Scharfe Bilder aus dem Inneren der Herzkranzgefäße

Scharfe Bilder aus dem Inneren der Herzkranzgefäße

Optische Kohärenztomographie erleichtert die Arbeit mit dem Herzkatheter

DGK Herztage 2016
DGK Herztage 2016

Berlin (pts023/06.10.2016/12:45) – Ein neues
bildgebendes Verfahren, die optische Kohärenztomographie (OCT), bringt
weitere Erleichterungen und Verbesserungen für die Arbeit mit
Herzkathetern. "Bei der OCT wird über einen Bildgebungskatheter mit
Infrarotlicht direkt in ein Herzkranzgefäß geleuchtet. Dabei kommt es an
den Gefäßwänden zu charakteristischen Lichtbrechungen, die
Informationen über Zusammensetzung und Struktur des Gefäßes liefern",
berichtete im Rahmen der DGK Herztage PD Dr. David M. Leistner, Charité –
Universitätsmedizin Berlin. "Aus diesen Informationen kann der Computer
unvergleichlich realitätsnahe, vergrößerte Aufnahmen der Gefäßinnenwand
generieren."

Die zusätzlichen Informationen und verbesserten Bilder
aus dem Inneren der Herzkranzgefäße erleichtern interventionellen
Kardiologen die Arbeit erheblich. So können jetzt nicht nur Ablagerungen
in den Wänden von Herzkranzgefäßen, sogenannte atherosklerotische
Plaques, sicher erkannt werden, sondern auch gefährliche Plaques von
harmloseren unterschieden werden. "Im Vergleich zu den Bildern, die wir
bislang mittels Ultraschall im Inneren der Gefäße machen konnten,
erlaubt die OCT eine deutlich bessere Auflösung", so PD Leistner.

"Strukturen, die sich bislang allenfalls schemenhaft
darstellen ließen, können nun präzise abgebildet und ausgewertet werden.
Mit der OCT können wir, im Gegensatz zum Ultraschall, nicht nur die
Plaque selbst erkennen, sondern sogar im Detail deren Oberfläche und
Zusammensetzung bestimmen." So lässt sich zum Beispiel mittels OCT auch
identifizieren, ob eine solche Plaque instabil und mit einer dünnen
Kappe ausgestattet ist, was mit einem besonders hohen Herzinfarktrisiko
verbunden ist.

Genauere Planung, optimierte Erfolgskontrolle

Diese neuen Möglichkeiten haben aber auch direkte
Konsequenzen für die Therapie. Mit den zusätzlichen Einblicken können
Interventionen im Gefäß anders geplant und durchgeführt werden, auch die
Erfolgskontrolle lässt sich optimieren.

PD Leistner: "Ob die Verwendung der optischen
Kohärenztomographie nicht nur das Behandlungsergebnis, sondern
vielleicht sogar die Prognose von Patientinnen und Patienten nach
Stent-Implantation verbessert, ist Gegenstand laufender
Studienprojekte."

Bessere Stent-Platzierung

Aktuelle Publikationen weisen in eine vielversprechende
Richtung. Eine kürzlich beim Kongress der Europäischen Gesellschaft für
Kardiologie (ESC) in Rom präsentierte Studie etwa zeigt, dass der
Einsatz der OCT beim Einsetzen von Stents im Vergleich zur
Stent-Implantation unter konventioneller Röntgen-Kontrolle zu einer
besseren Stent-Platzierung und dadurch einer besseren Durchblutung des
Herzmuskels führt. 1

In der klinischen Praxis wird die optische
Kohärenztomographie immer im Rahmen einer Herzkatheter-Untersuchung
durchgeführt. "Die Infrarot-Lichtquelle wird dabei über einen haarfeinen
Draht, der auch zum Positionieren eines Stents benützt wird, in das
Gefäß eingebracht", berichtet PD Leistner. "Die Untersuchung geht sehr
schnell vor sich. Innerhalb von zwei bis drei Sekunden lassen sich bis
zu 75 mm des Herzkranzgefäßes per Infrarotlicht abbilden."

Um das möglich zu machen, muss das Gefäß für kurze Zeit
frei von Blut sein. Das lässt sich durch den sogenannten
Kontrastmittelflash erzielen: Dabei wird das Gefäß kurz mit einem
Röntgenkontrastmittelbolus, wie er auch für die Röntgen-Bildgebung
notwendig ist, freigespült. "Die optische Bildgebung ergänzt also die
rein angiographische Darstellung", so PD Leistner. "Wenn man Routine mit
der OCT hat, muss man die Röntgen-Durchleuchtung weniger nutzen. Man
hat dann weniger Strahlenbelastung und benötigt insgesamt weniger
Kontrastmittel." Allerdings sei, wie immer, wenn Kontrastmittel zum
Einsatz kommen, bei nierenkranken Patienten bei der OCT Vorsicht
angebracht.

Künftig wichtiger Beitrag zur individualisierten Therapie

Langfristig ist eine zunehmend wichtige Rolle für die
optische Kohärenztomographie (OCT) in der Kardiologie zu erwarten –
nicht nur im Zusammenhang mit einer Optimierung von
Katheterinterventionen. Die Einblicke in den Zustand der Gefäßwand
bieten beispielsweise im Rahmen der kardiologischen Forschung die
Möglichkeit, die Wirkung von Medikamenten auf die Wände der
Herzkranzgefäße zu evaluieren. Letztlich könnte die OCT so auch einen
wichtigen Beitrag zu einer verstärkten Individualisierung der Therapie
leisten.

(1) "DOCTORS – Does Optical Coherence Tomography
Optimise Results of Stenting?", ESC Abstract 4151, präsentiert von
Nicolas Meneveau im Rahmen der Hot Line Session "Coronary artery disease
and imaging", am 29. August 2016 in Rom

Bildmaterial/Beispiele von OCT-Aufnahmen bei Bedarf in
hoher Auflösung verfügbar, anzufordern per Mail an presse@dgk.org oder
an kofler@bkkommunikation.com.