Forscher warnt: Fastfood macht eher dumm als fett
Zürich (pte019/17.11.2016/10:30) –
Fettreiches Essen stört die Reifung eines Teils der Hirnrinde bei Heranwachsenden massiv. Das haben Forscher der ETH Zürich http://ethz.ch in einer neuen Studie herausgefunden. Die Folge im späteren
Erwachsenenalter: Es drohen Defizite bei Lernprozessen, der
Persönlichkeit und der Impulskontrolle. Details wurden in der
Fachzeitschrift "Molecular Psychiatry" veröffentlicht.
Präfrontaler Cortex betroffen
Zu dem besorgniserregenden Befund sind die
Wissenschaftler anhand eines Mausmodells gekommen, bei dem
heranwachsende und erwachsene Mäuse entweder mit extrem fettreicher oder
mit normaler Nahrung gefüttert wurden. Das fettreiche Futter enthielt
überproportional große Mengen an gesättigten Fetten. Solche Fette sind
zum Beispiel besonders häufig in Fastfood, Wurstwaren, Butter, aber auch
in Kokosöl enthalten.
Schon nach vier Wochen beobachteten die Forscher bei
den Jungtieren, die fettreiche Nahrung erhielten, erste kognitive
Defizite. Diese traten auf, noch ehe diese Mäuse an Gewicht zulegten.
Entscheidend für die Entstehung dieser Defizite ist das Zeitfenster des
Fettkonsums: Dieser wirkt sich vornehmlich in der Adoleszenz, also in
der Zeit von der späten Kindheit bis zum jungen Erwachsenenalter,
negativ auf die Reifung des sogenannten Präfrontalen Cortex aus.
Tests mit Mäusen übertragbar
Die Reifung des Präfrontalen Cortex dauert länger als
diejenige anderer Hirnstrukturen – und macht ihn besonders anfällig. Er
ist bei Mensch und Maus erst im frühen Erwachsenenalter abgeschlossen.
Der Reifungsprozess macht ihn anfällig für negative Umwelteinflüsse wie
Stress, Infektionen oder Traumata – oder eben: einseitige unausgewogene
Ernährung. Der Präfrontale Cortex ist das, was den Menschen im
Eigentlichen zum Menschen macht: Er ist der Sitz von Gedächtnis,
Planung, Impulskontrolle und vor allem dem Sozialverhalten.
Keinen Verhaltenseffekt konnten die Experten hingegen
bei ausgewachsenen Mäusen, die über längere Zeit (zu) fettreiche Nahrung
aufnahmen, beobachten. Bei ihnen geriet allerdings der Stoffwechsel aus
den Fugen: Sie verfetteten. "Das schließt allerdings nicht aus, dass
fettreiche Nahrung nicht auch die Gehirne von erwachsenen Mäusen
schädigen kann", verdeutlicht Urs Meyer, ehemaliger Gruppenleiter des
Labors für Physiologie und Verhalten an der ETH Zürich und heute
Professor an der Universität Zürich, die aktuellen Ergebnisse.
"Ähnlich wie beim Menschen reift der Präfrontale Cortex
bei der Maus vornehmlich in der Adoleszenz", erläutert Meyer. Auch die
Leistungen, die dieser Hirnregion zugeschrieben werden, sind bei Mensch
und Maus vergleichbar. Ebenfalls stimmen die Nervenzellstrukturen in
beiden Organismen überein. Der Forscher räumt allerdings ein, dass die
fettreiche Nahrung – über 60 Prozent der Kalorien wurden den Mäusen
durch Fette zugeführt – nicht dem entspricht, was die meisten Menschen
(und Mäuse) über längere Zeit einnehmen. Diese Art der Zuspitzung wurde
bewusst gewählt, um den Effekt fettreicher Nahrung auf die Gehirnreifung
klar und deutlich aufzuzeigen und den Prinzipienbeweis erbringen zu
können.