Regenerative Kraftstoffe mit solarem Wasserstoff und Kohlendioxid sind möglich

mit dem Projekt
„reFuels – Kraftstoffe neu denken“ wollen die Landesregierung, das
Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und die Industrie Alternativen
zu fossilen Treibstoffen etablieren. Verkehrsminister Winfried Hermann,
MdL, gab heute (18.01.2019) in Karlsruhe den Startschuss für das
Projekt im Rahmen des Strategiedialogs Automobilwirtschaft (SDA).

Der von fossilen
Kraftstoffen getriebene Individual- und Schwerlastverkehr trägt in
Deutschland 20 Prozent zum Ausstoß von CO2 und damit wesentlich zum
Klimawandel bei. Synthetische Kraftstoffe lassen sich auch aus
nicht-fossilen Kohlenstoffquellen herstellen und können so helfen, das
Klima zu schützen. Dazu zählt unter anderem auch die direkte Umwandlung
von CO2 und erneuerbarem Wasserstoff in synthetische Kraftstoffe. Mit
dem Projekt „reFuels – Kraftstoffe neu denken“ wird das KIT zusammen mit
Partnern aus der Automobil-, Automobilzuliefer- und Mineralölindustrie
sowie mit Förderung der Landesregierung Baden-Württembergs die Chancen,
die diese Kraftstoffe für Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt bieten, in
einem ganzheitlich angelegten Programm untersuchen.


Einsparungen beim CO2-Ausstoß durch gemeinsame Anstrengungen von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik

„Mit dem Projekt
‘reFuels‘ wollen wir das Potenzial synthetischer Kraftstoffe von deren
Herstellung mit erneuerbaren Energien über den Einsatz in Fahrzeugen bis
hin zu den Szenarien einer Markteinführung zum ersten Mal in seiner
gesamten Bandbreite untersuchen. Für den Klimaschutz müssen wir alle
Register ziehen, das heißt alle Technologien nutzen“, erklärte der
baden-württembergische Verkehrsminister Hermann bei der
Auftaktveranstaltung auf dem Gelände der Mineralölraffinerie Oberrhein
(MiRO) in Karlsruhe. „Regenerative neue Kraftstoffe können den
Verbrennungsmotor klimafreundlich machen“, so Minister Hermann. Durch
gemeinsame Anstrengungen von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik – wie
bei diesem Vorhaben – seien Einsparungen beim Ausstoß von Kohlendioxid
möglich. Das Land sehe es deshalb als bedeutsamen Schritt an, gemeinsam
mit dem KIT, der MiRO und vielen weiteren Partnern, insbesondere den
Firmen der Automobilbranche, dieses bislang einmalige Projekt auf den
Weg gebracht zu haben. „Die Lücke beim Klimaschutz lässt sich nicht
allein durch den Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel oder
E-Mobilität, sondern nur durch ein Paket verschiedener Maßnahmen
schließen“, erläuterte Hermann. Baden-Württemberg habe deshalb gemeinsam
mit anderen Bundesländern vorgeschlagen, den Anteil erneuerbarer
Energien im Kraftstoffmix deutlich zu erhöhen.

Im Projekt „reFuels –
Kraftstoffe neu denken“ werden Verfahren betrachtet, mit denen Otto- und
Dieselkraftstoffe auf Basis erneuerbarer Energien und aus nachhaltig
zugänglichen Rohstoffen auch in größerem Maßstab produziert werden
können. Untersucht wird, wie sich die regenerativ erzeugten Kraftstoffe
auf den Schadstoffausstoß der bestehenden Flotte und auf die Funktion
der Fahrzeuge sowie einzelner Komponenten auswirken. Parallel sollen
Gesellschaft und Verbraucher schon heute die neuartigen Kraftstoffe
akzeptieren.

Synthetische Kraftstoffe: substanzieller Beitrag für einen nachhaltigen Verkehr

„reFuels sind ein
wichtiger Schritt hin zum Wirtschaften in einem geschlossenen
CO2-Kreislauf“, sagte Professor Thomas Hirth, Vizepräsident des KIT für
Innovation und Internationales, der das Projektkonsortium leitet.
„Regenerative Kraftstoffe können entlang der gesamten
Wertschöpfungskette zukünftig ganz neue Geschäftsfelder eröffnen. Da
Effizienzgewinne bei Benzin- und Dieselmotoren in den vergangenen Jahren
durch die Zunahme des Verkehrs und größere Fahrzeuge ausgeglichen
wurden, aber Verbrennungsmotoren bei der Beförderung schwerer Lasten und
auf weiten Strecken auf absehbare Zeit weiter eine wichtige Rolle
spielen werden, können umweltfreundliche und motorenverträgliche
synthetische Kraftstoffe einen substanziellen Beitrag für einen
nachhaltigeren Verkehr leisten“, sagte Hirth.

MiRO-Geschäftsführer
Ralf Schairer sieht die Mitarbeit Deutschlands größter Raffinerie an dem
Projekt mit Unterstützung des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV) als
Chance, einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten: „Die
Herstellung synthetischer Kraftstoffe in vorhandenen
Raffinerie-Infrastrukturen ermöglicht einen schrittweisen Übergang und
perspektivisch sogar treibhausgasneutrale Kraftstoffe. Die bekannten
Vorteile flüssiger Kraftstoffe wie hohe Energiedichte und einfache
Speicher- und Transportierbarkeit bleiben erhalten und gleichzeitig
werden die Klimaziele erreicht“, erklärte Ralf Schairer.

Hintergrundinformationen

Mit „bioliq“ und dem
„Energy Lab 2.0“ verfügt das KIT über zwei Plattformen für die
Herstellung von „reFuels“. Für das bioliq-Verfahren, mit dem hochwertige
Kraftstoffe aus biogenen Roh- und Reststoffen wie etwa Stroh erzeugt
werden, existiert eine Pilotanlage, die Ottokraftstoffe liefert. Das
Energy Lab 2.0 ist ein weltweit einmaliger Anlagenverbund, der modernste
Technologien zur Erzeugung und Nutzung elektrischer, thermischer und
chemischer Energie wie beispielsweise Gasturbinen, Power-to-Methan und
Wasserelektrolyse verknüpft und in Kürze unterschiedliche
Kraftstoffkomponenten wie Dieselkraftstoffe oder Jetfuels produzieren
soll.

Partner im Projekt „reFuels – Kraftstoffe neu denken“ sind:

AUDI AG, Caterpillar
Energy Solutions GmbH (MWM), Daimler AG, Eberspächer GmbH & Co. KG,
EnBW AG, Freudenberg Sealing Technologies GmbH & Co. KG, Ineratec
GmbH, KS Kolbenschmidt GmbH, Mahle GmbH, Mann + Hummel GmbH,
Mineralölraffinerie Oberrhein GmbH & Co. KG (MiRO) mit Unterstützung
des Mineralölwirtschaftsverbandes  (MWV), Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG,
Robert Bosch GmbH, Rolls-Royce Powersystems AG (MTU).

Der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) und der Verband „Zukunft Erdgas“ sind assoziierte Mitglieder.