Lieber Herr Pütz,
das ist ein
interessanter Artikel. Zum Glück verfügen wir in der Neurochirurgie mit
der Neuromodulation bereits jetzt über eine sehr effektive Möglichkeit,
durch elektrische Impulse die lokale Schmerzwahrnehmung zu verändern.
Hier in Krefeld haben wir dazu eine eigene Sektion innerhalb der
Neurochirurgie. Damit kommen chronische Schmerzpatienten auch sehr gut
von Ihren Opiaten weg.
Liebe Grüße, Professor Michael Stoffel
Opioide: Erster Erfolg bei Suche nach Alternativen
Wissenschaftler wollen natürliche Fähigkeiten des Gehirns nutzen
Hirn: Umgang mit Schmerzen besser verstehen (Foto: pixelio.de, Monika Torloxten) |
Cambridge (pte017/27.02.2018/10:50) – Forscher unter der Leitung der University of Cambridge http://cam.ac.uk haben ermittelt, wie sich das natürliche System des Gehirns zur
Schmerzbeseitigung als mögliche Alternative zu Opioiden als Behandlung
von chronischen Schmerzen einsetzen lässt. Von chronischen Schmerzen ist
einer von drei Menschen irgendwann einmal in seinem Leben betroffen.
Eigene Schmerzausschaltung
Das Team hat einen Bereich des Gehirns
lokalisiert, der für die endogene Analgesie, also das eigene System des
Gehirns zur Schmerzausschaltung, wichtig ist. Die in "eLife"
veröffentlichten Ergebnisse könnten zu Therapien führen, die das System
durch die Stimulierung dieses Gehirnbereichs aktivieren. Dabei würden
die gefährlichen Nebenwirkungen der Opioide nicht mehr auftreten.
Opioide wie Oxycodon, Hydrocodon und Fentanyl
übernehmen das endogene analgetische System, das macht sie zu so
wirksamen Schmerzmitteln. Sie sind jedoch auch stark suchterzeugend. Das
hat zu einer Opioid-Krise in den USA geführt. Eine Überdosis ist heute
die führende Todesursache bei Menschen unter 50 Jahren. Opioid-Überdosen
sind für zwei Drittel dieser Todesfälle verantwortlich.
"Gesunden Schmerz" nutzen
Laut Forschungsleiter Ben Seymour versuchen
die Forscher derzeit zu verstehen, was das endogene analgetische System
genau ist, wie es arbeitet und wo es im Gehirn kontrolliert wird. "Wenn
wir das herausfinden, könnte es neue Behandlungsansätze geben, die bei
der Behandlung von Schmerzen sehr viel selektiver sind." Laut Seymor
kann Schmerz tatsächlich bei der Heilung helfen, da er den Drang,
unnötige Dinge zu tun, unterdrückt. Das könne in einem gewissen Sinn als
"gesunder Schmerz" angesehen werden.
"Also, warum kann das Gehirn dieses Signal
manchmal ablehnen?", fragt er. Die Forscher nahmen an, dass dieser
"gesunde Schmerz" fallweise ein Problem darstellen kann. Das gelte vor
allem dann, wenn Menschen aktiv etwas tun könnten, das hilft, wie zum
Beispiel, eine Möglichkeit zu suchen, um eine Verbrennung zu kühlen. In
diesen Situationen könnte das Gehirn das System zur Schmerzbeseitigung
aktivieren, um aktiv nach Erleichterung zu suchen.
Um das zu beweisen und herauszufinden, wo im
Gehirn dieses System aktiviert wird, haben die Forscher zwei Experimente
mit Technologien der Gehirn-Scans entwickelt. Beim ersten Experiment
brachten sie eine Metallsonde am Arm einer Reihe gesunder Freiwilliger
an. Sie wurde bis zu dem Grad erhitzt, dass Schmerzen entstanden, aber
es zu keiner Verbrennung kam. Die Teilnehmer spielten dann eine Art von
Glücksspiel, bei dem es darum ging herauszufinden, welche Taste auf
einem kleinen Keypad die Sonde kühler werden ließ. Der
Schwierigkeitsgrad wurde während der Experimente verändert. Manchmal war
es leicht, die Temperatur zu senken, manchmal schwer.
Gehirn erinnert sich fundamental
Während der Tests machten die Teilnehmer immer
wieder Angaben zu ihren Schmerzen. Zusätzlich wurde die Gehirnaktivität
überwacht. Das Ausmaß der Schmerzen, das die Freiwilligen erlebten,
stand in Zusammenhang damit, wie viel Information bei der Aufgabe in
Erfahrung gebracht wurde. Versuchten die Teilnehmer aktiv
herauszufinden, welche Taste sie drücken sollten, verringerte sich der
Schmerz. Wussten sie, welche Taste die richtige war, fand das nicht
statt. Das Gehirn verarbeitete also die Vorteile der aktiven Suche nach
Erleichterung und erinnerte sich in der Folge daran. Das wurde zur
Kontrolle des Schmerzes eingesetzt.
Beim zweiten Experiment konnte das Signal in
einer einzelnen Region des präfrontalen Cortex, dem prägenualen
cingulären Cortex, identifiziert werden. Diese Ergebnisse zeichnen ein
Bild davon, warum und wie das Gehirn unter bestimmten Bedingungen
entscheidet, den Schmerz auszuschalten. Der prägenuale cinguläre Kortex
ist dabei laut Seymor das entscheidende Zentrum zur Kontrolle von
Schmerzen im Gehirn. Die Forscher wollen nun herausfinden, wie sich
dieses Zentrum zur Behandlung von chronischen Schmerzen einsetzen lässt.