Facebook-Zensur wird Werbegag

pte20180724012 Medien/Kommunikation, Kultur/Lifestyle

Rubens-Nackte: Facebook-Zensur wird Werbegag

Flämischer Tourismusverband setzt auf Social-Media-Kritik

Zensoren im Museum: schöne neue Facebook-Welt (Foto: toerismevlaanderen.be)
Zensoren im Museum: schöne neue Facebook-Welt (Foto: toerismevlaanderen.be)

Brüssel (pte012/24.07.2018/12:10) –

"Künstlerische Zensur verfolgt Peter Paul Rubens weiterhin", so der flämische Tourismusverband Toerisme Vlaanderen http://toerismevlaanderen.be . Denn Facebook lösche Postings, auf dem nackte Schönheiten von Rubens
und anderen flämischen Meistern zu sehen sind. Der Protest per offenen
Brief, den diverse Museen unterzeichnet haben, ist aber auch als
Werbegag zu sehen – immerhin gibt es als Begleitung auch ein Video, das
Facebooks Nackt-Zensur aufs Korn nimmt.

Alte Meister und neue Medien

Der Barock-Maler Rubens ist unter anderem für diverse
Werke bekannt, auf denen oft üppige Nackte und unbekleidete kleine
Liebesengel zu sehen sind. Im 17.Jahrhundert wurde er noch von der
Kirche aufgefordert, Lendentücher über bestimmte Stellen zu malen. Doch
auch für neue Medien wie Facebook zeigen manche Rubens-Werke zu viel
Haut. "Wir haben bemerkt, dass Facebook konsistent Kunstwerke unseres
geliebten Peter Paul Rubens ablehnt", kritisiert jedenfalls der offene
Brief von Tourismusverband und Museen.

"Es kann doch nicht so schwer sein, kulturelles Erbe
von bloßer Nacktheit zu unterscheiden", meint Peter De Wilde, CEO von
Toerisme Vlaanderen. Dass Facebook-Zensoren genau daran aber offenbar
doch häufig und kläglich scheitern, ist für Museen gerade in der Region
Flandern, wo flämische Meister nun einmal das Zugpferd schlechthin sind,
problematisch. Immerhin werben auch Kultureinrichtungen auf Facebook
und das bevorzugt mit Aufnahmen ihrer besten Stücke – was bei manchen
Werken alter Meister unglücklicherweise etwas zweideutig ausfällt.

Nacktschauer-Rauswurf

Der Tourismusverband nimmt die Zensur-Diskussion
freilich auch gleich mit einem ironischen Video werbewirksam aufs Korn.
Darin ist zu sehen, wie Social-Media-Inspektoren des "fbi" im Rubenshaus https://rubenshuis.be/de jene "Nacktschauer" vor die Tür zitieren, die einen Facebook-Account
haben. Denn modernes soziales Medium verträgt sich einfach nicht mit
altmodischem Akt.

Was Tourismusverband und Museen natürlich nicht
breittreten ist, dass das Problem im Fall von Facebook am puritanischen
Übereifer mancher Moderator-Zensoren und/oder unzureichenden
automatisierten Algorithmen liegen muss. Denn laut aktuell gültigen
Gemeinschaftsstandards (24. Juli 2018) "sind Fotos von Gemälden,
Skulpturen und anderen Kunstformen gestattet, die nackte Personen oder
Figuren zeigen."