Kein erhöhtes Hirntumorrisiko durch Mobiltelefone
Karolinska Institutet veröffentlicht Teilergebnisse der WHO-Interphone-Studie
Wien (pts, 30. Nov 2004 11:00) – Eine am Institut für Umweltmedizin
(IMM) des schwedischen Karolinska Institutet durchgeführte Studie kommt
zu dem Ergebnis, dass die Verwendung eines Mobiltelefons das Risiko, an
einem Hirntumor zu erkranken, nicht erhöht. – und zwar unabhängig von
der Dauer und Häufigkeit der Handynutzung. Dabei wurden 644
Hirntumorpatienten mit 674 Kontrollpatienten verglichen. Die Studie
wurde im Rahmen einer Doktorarbeit durchgeführt, die gleichzeitig auch
die Häufigkeitsentwicklung von Hirntumoren in den vergangenen
Jahrzehnten in Skandinavien untersuchte. In den späten 70er und frühen
80er Jahren wurde dabei eine Erhöhung der Hirntumorrate in den
skandinavischen Ländern beobachtet, die sich allerdings überwiegend auf
die höchsten Altersgruppen beschränkt und überdies mit der Einführung
verbesserter Diagnoseverfahren wie Computertomographie korreliert. Seit
der Einführung der Mobiltelefonie sei die Hirntumorrate jedoch stabil
oder gehe sogar leicht zurück.
Laut Institut für Umweltmedizin (IMM) müssten die vorliegenden
Ergebnisse noch durch zusätzliche Studien bestätigt werden, bevor
gesicherte Schlussfolgerungen gezogen werden könnten. Für den
Geschäftsführer des Forum Mobilkommunikation, Mag. Thomas Barmüller,
bestätigt aber dieser Befund den Trend des aktuellen Standes der
Forschung, der von keiner Auswirkung schwacher elektromagnetischer
Felder des Mobilfunks auf das Tumorgeschehen ausgeht: „Es ist derzeit
kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Mobilfunk und erhöhter
Tumorhäufigkeit durch epidemiologische Studien zu erkennen. Dabei
überwiegen jene Studien, die keine Wirkungen finden, klar. Gleichzeitig
fehlt ein biologischer oder biochemischer Mechanismus, über den
elektromagnetische Felder so geringer Stärke Tumore auslösen oder
beeinflussen könnten. Eine endgültige Beurteilung ist zwar erst nach
Vorliegen aller Teilergebnisse der laufenden WHO-Studie möglich, aber
die Tendenz ist eindeutig eine beruhigende.“ Umso wichtiger sei es
deshalb, auch zum jetzigen Zeitpunkt bei der Bewertung behaupteter
Risiken nicht nur auf einzelne Studien zu blicken, sondern den Stand
des Wissens im Auge zu behalten.
Die IMM-Studie ist Teil des im Oktober 2000 gestarteten, von der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) koordinierten und von der EU
geförderten so genannten „Interphone“-Programms, das klären soll, ob
die regelmäßige Nutzung von Mobiltelefonen das Risiko erhöht, an einem
Hirntumor zu erkranken. An diesem bisher weltweit größten
Forschungsvorhaben zu diesem Thema, das mit mehr als viereinhalb
Millionen Euro dotiert ist, sind 13 Länder beteiligt.