Pflanzliche Heilmittel auf dem Vormarsch

Hohe Akzeptanz von pflanzlichen Heilmitteln (Phytotherapie)

Ärzte und Patienten schätzen breite Wirksamkeit und gute Verträglichkeit

Johanniskraut (©iStock.com/APOMEDICA)
Johanniskraut (©iStock.com/APOMEDICA)

Wien (pts007/08.07.2015/09:00) – Jetzt im Hochsommer
steht sie in Blüte: Paracelsus Lieblingsheilpflanze, das Johanniskraut
(Hypericum perforatum). Als eine der am besten untersuchten Pflanzen
gilt Johanniskraut seit langem als erprobtes Naturheilmittel gegen
leichte bis moderate depressive Zustände. Stimmungsaufhellende und
angstlösende Effekte wurden in einer Vielzahl von Studien belegt (1,2).

Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass
Johanniskraut-Extrakt eine wertvolle Unterstützung bei der Nikotin- und
Alkoholentwöhnung darstellen kann, weil es Entzugssymptome lindert (1).
Bekanntlich ist "gegen jedes Leiden ein Kraut gewachsen". Daher besitzt
die Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) seit vielen Jahrtausenden in der
medizinischen Versorgung große Bedeutung. Dank ihrer vielfältigen, in
zahlreichen wissenschaftlichen Studien belegten Wirkungen sowie ihrer
guten Verträglichkeit ist sie auch heutzutage bei der Bevölkerung sehr
beliebt und wird von großen Teilen der Ärzteschaft hoch geschätzt –
insbesondere beispielsweise bei nervösen Zuständen, aber auch bei
Erkältungen, Verdauungsbeschwerden oder Frauenleiden.

Unter Phytotherapie versteht man die Behandlung und
Vorbeugung von Krankheiten und Befindlichkeitsstörungen durch Pflanzen,
Pflanzenteile und deren Zubereitungen wie z.B. Pulver, Tee, Extrakte,
Tinkturen oder auch Tabletten. Für moderne aus Pflanzen hergestellte
Medikamente gelten die gleichen strengen Qualitätskriterien wie für
andere Arzneimittel auch: Wirksamkeit, Qualität und Unbedenklichkeit
müssen durch umfangreiche Studien belegt sein.

Breites Wirkungsspektrum

Pflanzenheilmittel (Phytopharmaka) zeichnen sich durch
ein breites Wirkungsspektrum aus, weil sie aus einem komplexen Gemisch
zahlreicher Wirkstoffe bestehen. Diese greifen an verschiedenen Stellen
an, können sich in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken oder ergänzen.
In Fertigarzneimitteln und Tees werden oft mehrere Heilpflanzen
kombiniert, was das Spektrum noch erweitert.

Weltweit gibt es etwa 50.000 Pflanzen, die medizinisch
genützt werden können. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt,
dass bis zu 80 Prozent der Weltbevölkerung in erster Linie pflanzliche
Medikamente verwendet. Phytotherapeutika finden nicht nur in
Entwicklungsländern großen Zuspruch, sondern auch in westlichen Ländern –
hier v.a. als wertvolle natürliche Ergänzung zur Schulmedizin, etwa bei
leichten, chronischen oder psychosomatischen Erkrankungen und
funktionellen Störungen. So belegen mehrere deutsche Untersuchungen,
darunter eine erst kürzlich veröffentlichte Arbeit (3), das hohe Ansehen
der Phytotherapie sowohl in der Bevölkerung als auch unter Ärzten.
Aufgrund der kulturellen Vergleichbarkeit sind die Ergebnisse auch auf
Österreich übertragbar.

Großes Vertrauen und hohe Akzeptanz

Rund ein Viertel bis ein Drittel der deutschen
Bevölkerung hat innerhalb der letzten zwölf Monate Phytotherapien in
Anspruch genommen (4-6). Damit liegen pflanzliche Heilmittel im
absoluten Spitzenfeld aller abgefragten komplementärmedizinischen
Verfahren. Frauen vertrauen eher auf die Heilkraft von Pflanzen als
Männer (6). Die subjektive Einschätzung des Therapieerfolges wurde mit
68 Prozent (4) bzw. 86 Prozent (7) angegeben.

