einzelpersonen können sich schützen, indem sie stark befahrene Straßen
meiden. Freizeitsportler sollten bevorzugt abseits des Straßenverkehrs
trainieren.