Was wuselt da im Meer?
Hinter dem Namen Krill verbergen sich ca. 80 Krustentierarten, die im offenen Meer rund um den Erdball leben. Die größten Vorkommen sind in den arktischen und antarktischen Gebieten zu finden. Das Wort stammt aus dem Norwegischen und bedeutet „Walnahrung“. Die Kleinkrebse gehören zur Ordnung der Leuchtkrebse, wobei diese Bezeichnung auf die Leuchtorgane im Körper der Tiere hindeutet, die ein Licht aussenden.
Die Kleinkrebse haben eine Körperlänge von einigen Zentimetern und ernähren sich im arktischen Sommer überwiegend vom Phytoplankton. Sie setzen die vom Phytoplankton mithilfe der Fotosynthese gewonnene Energie in Körpermasse um. Im Winter ziehen sie sich unter die sich ausdehnenden Eisflächen zurück. Hier dienen ihnen dann Algen als Nahrungsquelle, die an der Unterseite des Treib- und Packeises leben. Als Krustentiere wachsen die Tiere durch Häutung. Im Winter scheinen sie wegen Nahrungsmangel ihre Körpersubstanz teilweise selbst aufzuzehren.
Krill ist im Sommer seinerseits Nahrung für räuberische Meeresbewohner wie Robben, Wale, Delfine, Fische, Kalmare, Pinguine und Seevögel. Er hält sich bei hellem Tageslicht allerdings in tieferen Wasserschichten auf und kommt eher bei Dämmerung oder Dunkelheit an die Oberfläche. Das Auftauchen des in Schwärmen lebenden Tieres ruft sogleich die Fressfeinde auf den Plan, die sich auf den Krillschwarm stürzen.
Im Mittelpunkt des Interesses als Lebensmittel steht der Antarktische Krill (Euphausia superba DANA). Er besitzt eine Schlüsselstellung im Ökosystem der Antarktis. Die Entdeckung der riesigen Schwärme und der damit verbundenen Biomasse schürte in den 1970er-Jahren die Hoffnung, einen Proteinlieferanten zur Versorgung der rasch wachsenden Weltbevölkerung gefunden zu haben. Allerdings dämpfte der hohe Fluoridgehalt des Krills neben technologischen Herausforderungen diese Erwartungen. Auch wenn der Fluoridgehalt des Krills ein lösbares Problem ist, gilt Krill bisher nur in Japan als Delikatesse, wo tiefgefrorene Krillschwänze angeboten werden.
Ein bedeutender Teil des Fangs wird als Futter in Aquafarmen verwendet. Ansonsten wird das Krillöl wegen seines hohen Gehaltes an Omega-3-Fettsäuren als Nahrungsergänzungsmittel vermarktet. Andere Teile des Tieres wie der Chitinpanzer oder die Enzyme des Magen-Darm-Traktes gehen zur Weiterverarbeitung an die Kosmetik- und Pharmaindustrie.
Dr. Jörg Häseler, (aid)