Leipzig-Halle (pte/15.07.2006/06:06) – Eingeschleppte Tier- und
Pflanzenarten geraten immer mehr in den Fokus der Forschung. Das
Bundesamt für Naturschutz schätzt den Schaden auf mindestens 100 Mio.
Euro pro Jahr in Deutschland. Wissenschaftler aus Spanien, Irland, der
Tschechischen Republik, der Schweiz und Deutschland stellen dazu ihre
aktuellen Ergebnisse und Prognosen innerhalb des Europäischen
Wissenschaftsforum ESOF http://www.esof2006.org vom 15. bis 19. Juli in
München vor. Initiator ist das Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle
(UFZ) http://www.ufz.de.
"Durch die eingeführten Tier- und Pflanzenarten werden die einheimische
Arten lokal verdrängt", erklärt Ingolf Kühn vom Umweltforschungszentrum
Leipzig-Halle (UFZ) im Gespräch mit pressetext. So führen
beispielsweise veränderte Stoffflüsse zu einer höheren
Stickstoffanreicherung und damit zu einer anderen Zusammensetzung der
Pflanzenarten. Dabei wird eine Pflanze meist dominant. Bei den Tieren
sind es vor allem der Mink und die Flusskrebse aus Nordamerika oder die
Zebramuscheln, die einheimische Tierarten verdrängen. Es gibt aber
Gebiete, wo die Auswirkung stärker ist, als in anderen, so Kühn.
So stellt der Riesenbärenklau eine Gesundheitsgefährdung für den
Menschen dar. Er enthält eine chemische Substanz in den Blätterhaaren,
die bei Kontakt auf der menschlichen Haut in Verbindung mit Sonnenlicht
Verbrennungen auslöst. Die Ambrosie ist ursprünglich in den USA und
Kanada heimisch. Durch den Flug- und Schiffsverkehr, aber auch mit
Saatgut und Getreide wurde sie nach Ungarn, Polen, Südfrankreich, der
Slowakei und Tschechien eingeschleppt. Über Österreich gelangt sie nun
nach Süddeutschland und breitet sich weiter aus. Sie hat ein extrem
hohes Allergiepotenzial und blüht sehr spät, erst im August. Damit
verschiebe sich die Allergikerzeit noch einmal um vier Wochen nach
hinten, erläutert Kühn.
Lediglich ein Zehntel aller zugewanderten Arten überlebt in ihrem neuen
Siedlungsgebiet. Davon bringt ein Zehntel das Ökosystem aus dem
Gleichgewicht und verursacht massive Schäden. Ein Beispiel für
importierte Pflanzen ist die Mahonie aus dem Nordwesten der USA. Wegen
seiner Farbenpracht wurde der immergrüne Strauch schnell bei den
Gärtnern in Europa beliebt. Doch inzwischen beschränkt sich die Pflanze
schon lange nicht mehr nur auf die Gärten, denn Vögel verbreiten den
Samen. Dadurch dominiert der Zierstrauch in einigen Teilen
Ostdeutschlands bereits die Bodenregion ganzer Wälder und verdrängt
dort die einheimischen Beerensträucher.
Importierte Pflanzen wie die Mahonie mutieren zu einer aggressiven Art
und verdrängen andere Arten und verändern den Charakter von
Landschaften. Die möglichen Ursachen untersuchen Wissenschaftler
verschiedener Forschungsprojekte weltweit bereits seit einigen Jahren.
Das Forschungsprojekt GIANT-ALIEN http://www.giant-alien.de forscht auf
den Gebieten der Taxonomie, Genetik, Populationsbiologie und Ökologie.
Bei DAISIE http://www.daisie.se werden alle bekannten Invasionsarten in
den Ländern Europas erfasst. Dabei werden Informationen zu Ökologie und
Verbreitung von invasiven Pflanzen und Tieren gesammelt und über eine
Internet-Datenbank allen Interessierten zugänglich gemacht. ALARM
befasst sich mit den Bereichen Klimawandel, dem Verlust an Bestäubern
wie Bienen, Hummeln und Schmetterlingen, den in der Umwelt vorhandenen
Schadstoffen sowie der Invasion gebietsfremder Tier- und Pflanzenarten.
An ALARM sind 54 Partner in 26 Ländern beteiligt.