05.08.2012 „Ich hab‘ da mal was vorbereitet“

1. Herr Pütz, während Ihrer Studienzeit galten Sie als Aufklärer und Rebell. Was
bewegt Sie heute?

Ich lebe nach der Devise: „Du darfst die Ressourcen der Erde nur so nutzen,dass unsere Kinder und Kindeskinder die gleichen Chancen haben wie wir.“ Das geht nur mit Fortschritt und Technik, nicht mit Technikfeindlichkeit. Außerdem setzte ich mich für den fairen Handel ein, aus diesem Engagement entstand die Organisation „Transfair“.

2. Mit Ihrem Ansatz, Wissenschaftsthemen im Fernsehen unterhaltsam aufzubereiten, haben Sie ein neues Fernsehformat geschaffen. Was war Ihre Motivation?

Ich wollte Wissen weitergeben und damit normale, einfache Menschen erreichen, ich wollte auch interessierte Leute mit Hauptschulabschluss ansprechen und nicht nur diejenigen, die sowieso Zugang zur Bildung haben. Die „Hobbythek“ zum Beispiel war für mich ein trojanisches „Steckenpferd“, um Wissenschaft unter die Leute zu bringen und das Ursache-Wirkung-Denken weiterzugeben. Das habe ich immer anhand von konkreten Beispielen demonstriert: „Ich hab da mal was vorbereitet …“

3. Sie sind gelernter Elektriker, waren Studienrat, Moderator, Autor und Produzent. Warum haben Sie damals den sicheren Lehrerberuf aufgegeben?

Das hat sich so ergeben. Es war ein unglaubliches Glück, dass der WDR mich gebeten hat, eine eigene Redaktion „Naturwissenschaft“ aufzubauen, und ich hatte da freie Hand. Das brauchte ich, um kreativ zu sein.

4. Wie kam es zur Hobbythek, die Sie 30 Jahre leiteten?

Die Hobbythek ist aus einer Elektronik-Bastelsendung entstanden, sie lief einmal im Monat. Auf meinem Mist sind aber noch viele Einzelsendungen gewachsen. Dabei ging es meist um technische Neuerungen – da war ich der Zeit immer voraus. Ich habe Einführungen in die Digitaltechnik gemacht, etwa zum Thema digitale Schallaufzeichnung, ich habe aber auch den Satellitenempfang und die Fernsehtechnik erklärt.

5. Wie erklären Sie sich den großen Erfolg Ihrer Sendungen, zum Beispiel der Hobbythek?

Viele Menschen empfinden eine große Befriedigung, wenn sie etwas mit eigenen Händen fertigen. Ich denke, die Menschen haben häufig nicht mehr viele Erfolgserlebnisse in ihrem Alltag. „Schalt mal ab und knips dich an!“, das war unser Motto. Ich wollte, dass sie durch die Sendung angeregt werden, selbst aktiv zu werden.

6. Sehen Sie sich selbst eher als „Albert Einstein“ oder „Daniel Düsentrieb“, Wissenschaftler oder Tüftler?

Es war immer mein großer Ehrgeiz, Zusammenhänge zu erkennen, aber als Wissenschaftler kann ich mich nicht bezeichnen, dafür habe ich nicht die Ausbildung. Trotzdem war ich 14 Jahre Vorsitzender der Wissenschaftspressekonferenz, die ich mitgegründet habe.

7. Die Palette Ihrer Erfindungen reicht vom Klappboot bis hin zu selbst hergestellten Kosmetikartikeln. Wie wird man Erfinder?

Das weiß ich nicht. Man muss selbstkritisch sein, und man muss viel Liebe zu den Menschen haben, die man ansprechen will. Ich habe alles an mir selbst ausprobiert – wenn ich überlebt hatte, habe ich daraus eine Sendung gemacht.

8. Ihre Bücher haben Millionenauflagen erreicht und Generationen von Bastlern und Heimwerkern inspiriert. Haben Sie in letzter Zeit selbst etwas ausgetüftelt?

Mein jüngstes Projekt ist ein Landhaus, das ich mir erst jetzt leisten konnte. Die ersten Ideen dazu hatte ich schon in den 80er-Jahren – schon damals war ich überzeugt, dass man ein Null-Energie-Haus, das von außen keine Energie mehr braucht, bauen kann. 2005 habe ich mit dem Bau begonnen und alles verwirklicht, was ich mir früher erträumt habe. Ich habe einen großen Teich, Wasserrückgewinnung, einen Wärmetauscher, um die kalte Luft vorzuwärmen, Solar, Thermosolar und Photovoltaik. Im Keller steht ein Kleinkraftwerk.

9. Auf Ihrer Homepage steht, dass Sie sich zu neuen Ufern aufmachen. Wie sehen diese aus?

Ich mache im Jahr 30 bis 40 „Pützmunter Shows“, nicht im Fernsehen, sondern direkt vor dem Publikum. Das finde ich herrlich. Und ich widme mich meiner Familie sehr viel mehr
als zuvor und freue mich an meiner kleinen Tochter. Außerdem möchte ich gesund bleiben. Ich ernähre mich bewusst und mache Sport, wenn ich meinen Schweinehund überwinden kann.