Energiewende blutet arme Haushalte aus

pte20181205018 Umwelt/Energie, Unternehmen/Finanzen

Energiewende blutet arme Haushalte aus

Belastung der Armutsgefährdeten durch Stromkosten hat von 2006 bis 2016 stark zugenommen

(pte018/05.12.2018/13:54) – Unter den erhöhten Preisen durch die
Energiewende haben einkommensschwache Haushalte in Deutschland besonders
zu leiden, weil sie einen größeren Anteil ihres Einkommens für die
Finanzierung ihres Energiebedarfs aufwenden müssen als wohlhabende
Haushalte. Das zeigt eine aktuelle Studie des RWI – Leibniz-Institut für
Wirtschaftsforschung http://rwi-essen.de .

Heizen wird immer teurer

Laut den RWI-Forschern hat die Belastung armutsgefährdeter Haushalte
durch Stromkosten relativ zu ihrem Einkommen in den Jahren 2006 bis 2016
erheblich zugenommen. Sie haben im Jahr 2016 mehr für Strom ausgegeben
als zur Deckung ihres Energiebedarfs zum Heizen und zur
Warmwassererzeugung. So musste ein armutsgefährdeter alleinstehender
Rentner im Jahr 2016 rund 50 Prozent mehr pro Monat für Strom bezahlen
als noch im Jahr 2006.

Während der Anteil der Stromkosten am Einkommen bei wohlhabenderen
Haushalten laut der Studie rund 1,5 Prozent beträgt, musste ein
armutsgefährdete Dreipersonenhaushalt im Jahr 2016 knapp fünf Prozent
des Einkommens zur Begleichung der Stromkosten aufwenden. Die
Verdoppelung der Strompreise seit Einführung des EEG im Jahr 2000 hatte
daher erhebliche Verteilungswirkungen zur Folge.

"Gerechtigkeitslücke verschärft"

Im Fokus der Studie stehen drei Typen armutsgefährdeter Haushalte:
armutsgefährdete alleinstehende Rentner, die keine staatlichen Hilfen in
Anspruch nehmen beziehungsweise erhalten, Arbeitslosengeld II
beziehende Einpersonenhaushalte sowie armutsgefährdete
Drei-Personen-Haushalte. Es werden sämtliche der Energiewende
geschuldeten Abgaben, Umlagen und Steuern, inklusive der auf alle diese
Preiskomponenten entfallenden Mehrwertsteuer, betrachtet.

Grund hierfür ist nicht zuletzt, dass die insbesondere auf die
EEG-Umlage zu zahlende Mehrwertsteuer mittlerweile ein Volumen von
mehreren Milliarden Euro pro Jahr angenommen hat. "Diese Tatsache
verschärft die Gerechtigkeitslücke bei der Verteilung der Kosten der
Energiewende", schreiben die RWI-Ökonomen in ihrem Bericht.

"Um künftige Strompreisanstiege zu dämpfen, sollte die Kosteneffizienz
beim künftigen Ausbau der regenerative Energietechnologien oberste
Priorität haben. Vor allem sollte der Ausbau der Erneuerbaren mit dem
Netzausbau synchronisiert werden, um unnötig hohe Kosten bei der
Aufrechterhaltung der Netzstabilität und weitere Ineffizienzen zu
vermeiden", so RWI-Wissenschaftler Manuel Frondel.