Forschung wird zum Schlüssel für die Energiewende

KIT-Präsident: Forschung wird zum Schlüssel für die Energiewende

Frankfurt – Bei der Energiewende ist es nicht allein mit dem Abschalten von Kernkraftwerken und dem Bau von Windgeneratoren getan. Der Au fbau eines nachhaltigen Energiesystems für Deutschland braucht nach Ansicht des Präsidenten des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), Prof. Eberhard Umbach, vielmehr Veränderungen der gesamten Gesellschaft. Beim FIAS-Forum des Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) sagte der renommierte Physiker am Mittwoch in Frankfurt: "Die gesellschaftlichen, sozialen, politischen und ökonomischen Aspekte der Energiewende sind bei weitem noch nicht in dem Maße erforscht wie erforderlich." Entscheidend für einen Erfolg, eine Verminderung der Treibhausgase um 80 Prozent bis zum Jahr 2050, seien Energieeinsparung, Effizienzgewinne und Ressourceneinsparungen, bei denen Kunden und Verbrauchern eine wichtige Rolle zukomme. Durch sozioökonomische Forschung müssten die Möglichkeiten geklärt werden, die Schnittstelle Energiesystem-Mensch zu optimieren. Dies sei die größte Herausforderung bei der Energiewende.

Neb en der gesellschafts- und sozialwissenschaftlichen Forschung, so der Wissenschaftler, müsse aber für einen Erfolg der Energiewende auch noch sehr viel technische Forschungs- und Entwicklungsarbeit geleistet werden. Als Beispiele nannte er die fehlenden Energiespeicher und Energienetze. Vor allem aber forderte er sehr viel Flexibilität bei der Planung und Offenheit für jegliche Art der Optimierung. "Auch auf den ersten Blick verrückt erscheinende Ansätze sollten wir ausprobieren dürfen, also echte Grundlagenforschung betreiben, nicht nur anwendungsgetriebene Zweckforschung", sagte Prof. Umbach. Angesichts der zahlreichen großen Herausforderungen der Menschheit, von der Überbevölkerung bis zum Klima- und Umweltschutz, sieht der KIT-Präsident die sichere und bezahlbare Energieversorgung als Schlüssel: "Denn ausreichende Nahrungsversorgung, sauberes Wasser und Gesundheit sind ohne eine sichere und bezahlbare Energieversorgung nicht zu bekommen – und ohne diese ist keine politische Stabilität zu erreichen."

Beim FIAS-Forum sprechen im Abstand von wenigen Wochen herausragende Wissenschaftler aus Deutschland und dem Ausland über aktuelle Themen der Zeit und die Möglichkeiten, die Forschung zu ihrer Lösung beitragen kann. Am 5. Juli 2012 etwa spricht der Frankfurter Physiker Prof. Walter Greiner über Chancen und Risiken der Antimaterie.

Das Frankfurt Institute for Advanced Studies führt in der Science-City Frankfurt-Riedberg als "Denkfabrik" engagierte Forscher aus Physik, Medizin, Biologie, Chemie, Neuro- und Computerwissenschaften zusammen. Sie arbeiten daran, durch Vernetzung der Disziplinen die Vielfalt der experimentellen Ergebnisse theoretisch zu verstehen. Über 160 Wissenschaftler/innen und Doktoranten/innen aus mehr als 25 Ländern sind am FIAS tätig. Sie versuchen, Strukturen zu identifiz ieren, suchen nach Regeln und Gesetzmäßigkeiten, erstellen Modelle und verifizieren sie durch Simulation am Computer.