26.02.2019: Karl Jaspers, mein Philosoph und Ideengeber

Dieses Zeitzeichen über Karl Jaspers ist fantastisch. Karl Jaspers hat meine intellektuelle Geburt gestaltet. Ihm verdanke ich meine gesamte Philosophie und ertappe mich dabei, dass ich immer wieder auf seine Philosophie in meinem Leben zurückgegriffen habe. Seine Ansprache zu seiner Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in der Paulskirche in Frankfurt 1958 hat ganz entscheidend meine Einstellung zum Leben geprägt. Meine Weltsicht, meine Sicht auf das Ganze, meine bewusste Toleranz, meine
Hinwendung zur Vernunft, die er bei Immanuel Kant gefunden hatte. Ich bin ihm zu Dank verpflichtet. Vor allen Dingen seine Vorstellungen von „aktivem“ Frieden, den man permanent erkämpfen muss durch Teilnahme am politischen Leben, durch Zivilcourage und Mitarbeit. Karl Jaspers meinte, jeder sei ein Philosoph, und deshalb müsse Philosophie verständlich und nicht abgehoben sein. Ich habe zeitlebens mich darum bemüht habe, jedermann an den Errungenschaften von Wissenschaft und Technik durch verständliche Erklärungen daran teilnehmen zu lassen, jedoch populär und nicht populistisch. Das versuchte ich mit einem sogenannten ‚lösungsorientierten‘ Journalismus, allerdings ohne auf weitreichende Technologiefolgenabschätzung zu. Heutzutage versuche ich diese Arbeit weiterzuführen, in dem ich mich über die sozialen Medien einmische – nicht im Sinne von bad News is good News, aber mit kritischem Verstand.  Der Vernunft eine Chance und mit Vernunft in die Zukunft sind meine heutigen Schwerpunkte, um zu verhindern, dass der technische Turmbau zu Babel zusammenbricht, und damit unsere Vorstellung vom individuellen Leben der Menschenwürde und Demokratie.

Karl Jaspers starb am 26. Februar 1969, 11  Jahre nach seiner Rede anlässlich der Verleihung des Friedenspreises.

Jean Pütz

Hier der Link zu dem fantastischen ‚Zeitzeichen‘ im WDR-Hörfunk.

Autor: Christoph Vormweg – Redaktion: Hildegard Schulte