Fettes Essen schädigt die Leber wie Alkohol

Fettes Essen schädigt die Leber wie Alkohol

Schlemmen an den Festtagen ist erlaubt – bei gesundem Lebensstil

Berlin
– Gans, Glühwein und viel zu viele Plätzchen: An den
Weihnachtsfeiertagen essen Menschen oft zu viel. Wer sich den Rest des
Jahres über gesund ernährt, darf mal über die Stränge schlagen.
Diejenigen aber, die dauerhaft zu üppig essen und sich dabei auch noch
wenig bewegen, riskieren Übergewicht und als Folge eine Fettleber. Über
zehn Millionen Menschen in Deutschland – also mindestens jeder Achte –
leiden unter einer Fettleber. Sie ist oft die Vorstufe von Leberzirrhose
und -krebs und erhöht das Risiko für Diabetes, Schlaganfall oder
Herzinfarkt, warnt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie,
Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).

„Die
Fettleber entwickelt sich in jüngster Zeit in rasantem Tempo zu einer
Volkskrankheit“, sagt DGVS-Sprecher Professor Dr. med. Christian
Trautwein, Direktor der Klinik für Gastroenterologie,
Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin
(Medizinische Klinik III) an der Uniklinik RWTH Aachen. Die Gefahr, die
von einer verfetteten Leber ausgehe, werde häufig unterschätzt.

Ursache
für eine Fettleber ist nicht nur übermäßiger Alkoholgenuss, sondern oft
auch zu fettiges Essen oder eine genetische Vorbelastung, erläutert
Trautwein. Ein Diabetes kann Folge und Grund für die krankhafte
Veränderung der Leber sein, auch die Einnahme von Medikamenten. Mit der
wachsenden Zahl an Übergewichtigen in der Bevölkerung steige auch die
der Fettleber-Patienten kontinuierlich an. Das Tückische: Betroffene
spüren am Anfang so gut wie keine Symptome. „Völlegefühl, Müdigkeit,
manchmal etwas Druck im rechten Oberbauch: das ist alles“, sagt
Trautwein.

Dabei
ist eine frühe Diagnose wichtig, denn bislang sind keine Medikamente
gegen eine Fettlebererkrankung zugelassen. Dies gilt auch dann, wenn
sich aus einer ‚einfachen‘ Fettleber eine Steatohepatitis, also eine
Entzündung, oder bereits eine Leberzirrhose entwickelt hat. Bei
Leberzirrhose vernarbt das Gewebe und das Organ verliert nach und nach
seine Funktion. Oft folgt ihr Leberkrebs. Schwere Leberschäden sind
irgendwann nur noch durch eine Lebertransplantation zu behandeln.
„Menschen mit einer Fettleber müssen deshalb aktiv ihren Lebensstil
ändern, und je eher sie dies tun, umso leichter kann sich die Leber
regenerieren“, betont Trautwein.

Auch
wenn es zunächst widersprüchlich klinge, könne die Weihnachtszeit
hierfür ein guter Startpunkt sein. „Die Menschen sollen an den Festtagen
Freude und Genuss empfinden“, sagt Trautwein. Doch vielleicht erlaube
gerade auch die Ruhe dieser Tage, sich um die eigene Gesundheit und
Zukunft Gedanken zu machen. „Für Menschen, die sich für eine
Lebensstiländerung entscheiden, gibt es vielfältige Hilfsangebote“,
erklärt Trautwein. Der Hausarzt oder auch der behandelnde
Gastroenterologe könne die entsprechenden Kontakte vermitteln.

„Erklärtes
Ziel der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und
Stoffwechselkrankheit ist es, der unheilvollen Entwicklung zunehmender
Fettlebererkrankungen entgegenzuwirken“, so Trautwein. Ein erster
Schritt müsse sein, die Menschen über die Krankheit und ihre möglichen
Folgeerkrankungen zu informieren.

Die
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und
Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche
Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute
vereint sie mehr als 5000 Ärzte und Wissenschaftler aus der
Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich
wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und
Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs.
Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und
Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen
der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.