Ich habe mich sehr mit dem Thema „Falschmeldungen und Verankerung“ während meines Soziologie-Studiums beschäftigt, wo wir ein Experiment durchgeführt haben. Das Internet war noch nicht geboren:
Wir verbreiteten in den Jahren 1963/64 an der Universität zu Köln unter Leitung von Prof. René König und Prof. Erwin K. Scheuch eine bewusste Falschmeldung und veröffentlichten Sie in der Studentenzeitung. Einen Tag nach Erscheinen befragten wir die Leser und vermerkten, dass 90% diese Meldung antizipiert hatten, denn sie war sehr prägnant postiert.
In der nächsten Ausgabe haben wir sie genauso prägnant dementiert. Die erneute Befragung ergab, dass dann ca. 70% den Inhalt dieses Dementis zur Kenntnis genommen hatten.
Vier Wochen später haben wir noch einmal den Komplex rund um die Falschmeldung und das Dementi abgefragt. Es stellte sich heraus, dass die Falschmeldung sich signifikant im Gedächtnis der Studenten festgesetzt hatte und das Dementi weitgehend seine Wirkung verlor.
Die Conclusion: Die Erstmeldung gräbt sich viel stärker in das menschliche Gedächtnis ein als ein mögliches Dementi. Dies ist auch auf Falschmeldungen aus dem Internet 1:1 zu übertragen. Deswegen begrüße ich besonders die Initiative der Politischen Akademie Tutzing:
Ihr Jean Pütz