Nationalakademie richtet Empfehlungen an den G8-Gipfel

Nationalakademie Leopoldina richtet Empfehlungen an den G8-Gipfel in Lough Erne

Resistente Erreger und nachhaltige Entwicklung – diesen Themen sollen die Staats- und Regierungschefs der führenden Industrienationen in Zukunft ihre Aufmerksamkeit widmen. Dies empfiehlt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina gemeinsam mit den nationalen Wissenschaftsakademien der G8-Staaten und fünf weiteren Wissenschaftsakademien vor dem G8-Gipfeltreffen. Die Stellungnahmen werden den beteiligten Regierungen vor dem Treffen der Staats- und Regierungschefs am 17. und 18. Juni im nordirischen Lough Erne übergeben, um in deren Verhandlungen einfließen zu können.

Krankheitserreger, die gegen Medikamente resistent sind, stellen eine der größten Gefahren für die Gesundheit der Weltbevölkerung dar, so die Stellungnahme „Drug Resistance in Infectious Agents – A Global Threat to Humanity”. Immer häufiger würden Patienten mit resistenten Erregern infiziert, immer häufiger blieben die gängigen Medikamente zur Behandlung, beispielsweise Antibiotika, wirkungslos. Auch die Bedrohung durch multiresistente Krankenhauskeime nehme zu, warnen die Akademien. „Die Entwicklung von Medikamenten gegen Infektionskrankheiten ist eine der größten Errungenschaften der modernen Medizin. Damit auch künftige Generationen davon profitieren können, müssen wir das Problem der Resistenzen dringend angehen“, sagt Prof. Dr. Jörg Hacker, Präsident der Leopoldina. „Die Entwicklung neuer Medikamente gelingt nicht von heute auf morgen. Aber es gibt schon jetzt eine steigende Zahl von Patienten, die mit resistenten Erregern infiziert sind und denen nicht mehr geholfen werden kann. Das ist eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft, deshalb gehört das Thema auf die Tagesordnung der Politik“, so Hacker.

Damit bereits existierende und künftig entwickelte Medikamente länger wirksam bleiben, sei ein durchdachter Umgang mit ihnen notwendig, der in Richtlinien der Mitgliedsstaaten definiert werden sollte, empfehlen die Akademien. Wichtige Maßnahmen seien etwa

·         eine verantwortungsvollere Verschreibungspraxis in der Humanmedizin

·         ein geringerer Einsatz von Antibiotika und anderen Medikamenten in der Tierhaltung

·         Anreize für Pharma-Unternehmen, um neue Medikamente gegen Infektionskrankheiten, insbesondere neue Antibiotika, zu entwickeln

·         Aufklärungs- und Weiterbildungsprogramme

·         ein globales Kontrollsystem, um die Ausbreitung resistenter Mikroorganismen zu verhindern

In der Stellungnahme „Driving Sustainable Development: the Role of Science, Technology and Innovation“ zeigen die Akademien auf, welchen Beitrag Wissenschaft und Forschung für eine nachhaltige Entwicklung leisten können. Viele der drängenden globalen Herausforderungen seien nur zu bewältigen, wenn systematisch vorgegangen und die internationale Wissenschaftsgemeinschaft in die Prozesse einbezogen werde. Das gelte beispielsweise für die Bevölkerungsentwicklung, die nachhaltige Nutzung von Ressourcen sowie die Versorgung mit Wasser, Lebensmitteln und Energie. Wichtige Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung sei die Alphabetisierung. Diese müsse weltweit vorangetrieben werden, empfehlen die Akademien. Zur Alphabetisierung gehöre auch das Vermitteln wissenschaftlicher Zusammenhänge, beispielsweise hinsichtlich der Ernährung oder Gesundheitsvorsorge.

Die nationalen Akademien der G8-Staaten – Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Russland, Großbritannien und die USA – erarbeiten seit 2005 jedes Jahr gemeinsame wissenschaftsbasierte Stellungnahmen zu globalen, gesellschaftsrelevanten Themen, die die Regierungen bei ihren Verhandlungen während des G8-Gipfels unterstützen sollen. Die diesjährigen Empfehlungen wurden bei einer Konferenz der Akademienvertreter vom 7. bis 9. März in Neu-Delhi vorbereitet. Neben den G8-Wissenschaftsakademien sind daran auch die Akademien der Schwellenländer Brasilien, China, Indien, Mexiko und Südafrika beteiligt. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina repräsentiert in diesem Kreise der Wissenschaftsakademien die deutsche Wissenschaft.