Die breite Wirksamkeit von Phytopharmaka bewährt sich
insbesondere bei häufigen Leiden wie Erkältungen, Verdauungsbeschwerden
sowie Angst, Unruhe und Schlafstörungen mit ihren individuell sehr
unterschiedlichen Auslösern, Verläufen und Erscheinungsbildern (siehe
Tabelle). So berichten vier von fünf Anwendern, dass Naturheilmittel bei
Erkältungen geholfen haben (78 Prozent). Jeweils rund jeder dritte
Nutzer vermeldete Erfolge bei der Behandlung von Magenbeschwerden,
Verdauungsbeschwerden, Schlaflosigkeit bzw. Kopfschmerzen, 20 Prozent
bei Hautkrankheiten und Nervosität. Ein wichtiges Argument für
Konsumenten ist die ihrer Meinung nach deutlich bessere Verträglichkeit
von Naturheilmitteln.(7)

Laut einer 2005 unter deutschen niedergelassenen
Kassenärzten durchgeführten Umfrage verschrieben 28 Prozent sehr häufig
und weitere 39 gelegentlich Pflanzenheilmittel (8). Sogenannte
Primärärzte – hier verstanden als Hausärzte, Gynäkologen und Pädiater –
verordneten zu 88 Prozent innerhalb des abgelaufenen Jahres
Phytopharmaka, Fachärzte gemittelt über alle Richtungen zu 54 Prozent.

Übersicht:

Bewährte Anwendungsgebiete der Phytotherapie

Pflanzliche Heilmittel bieten insbesondere bei
leichten, chronischen oder psychosomatischen Beschwerden und
Erkrankungen eine wertvolle, gut verträgliche Hilfestellung, wie zum
Beispiel:

* Erkältungen: Die möglichen Beschwerden reichen von Nebenhöhlenproblemen, Halsweh,
Schnupfen bis hin zu Reizhusten – die vielfältigen Effekte pflanzlicher
Mittel wie z.B. Pelargonium, Efeu, Isländisches Moos und Eibisch können
die unangenehmen Symptome lindern und den Krankheitsverlauf verkürzen.

* Verdauungsbeschwerden: Auch bei Beschwerden wie Völlegefühl, Übelkeit, Oberbauchschmerzen,
Blähungen oder Sodbrennen ist die Vielseitigkeit pflanzlicher Präparate
oft hilfreich – vorausgesetzt, dass keine organische Ursache zugrunde
liegt. So lindern Extrakte aus Artischockenblättern – als Arzneimittel
verarbeitet – Druck- und Völlegefühl, Übelkeit, Blähungen, Aufstoßen
sowie krampfartigen Beschwerden im Magen- und Darmbereich. Zusätzlich
unterstützen sie die Fettverdauung, speziell nach üppigen und schweren
Mahlzeiten. Zudem senken sie auf natürliche Weise den
Cholesterinspiegel.

* Angst, Unruhe & Co.: Kombinationspräparate mit Baldrian und Hopfen bei Ein- und
Durchschlafstörungen, ohne tagsüber müde zu machen oder zu einer
Gewöhnung zu führen. Passionsblume lindert nervöse Unruhezustände,
Lavendelöl hilft gegen ängstliche Verstimmung, Johanniskraut wirkt
stimmungsaufhellend bzw. leicht antidepressiv.

* PMS & Wechselbeschwerden: Frauen profitieren in vielerlei Hinsicht von dem Wirkspektrum der
Pflanzen. So kommt der Mönchspfeffer bei menstruationsbedingten
Schmerzen und prämenstrualen Syndrom zum Einsatz, die Traubensilberkerze
sowie Isoflavone aus Rotklee und Soja lindern Hitzewallungen,
Schweißausbrüche und andere Probleme im Wechsel.

* Blasenbeschwerden & Harnwegsinfekte: Frauen leiden zwar häufiger, aber auch Männer können von Schmerzen beim
Wasserlassen betroffen sein – hier hilft die Apotheke Natur mit
Arzneimittel aus Kürbis zur Blasenstärkung, sowie Cranberry,
Brunnenkresse und Meerrettich bei Harnwegsinfektion.