Rot macht vorsichtig

Farbwirkung: Rot macht vorsichtig
Zurückschrecken und Unterwürfigkeit aufgrund der Evolution
 
Rote Ampel und Stop-Schild: Warnfarbe der Evolution (Foto: pixelio.de/Sturm)

Hanover/Neu Isenburg/Bettendorf (pte028/09.06.2011/13:55) – Die Evolution ist schuld daran, dass Stopp- und Warnsignale meist Rot sind und Kampfsportler mit roten Trikots einen leichten Vorteil haben. Das behaupten Gehirnforscher vom Dartmouth College http://dartmouth.edu in der Zeitschrift "Psychological Science". "Das Meidungsverhalten und die Unterwürfigkeit, die Rot auslöst, stammt scheinbar aus einer vererbten psychischen Veranlagung. Denn ein rötliche Gesicht des Gegenübers deutet auf starke Erregung und macht vorsichtig", so Studienleiter Jerald D. Kralik.

Affen verzichten auf Leckerbissen

Die Forscher machten dazu Verhaltenstests mit Rhesusaffen-Männchen. Jeweils zwei Personen legten diesen ein Apfelstück vor und gingen dann zwei Schritte zurück. Fast immer griffen die Affen zu und verschwanden mit seiner Beute, wobei es egal war, ob die durchführenden Personen männlich oder weiblich waren und auch ob sie grüne oder blaue Kleidung trugen. War ein Kleidungsstück jedoch rot, ließen die Affen die Mahlzeit meist liegen, was die Forscher als erhöhten Respekt deuten.

Die Farbpsychologin Karin Hunkel http://farb-gefuehl.de erklärt das Ergebnis durch ein Phänomen der Physik. "Rot ist die langwelligste Farbe und wird deshalb am schnellsten und stärksten wahrgenommen. Es könnte sein, dass die Affen die anderen Farben gar nicht gesehen haben", so die Expertin im pressetext-Interview. Rot stecke deshalb in allen Warnschildern und sei auch die erste Farbe, die Babys im Mutterleib sehen oder nach der sie später greifen.

Feuer und Blut statt Kommunikation

"Rot ist Feuer und Blut. Auch wenn wir das Feuer gebändigt haben, brennt es trotzdem immer wieder, und viele sind bei Blut wie gebannt", erinnert Farbforscher Harald Braem http://haraldbraem.de gegenüber pressetext. Rot wird von der linken Gehirnhälfte verarbeitet, sorgt für Adrenalin und leichtes Schwitzen. Die Aufmerksamkeit des Publikums bekommen selbst kleine Rotflächen immer – daher auch die Farbwahl des Tuches beim Stierkampf. "Für den farbenblinden Stier ist hingegen nur die Bewegung entscheidend", so Braem.

Beide Farbexperten mahnen zur Vorsicht gegenüber zuviel Rot. "Es macht aggressiver und bringt das Wutpotenzial hoch. Während unsichere Menschen durch rote Kleidung auf festeren Beinen stehen, sollten aggressiv Veranlagte deshalb lieber andere Farben wählen", so Hunkel. Braem rät Frauen, sparsam mit Rot umzugehen. Zuviel Kraft stecke in der Farbe, die Männer zwar hingucken lässt, doch jegliche Kommunikation verunmöglicht. Rot ist Eye-Catcher und versetzt in höchste Alarmbereitschaft. Im Supermarkt wird das überstrapaziert."