Molekül "Lignin" für umweltfreundlicheren Asphalt
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Baum: Besteht zu einem Drittel aus Lignin (Foto:pixelio.de/9ekieram1) |
Amsterdam (pte019/23.03.2015/13:30) –
Bald könnte es eine umweltfreundliche Alternative zum derzeitigen
Asphaltbau geben. Wenn es nach einigen Forschern geht, soll im
Straßenbau oder im Bau von Dächern ein Pflanzenmolekül namens Lignin zur
Anwendung kommen, das die gleichen Eigenschaften mitbringt wie das
derzeit verwendete Bindemittel, das aus Öl gewonnen wird.
Bitumen soll reduziert werden
Bitumen heißt die klebrige Substanz, die derzeit bei
der Herstellung von Asphalt zum Einsatz kommt. Bekannterweise ist Öl
weder eine erneuerbare Ressource noch sehr umweltverträglich. Noch dazu
ist das Öl auf den Märkten großen Preisschwankungen ausgesetzt, was es
manchmal schwierig macht, das Erdpech in guter Qualität zu bekommen.
"Das hat Hersteller auf der ganzen Welt dazu bewogen, nach Alternativen
Ausschau zu halten", meint Ted Slaghek, Forscher in der niederländischen
Non-Profit-Organisation TNO https://tno.nl/en/ . "Langfristig müssen wir uns in Richtung erneuerbarer Energie bewegen."
Das von den Forschern als Ersatz für das Bitumen
vorgeschlagene Lignin zum Beispiel ist eine erneuerbare Ressource, die
ein Drittel des trockenen Materials eines Baumes ausmacht. Das Molekül
ist wesentlich für die Festigkeit von pflanzlichen Geweben von
Bedeutung. Lignin ist neben der Cellulose die häufigste organische
Verbindung der Erde. Die Gesamtproduktion der Lignine wird auf etwa 20
Milliarden Tonnen pro Jahr geschätzt. Nicht nur deshalb ist es billiges
Material, sondern auch, weil es ein Abfallprodukt bei der
Papierproduktion darstellt. 50 Millionen Tonnen werden jährlich als
Abfall produziert. Heute wird dieses Nebenerzeugnis als Brennstoff für
die Papierindustrie verwendet.
Lignin-Bitumen-Mischung als Erfolgsrezept
Lignin teilt viele Eigenschaften mit dem Bitumen und
könnte daher einen umweltfreundlichen Zusatz darstellen und die Menge
des verwendeten Erdpechs bei Konstruktionsarbeiten drastisch reduzieren.
Die Schwierigkeit liegt darin, dass Lignin nicht einfach zum Öl
beigemengt werden kann. Der Beifügungsprozess muss auf einer molekularen
Basis erfolgen. Slaghek hat mit seinem Team bereits eine Vielzahl von
Lignin-Bitumen-Mischungen hergestellt, die den Asphalt resistenter gegen
warmes Wetter machen sowie die Lebenszeit von Straßen um einige Jahre
erhöhen.
"Auf der anderen Seite gibt es die Gefahr bei
herkömmlich asphaltierten Straßen in kühlen Gefilden, das Bitumen zu
hart und brüchig wird, und sich Steine und Schotter daraus lockern und
Autos beschädigen können", so Slaghek. Die Forscher haben daher auch
eine Mischung entwickelt, die das Bitumen klebriger macht, um auch bei
kühlen Temperaturen gute Straßenqualität zu gewährleisten.