Aus fernen Ländern eingeschleppt.
Mit der Globalisierung und Klimaerwärmung machen sich mehr Schädlinge und Krankheitserreger aus fernen Ländern, sogenannte Quarantäneschaderreger, bei uns breit. Dass ein kleines Bakterium namens Xylella fastidiosa hektarweise Olivenbäume vernichtet, ist schwer vorstellbar, aber bereits geschehen. So sind in Apulien 2014 bereits 23.000 Hektar Olivenbäume dem Bakterium zum Opfer gefallen.
Das Bakterium befällt das Xylem, also das Leitgewebe, von Gehölzen. Das wird zunächst braun und stirbt schließlich ganz ab. Als Überträger wirken Insekten, die am Xylem saugen wie zum Beispiel die Wiesenschaumzikade.Solche sogenannten Vektoren, Krankheitsüberträger, nehmen die Bakterien beim Saugen an einer infizierten Pflanze auf und übertragen sie auf gesunde Pflanzen. Ein weiterer Übertragungspfad ist das Anpflanzen bereits befallener Gehölze. Die Europäische Union hat daraufhin mit einem Durchführungsbeschluss reagiert. Danach dürfen aus den Befallsgebieten in Italien stammende bestimmte Pflanzen nicht mehr zu uns kommen bzw. im Freiland gesetzt werden und müssen getestet sein. Allerdings sind die gefährlichen Bakterien über infizierte Kaffeepflanzen aus Costa Rica bereits in Deutschland angekommen, wie das Julius-Kühn-Institut in Braunschweig nachgewiesen hat.
Folgende Symptome können auf Xylella fastidiosa hinweisen: Die Blätter zeigen zunächst leichte Chlorosen oder verfärben sich vom Blattrand beginnend in einen Bronzeton, werden dann wässrig, bevor sie braun werden und schließlich ganz absterben. Meist sind an einzelnen Zweigen gleichzeitig alle Blätter betroffen. Das Bakterium kann sowohl in Gärten und Parks als auch in Baumschulen auftreten.
Neben Quarantäneerregern beobachten die Pflanzenschutz-Experten neue invasive Schädlinge. Nach Buchsbaumzünsler und Kirschessigfliege ist dieses Jahr die Bläulingszikade ins Visier der Wissenschaftler geraten. Diese aus den USA stammende Wanze tritt in großen Kolonien auf und befällt über sechzig verschiedene Bäume und Sträucher. Darunter Haselnuss, Oleander und Tulpenbaum. Krautige Pflanzen welken und die Triebe vertrocknen. Typische Symptome sind viel Wolle an der Blattunterseite und starkauftretender Honigtau. All das macht Zierpflanzen unverkäuflich.
Ebenfalls auf dem Vormarsch ist die Marmorierte Baumwanze, die an Blättern und Früchten von Ahorn, Schmetterlingsflieder, Hibiskus und Co., aber auch an Paprika und Tomaten saugt. Gefährlich ist dieses auch als Stinkwanze bekannte Insekt besonders für Obstplantagen. Der aus Ostasien stammende Schädling unterscheidet sich von der harmlosen Grauen Gartenwanze durch fünf helle Flecken auf dem Rücken. Charakteristisch ist überdies die kreisrunde Eiablage.
Die staatlichen Pflanzenschutzämter versuchen zu verhindern, dass die eingewanderten Schädlinge bei uns Fuß fassen. „Üblicherweise erobern invasive Arten zuerst Parks und Gärten und landen dann in den Gewächshäusern oder auf den Feldern“, berichtet Dr. Mareile Zunker vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg. Die Karlsruher Pflanzenschützer haben gerade erst ein neues hermetisch abgeriegeltes Gewächshaus aufgestellt, um gefährliche Schadorganismen in Quarantäne zu nehmen und besser zu erforschen. „Glücklicherweise hat jeder dieser Schädlinge auch eine Reihe natürlicher Feinde. Gegenspieler der Bläulingszikade sind beispielsweise aus den USA stammende Parasitoide wie zum Beispiel Schlupfwespen. Auch harte Winter würden viele eingewanderte Schädlinge vernichten“, erklärt Gartenbauingenieurin Zunker.
Auf jeden Fall heißt es für Gärtner immer wachsam zu bleiben. Wer unbekannte Schädlinge findet, sollte sie direkt oder gute Fotos von ihnen an die örtlichen Pflanzenschutzämter schicken. In Deutschland sind die jeweiligen Pflanzenschutzämter der Länder zuständig. Jutta Schneider-Rapp, (aid)