Sicherer Auto fahren ohne Grauen Star:
Geringeres Unfallrisiko nach Linsenoperation
München,
Juli 2018 – Patienten, die einen Grauen Star operieren lassen, haben
ein um 9 Prozent geringeres Risiko, als Autofahrer einen schweren
Verkehrsunfall zu verursachen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle
Studie, die kürzlich im Fachjournal JAMA Ophthalmology erschien. Die DOG
– Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft weist vor diesem Hintergrund
darauf hin, dass schlechtes Sehen das Unfallrisiko im Straßenverkehr
erhöhen kann. Vor allem ältere Menschen ab dem 60. Lebensjahr sollten
ihre Augen deshalb regelmäßig auf Anzeichen eines Grauen Stars
untersuchen und, wenn nötig, operieren lassen.
Die
Autoren beobachteten über 500 000 Menschen im durchschnittlichen Alter
von 76 Jahren über einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren bevor und ein
Jahr nachdem sie wegen eines Grauen Stars (Katarakt) operiert wurden.
Nach dem Eingriff verzeichneten die Studienautoren 9 Prozent weniger
Verkehrsunfälle, die durch ihre Patienten verursacht wurden. Die Autoren
notierten nur Unfälle, bei denen der Fahrer mit schweren Verletzungen
in der Notaufnahme behandelt werden musste. Nach Schätzung der DOG
wechseln deutsche Augenärzte mindestens 800 000 Augenlinsen pro Jahr und
verhindern dadurch – glaubt man der Studie – rund 200 schwere
Verkehrsunfälle. Professor Dr. med. Bernd Lachenmayr von der
Verkehrskommission der DOG und des Berufsverbands der Augenärzte
erklärt: „Angesichts der hohen Sterblichkeit und der Tatsache, dass
Senioren sich meist nicht vollständig von einem Unfall erholen, ist jede
Maßnahme, die das Unfallrisiko verringert, ein Schritt in die richtige
Richtung.“
Ab
dem 60. Lebensjahr kann die menschliche Augenlinse trüb werden. Bei
fast 10 Millionen Menschen in Deutschland schreitet die Trübung so weit
voran, dass das Sehen dadurch stark eingeschränkt wird. „Besonders im
Straßenverkehr, wo es auf gutes Sehvermögen ankommt, kann der Graue Star
zu Unfällen führen“, betont Lachenmayr. Dadurch, dass die Trübung oft
schleichend verläuft, merken viele Patienten nicht, dass sie schlechter
sehen, ergänzt der Münchener Ophthalmologe: „Viele Betroffene sehen noch
ausreichend, um einen Fahreignungstest zu bestehen – aber beim
Autofahren können auch kleine Einschränkungen schon zu einem Unfall
führen.“ Damit sie nicht unentdeckt in dieser Grauzone bleiben, sollten
Menschen ab dem 60. Lebensjahr regelmäßig zur Kontrolluntersuchung beim
Augenarzt gehen.
Die
Katarakt-Operation ist ein Routineeingriff, der fast immer ohne
Komplikationen verläuft. Dabei tauscht der Augenarzt die getrübte Linse
gegen eine künstliche Linse aus, mit der der Patient wieder scharf sehen
kann. Die Kosten dafür trägt die Krankenkasse.
DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
Die
DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für
Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als
7.200 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren
und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in
der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche
Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche
Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den
wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum
Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im
Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste augenärztliche
Fachgesellschaft der Welt und die älteste fachärztliche Gesellschaft
Deutschlands.