Jean Pütz:
„Diesen Artikel geben wir nur deswegen in unsere Homepage, damit eine Diskussionsgrundlage zum Thema Fracking entsteht. Berücksichtigen sollte man, dass der Verband der Geowissenschaftler ein Interesse daran hat, weil es ja auch Aufträge bringt, Gutachten zu erstellen, und ggf. bei der Förderung unterstützend zu wirken. Dass Fracking generell in Bausch und Bogen zu verdammen, halten wir genauso für falsch wie es als Methode der Zukunft zu propagieren.
Was mich – Jean Pütz – vor allen Dingen stört ist, dass die Firmen, die Fracking betreiben, die Zusammensetzung der in den Boden unter hohem Druck eingepressten Flüssigkeit nicht offenlegen. Angeblich weil das Betriebsgeheimnisse seien. Das Argument, dass nur verschwindet wenig Chemikalien vermischt mit dem Einspülwasser eingebracht werden, ist für mich nicht haltbar, denn wie beim Menschen kommt es nach Parazelsus auf die Dosis an, und da kann schon wenig Gift extrem schaden. Da erinnere ich mich an die Kosmetikbranche, die damals auch ihre Offenlegung der Inhalte mit dem Argument der Konkurrenz weggewischt hat. Gott sei Dank ist das zum Teil in der Kosmetikbranche überwunden.“
Fracking: Risiko oder Chance?
Die Nutzung und Gewinnung von Rohstoffen und Energie aus dem Untergrund bedarf in jedem Fall einer fundierten geowissenschaftlichen Vorbereitung und Begleitung. Das trifft auch auf die derzeit umstrittene Methode des Fracking zu. Unter dieser Voraussetzung befürwortet der Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler (BDG) die Technologie des Fracking.
Das Hauptargument der Fracking Kritiker, die Verunreinigung des Trinkwassers, kann Klaus Bücherl, Geschäftsführer von tewag und Vorstandsmitglied des Berufsverbandes Deutscher Geowissenschaftler (BDG) e.V., nicht nachvollziehen: „Seit diese Technik in Deutschland eingesetzt wird, ist kein einziger Fall einer Grundwasserverunreinigung durch Fracking aufgetreten.“
Fracking ist eine Technologie, die seit einigen Jahrzehnten in der Erdöl- und Erdgasförderung eingesetzt wird, seit 1990 auch regelmäßig in Deutschland. Neu ist lediglich der Einsatz in den so genannten unkonventionellen Lagerstätten, in denen die Energieträger durch die hydraulische Stimulation erst mobilisiert werden.
Beim Fracking werden durch Einpressen von Wasser in den Untergrund kontrolliert künstliche Risse erzeugt, die die Durchlässigkeit der Gesteine erhöhen. Aus technischen Gründen werden dem Wasser Stützmittel (Quarzsand) und chemische Begleitstoffe zugesetzt. Die Konzentrationen dieser Begleitstoffe sind dabei so gering, dass sie im Sinne des Chemikalienrechts nicht mehr giftig sind. Die Schichten, in die diese Flüssigkeit eingepresst wird, liegen einige tausend Meter unter der Erdoberfläche. Die darin enthalten Formationswässer sind aufgrund primär vorhandener, geogener hoher Salz- und Schwermetallgehalte nicht als Trinkwasser geeignet und haben keinen Kontakt mit der Biosphäre und oberflächennahem Grundwasser.
Das Bohrloch wird gegenüber Grundwasser führenden Schichten mit einzementierten Stahlrohren abgedichtet. Zwischen dem nutzbaren Grundwasser und den Lagerstätten liegen mehrere hundert bis einige tausend Meter mächtige und abdichtende Gesteinspakete.
Auch die Auffassung, Fracking könne Erdbeben auslösen, entkräftet Klaus Bücherl: „Die Auswirkung des Frackings können zwar seismisch gemessen werden. Diese mikroseismischen Ereignisse bleiben aber in der Regel weit unter der Spürbarkeitsgrenze. In Deutschland ist es bei keiner der bisher durchgeführten Frackingmaßnahmen zu einem spürbaren Beben gekommen“.
„Das exakte Wissen um die geologische Situation des Untergrunds ist für den sicheren Einsatz dieser Methode allerdings eine Voraussetzung“ schränkt Dr. Ulrike Mattig, Vorsitzende des BDG, ein. „Die Geofachdaten, die die Geologischen Dienste der Länder vorhalten spielen hier eine wichtige Rolle, genauso wie die geowissenschaftlichen Consultingbüros, die hier ihre Kernkompetenz haben.“
Ein weiterer neuer und in der Zukunft bedeutsam werdender Anwendungsbereich ist das Fracking in Verbindung mit der Erschließung von geothermischer Energie zur umweltfreundlichen Stromerzeugung. „Wir sollten daher“ so Klaus Bücherl, „das Fracking als Chance für zukünftige Entwicklungen verstehen und durch wissenschaftliche Begleitung eventuelle Risiken minimieren“.