Leberkrebsviren und Alkoholmissbrauch an Entzündung schuld

Genetischer Hintergrund der Leberzirrhose entdeckt

Bonn/Aachen (pte/05.07.2005/10:51) – Wissenschaftler der Universität
Bonn http://www.ukb.uni-bonn.de und der RWTH-Aachen
http://www.rwth-aachen.de haben ein Gen identifiziert, das darüber
entscheidet, wie schnell die Vernarbung bei einer Leberentzündung
voranschreitet. Durch Viren oder Alkoholmissbrauch kommt es nämlich zu
einer chronischen Entzündung, wodurch die Leber mehr und mehr vernarbt.
Den Forschern ist es außerdem gelungen, ein kleines Eiweißmolekül
herzustellen, das im Versuch mit Mäusen die Entstehung einer Zirrhose
verzögert. Die Forschungsergebnisse erscheinen in der August-Ausgabe
der Fachzeitschrift Nature Genetics http://www.nature.com/ng/index.html
.

Den gefährlichen Vernarbungsprozess setzen häufig Hepatitis-Viren in
Gang. Dem Immunsystem gelingt es nicht, die eindringenden Viren
dauerhaft zurückzuschlagen. Die Entzündung wird daraufhin chronisch.
Dabei sterben mehr und mehr Leberzellen ab und werden durch
Narbengewebe ersetzt. Endstadium einer solchen Vernarbung ist die
Zirrhose. Wie schnell sie voranschreitet, hängt vom Lebenswandel ab.
Die Forscher konnten nun aber nachweisen, dass auch genetische
Einflüsse die Fibrose beeinflussen.

Dem Forscherteam um Frank Lammert von der Bonner Medizinischen Klinik
und Siegfried Matern vom Universitätsklinikum Aachen ist es nun
gelungen, das bisher unbekannte Gen zu identifizieren, das die Bildung
einer Zirrhose begünstigt. Im Versuch an Mäusen wurden Tiere
miteinander gekreuzt, bei denen die Leber nach einer Vergiftung sehr
schnell vernarbt und jene, deren Leber unempfindlicher ist. Da die
Nachkommen eine unterschiedliche Fibrose-Neigung zeigten, untersuchte
das Wissenschaftsteam das Erbgut der Tiere genauer und stieß auf das
Gen für den so genannten "Komplementfaktor 5" (C5).

In anschließenden Untersuchungen stellte sich heraus, dass bei Mäusen,
die kein C5 bilden können, die Lebervernarbung nur noch langsam
voranschritt. Auch Menschen verfügen über C5. "C5 ist ein Protein des
angeborenen Immunsystems, das der Körper bei Krankheiten ausschüttet
und das eine starke Entzündungsreaktion hervorruft", so Lammert. "In
der Regel ist das auch gewünscht: Je stärker die Entzündung, desto
besser gelingt es unserem Immunsystem in der Regel, mit
Krankheitserregern fertig zu werden." Wenn der Infekt chronisch wird,
kann eine starke Entzündungsreaktion jedoch auf die Dauer mehr Schaden
anrichten, als sie nutzt.

Die Forschungsergebnisse sollen die Entwicklung neuer Medikamente
ermöglichen, denn bei den 25- bis 40jährigen ist die Leberzirrhose
unter allen Krankheiten die zweithäufigste Todesursache. In einem
ersten Schritt ist den Wissenschaftlern gelungen, ein Eiweiß-Molekül
herzustellen, das die Entstehung der Zirrhose bei Mäusen verzögert.