Neue DGRh-Leitlinie soll Früherkennung einer
Spondyloarthritis verbessern
Entzündlicher Rückenschmerz oft jahrelang
fehlgedeutet
Düsseldorf – Chronische Rückenschmerzen
entstehen meist durch überstrapazierte oder einseitig belastete
Muskeln,
Sehnen und Bänder. Andere Ursachen lassen Ärzte bei der Diagnose häufig
außer Acht. Dabei kann auch eine rheumatisch-entzündliche Erkrankung
der
Wirbelsäule Grund für die Schmerzen sein: Rund eine Million Menschen in
Deutschland leiden an der sogenannten axialen Spondyloathritis (SpA),
deren bekannteste Unterform der Morbus Bechterew (ankylosierende
Spondylitis) ist. Wegen der unspezifischen Frühsymptome diagnostizieren
Ärzte eine SpA oft erst mit jahrelanger Verspätung. Um dem
entgegenzuwirken, wurde unter Leitung der Deutschen Gesellschaft für
Rheumatologie (DGRh) eine neue S3-Leitlinie erarbeitet, die sie am 18.
September auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf anlässlich ihres 42.
Jahreskongresses erläutert.
„Zwischen dem Auftauchen erster Symptome
einer SpA und der Diagnose
liegen im Durchschnitt mehrere Jahre“, sagt Dr. med. Uta Kiltz vom
Rheumazentrum Ruhrgebiet in Herne, Autorin der neuen DGRh-Leitlinie.
Erste Symptome der Erkrankung sind tiefsitzende, häufig nächtlich
auftretende Rückenschmerzen und eine Steifigkeit der Wirbelsäule.
Patienten mit diesen Beschwerden gehen in erster Linie zu Ärzten ohne
rheumatologische Erfahrung, die die SpA nicht sofort im Blick
haben.
„Die
Erkrankung äußert sich meist erstmals im zweiten bis dritten
Lebensjahrzehnt“, erklärt Kiltz. „Bei Patienten, die jünger als 45
Jahre
alt sind und länger als drei Monate an chronischen Rückenschmerzen
leiden, sollte der behandelnde Arzt unbedingt der Frage nachgehen, ob
eine Entzündung dahintersteckt.“ Dies kann zum Beispiel dann der Fall
sein, wenn sich die Schmerzen bei Bewegung verbessern, wenn sie vor
allem in der zweiten Nachthälfte auftreten und so stark sind, dass der
Betroffene aufwacht, oder wenn entzündungshemmende Schmerzmittel –
nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) – Linderung verschaffen.
Sprechen
die Symptome für eine SpA, ist eine Überweisung an einen Rheumatologen
angebracht.
Denn
je
früher der Patient effektiv therapiert wird, umso besser: Die mit einer
Häufigkeit von etwa 0,5 Prozent in Deutschland verbreitete Erkrankung
geht mit vielfältigen rheumatischen Beschwerden auch außerhalb des
Skelett- und Gelenksystems einher, darunter Schuppenflechte (Psoriasis)
oder eine entzündliche Erkrankung im Augeninneren, Uveitis. Bei etwa
der
Hälfte der SpA-Betroffenen lassen sich außerdem Darmentzündungen
nachweisen.
„Die
DGRh empfiehlt Betroffenen eine Kombination aus Medikation, Bewegung
sowie einer Patientenschulung“, betont Professor Dr. med. Matthias
Schneider vom Universitätsklinikum Düsseldorf, Tagungspräsident des
DGRh-Kongresses. Als Medikamente der ersten Wahl gelten NSAR.
Patienten,
die darauf nicht ansprechen, raten Rheumatologen
TNF-alpha-Blocker
zu verordnen, Biologika, die in den Entzündungsprozess eingreifen. Über
Diagnose und Therapie der SpA sprechen Rheumatologen auf der
Pressekonferenz am 18. September 2014 im Rahmen des DGRh-Kongresses in
Düsseldorf.