Der Umgang mit dem Islam, insbesondere der Bereitstellung der predigenden Imane, die bisher von Erdogans Türke bestellt und bezahlt haben, ist ein ungelöstes Problem, welches die Integration Tükei-stämmiger deutsche Mitbürger bedroht und Parallelgesellschaften entstehen lässt. Die Islam-Konferenz scheint dieses Problem nicht lösen zu können, obwohl sie gerade deshalb von der Bundesregierung eingerichtet wurde. Der Beschluss, die Ausbildung von Imanen an deutschen Hochschulen zu institutionalisieren scheint ins Leere zu laufen, weil der wichtigste türkische Islam-Verbund, die DITIB, das nicht akzeptiert. Der Ägypter, Hamed Abdel-Samad, ein wichtiger Vertreter des modernen Islam, der versucht, den Koran mit unserem Grundgesetz zu verknüpfen, der bisher in der Konferenz eine wichtige Rolle spielte, hat sich unter Protest mit einem Brief an den Bundesinnenminister Horst Seehofer zurück gezogen – ein bezeichnender Vorgang.
Der Brief ist lesenswert
Jean Pütz
Hamed Abdel-Samad, ein Brief an den Innenminister des Bundes Seehofer indem er seinen Rücktritt aus der Islamkonferenz begründet.
Sehr geehrter Herr Innenminister Horst Seehofer,
hiermit trete ich aus der deutschen Islamkonferenz (DIK) zurück. Als ich vor 10 Jahren in dieses Forum eingeladen wurde, hatte ich die Hoffnung, Teil eines ehrlichen Dialogs über den Islam in Deutschland zu werden. Doch seit dieser Zeit konnten die Islamverbände alle kritischen Themen, die die kritischen Stimmen auf den Tisch gebracht haben, wie etwa das Thema Radikalisierung von jungen Muslimen oder die Stellung der Frau, aus der Tagesordnung verbannen. Am Ende blieben nur die Themen, die für die orthodoxen Verbände, nicht für die Gesamtgesellschaft, von Relevanzsind, wie Imamausbildung, Islamunterricht und muslimische Seelsorge. Mir wurde klar, dass die Verbände nur Geld vom Staat wollten, und dass der Staat nicht einmal wusste, was er von den Verbänden will!
Ich stellte fest, dass die staatlichen Vertreter ebenfalls keine kritischen Stimmen wirklich hören wollen. Man hat uns eingeladen, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass alle Stimmen im Forum vorhanden sind. Doch die Realität ist: Der Staat biedert sich an den Vertretern des politischen Islam in dieser Konferenz an und ignoriert alle Warnungen und Vorschlägen der kritischen Stimmen. Bei der letzten öffentlichen Sitzung erklärte der DITIB-Chef, dass er Absolventen der Fakultäten für islamische Theologie der deutschen Universitäten nicht als Imame einstellen würde, weil diese die DITIB-Standards nicht erfüllen würden. Ich habe danach erwartet, dass die anwesenden Vertreter des Staates sich über diese Arroganz empören, doch dies ist nicht passiert. Stattdessen unterstützt der Staat nun, dass die DITIB und andere Vereine selbst ihre Imame ausbilden und zwar auf Kosten der Steuerzahler.
Nein, ich mache nicht mehr mit. Denn die DITIB-Standards sind: Loyalität zu Erdogan und zum türkischen Nationalismus.
Ja, lieber Herr Innenminister, ich mache auch die Islamkonferenz für die politische Aufwertung von DITIB und dem Zentralrat der Muslime verantwortlich, und somit für den Aufbau von Erdogan-Kult und die Stärkung des politischen Islam mitverantwortlich! Und ich halte die Unterstützung dieser Vereine nicht für Veruntreuung von Staatsgeldern, sondern auch für eine Gefahr für die Innere Sicherheit.
Deshalb nehme ich weder an der heutigen Sitzung noch an zukünftigen Sitzungen der Islamkonferenz teil und ziehe mich endgültig zurück.
Wir haben Sie oft gewarnt, unsere Warnung wurde nicht gehört. Nun tragen Sie die ganze Verantwortung alleine!