Sibirische Bakterien produzieren reines Methan
Dimitry Sorokin bei der Entnahme von Proben in Sibirien (Foto: Dimitry Sorokin) |
Delft/Moskau (pte001/01.06.2017/06:00) –
In einem sibirischen See, in dem sehr viel Natriumkarbonat gelöst ist, haben Forscher der Technischen Universität (TU) Delft http://tudelft.nl/en zusammen mit Kollegen des Winogradsky Institute of Microbiology of the Russian Academy of Sciences http://fbras.ru/en Bakterien entdeckt, die für die umweltverträgliche Versorgung mit Energie einen entscheidenden Beitrag leisten können.
Effektiver als Biogasanlagen
Trotz der unwirklichen Umgebung – der ph-Wert liegt bei
10, das Wasser ist also stark basisch – überleben die Bakterien und
leisten dabei noch etwas Besonderes: Sie zersetzen Bioabfälle und
wandeln sie in reines Methan um. Das dabei frei werdende Kohlendioxid
(CO2) wird im See gespeichert, belastet also nicht die Atmosphäre.
Damit ist diese Anordnung weitaus effektiver als
Biogasanlagen. Die darin aktiven Mikroorganismen produzieren Biogas,
eine Mischung aus synthetischem Erdgas und CO2. Das lässt sich
verbrennen oder nach Abtrennung des CO2 ins Erdgasnetz einspeisen. Die
Abtrennung frisst allerdings sehr viel Energie.
Nur maßvolle Wärme notwendig
"Die Organismen, die Dimitry Sorokin fand, wachsen
optimal bei einer Temperatur von 50 bis 55 Grad Celsius und einem
ph-Wert von 10", sagt Forscher Mark van Loosdrecht von der TU Delft. Sie
könnten genutzt werden, um in neuartigen Bioreaktoren Methan zu
erzeugen. Allerdings müsste die Flüssigkeit, in der sich mit der Zeit
große Mengen an CO2 lösen, von Zeit zu Zeit gereinigt, also von CO2
befreit werden.
Das Klimagas könnte genutzt werden, um synthetische
Treibstoffe herzustellen, sogenannte Power-to-Liquid oder Power-to-Gas.
Alternativ könnte man es in geologischen Formationen endlagern und so
aus der Atmosphäre dauerhaft entfernen. Das so hergestellte synthetische
Erdgas emittiert bei der Verbrennung zwar wieder CO2, doch nicht mehr
als die Pflanzen, die die Bakterien zersetzen, zuvor aus der Luft
genommen haben, um Biomasse aufzubauen.
Erste Versuche waren ermutigend. Sorokin und van
Loosdrecht kultivierten die Bakterien. Wenn sie Sediment aus dem
sibirischen See hinzugaben, steigerte sich die Methanproduktion nahezu
explosiv. Weitere Versuche, bei denen das Sediment durch andere Biomasse
ersetzt wurde, waren ebenfalls erfolgreich, wenn die Bakterien mit
Nährlösungen bei Laune gehalten wurden. Von einer technischen Nutzung
ist das Verfahren allerdings noch weit entfernt.